Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Donnerstag, 30. Juni 2011

WM Telegramm No°3

    
Die beiden Favoriten des gestrigen WM-Tages konnten knappe Siege mitnehmen, zweimal hätte es aber knapp eine Überraschung gegeben. Die Außenseiterinnen aus Äquatorialguinea präsentierten sich wuselig gegen schwache Norwegerinnen und es schmerzte beinahe, dass diesen kurz vor Ende doch noch das 1:0 gelang. Brasilien spielte ganz und gar nicht Favoritenhaft, eher ruppig und erzielte ein unerwartetes Tor, wie wenn man noch schnell einen Trumpf aus dem Ärmel zieht. Zweimal also nach Abpfiff ein schales Gefühl - die beiden Underdogs aus Äquatorialguinea und Australien hätten einen kleinen Erfolg verdient gehabt. Die Kurznachrichten.

Dienstag, 28. Juni 2011

WM Telegramm No°2

Der 3. WM Tag: Beide Favoriten blieben unter ihren Möglichkeiten, beziehungsweise Schweden entpuppte sich als Chancentod und die USA bekamen die disziplinierten Nordkoreanerinnen einfach nicht in den Griff. Gewonnen haben sie trotzdem beide. Hier die Kurznachrichten:

Montag, 27. Juni 2011

WM Telegramm No°1

   
Der 2. Spieltag der WM lief wohl unter dem Rubrum: wer trifft den Winkel aus weiter Entfernung am besten? Gleich bei zwei Toren heute blieb uns der Mund offen stehen. Im ersten Spiel gegen Neuseeland trat in der 68. Minute die Japanerin Aya Miyama zum Freistoß an, lässig, als würde sie nur eben mit dem Fuß die Werkzeugkiste wieder unter die Werkbank schieben - der Ball sitzt in der Ecke wie eine Fliege in der Klebefalle zum 2:1 Sieg. Im zweiten Spiel holte Monica Ocampo von Mexiko in der 33. Minute einmal weit mit dem rechten Fuß aus, ließ Fünfe gerade sein und hebelte den langen Ball einfach über die Hände der Engländischen Torfrau in das Netz.
Wir waren live dabei und präsentieren die Kurznachrichten zum 2. Spieltag:

Einwurf: Unsere Rhizom-Mädels, oder warum Margot Honecker nicht besser als Sepp Blatter war.

Von Andrė Schallenberg

Liebe Kolumnenleser und innen, hier wieder ein Einwurf. Mit einer Warnung. Wir müssen wohl - was sagt ihr, liebe Chefinnen? - die Rubrik "Platzverweis" sofortigst einstellen, wegen akuter Überfüllung. Es geht nicht mehr. Warum, fragt man sich, ist die Welt nur voll Dummbeutel, Eitelkrähen und selbstverliebter Machtsäcke? Zum Beispiel diese (ohne dem offiziellen Platzverweis vorgreifen zu wollen, aber wie gesagt, die verstopfen uns eines Tages unseren schönen Blog), also: sagte doch am gestrigen Sonntag anläßlich der Eröffnung der liebe Sepp "Breschnew" Blatter, der liebe Frauenfußball habe eine Art natürliche Altersgrenze, weil "die Frauen dann eine andere Aufgabe" hätten, die lieben Gebärmaschinen!

Coaching Zone: Deutschland - Kanada

   
Eines muss nochmal kurz betont werden: Die WM 2011 hat begonnen! Wie es so meistens ist, man arbeitet 2 Jahre oder mehr auf etwas hin und dann hat es angefangen, ohne dass man es gemerkt hat. Aber diesmal nicht mit uns! Es ist jetzt wirklich losgegangen und wir kosten das aus, von Anfang an, ach was, von vor Anfang an. Nicht umsonst haben uns gestern seit 14:45 (als wir endlich die Wiederholung von dem einzigen Doku-Material der ARD durchstanden hatten - werden die das jetzt jeden Tag spielen?) die Knie geschlackert und sie tun es immer noch.

Sonntag, 26. Juni 2011

Schnittini: Der Spielplan auf einer schönen Din A4 Seite



"Die Frauen-WM 2011 soll ein Event für die ganze Familie sein" findet OK-Präsidentin Steffi Jones. Familienpicknik im Stadion, Friede, Freude, Eierkuchen - wie das geht zeigt unser Spielplan zum runterladen, ausdrucken und aufhängen. Und natürlich ausfüllen.

Gestaltet von Katharina Kellermann

Samstag, 25. Juni 2011

Platzverweis: Nico Rosberg über Frauenfußball und Paralympics

    
Wir wussten bis gestern gar nicht, wer Nico Rosberg ist. Jetzt wissen wir, dass Nico Rosberg ein Problem hat: entweder ist er in seinem Leben zu oft im Kreis gefahren, oder er hat in letzter Zeit zuviele Abgase eingeatmet. Folgendes äußerte er zu der Frage, ob er auch Spiele der Frauenfußball-WM schauen würde: "Man schaut doch auch Paralympics – Menschen, die nicht ganz so große Leistungen bringen können, aber unter sich ist es trotzdem spannend."


Nico Rosberg schaut auch gerne mal Sport an, in dem nicht ganz so große Leistungen erbracht werden, wie er sie tagtäglich leistet, also Sport treibende Behinderte oder Frauen.


Was wir übrigens nicht schauen: Formel Eins. Ist das überhaupt ein (Leistungs)Sport?


(Die einzige Leistung, die dort erbracht wird, ist mehr CO2 zu produzieren als eine Herde furzender Kühe. Und wieviel von den 1 Millionen PS sind eigentlich von Dir und nicht von Deinem Rollstuhl geleistet?)

Update: Wie in den Kommentaren schon angezeigt, unterlag Rosberg anscheinend einer unverschämten und gravierenden Medienvermurksung. Die anwesenden Journalisten auf der Pressekonferenz beölen sich gegenseitig mit sexistischen Äußerungen und bejubeln ihre grandiosen Schlagzeileneinfälle (warum gingen die dann überhaupt zu der Pressekonferenz, fragt man sich). Der Platzverweis gilt also vielmehr den geifernden Medienvertretern und vor allem dem Sport Informations Dienst, der sich nicht entblödete diese Schlagzeile sofort aufzunehmen.
Die Entwicklung der Falschmeldung hat Meedia aufgezeigt.

Schnittini Bildchen No°11



Last but not least:

Inka Grings, erfolgreichste Torjägerin Deutschlands und seit 2008 wieder bei der deutschen Nationalmannschaft am Start. Spielt seit 1995 für den FCR Duisburg. Hauptgefreite (Zeitsoldatin), gelernte Bürokauffrau und arbeitet als Versicherungsvermittlerin.
Unnütze Information: Niemand hat mehr Tore geschossen als Inka Grings. Trotzdem ist dies ihre erste WM.

Freitag, 24. Juni 2011

Gastspiel: Die Ein/Aus-Männer, oder: Her mit der Fintendiskussion im Frauenfußball!

Neulich schrieb Axel Hacke in der SZ, er schaue sich keinen Frauenfußball an. Weil ihn das nicht interessiere. Und weil sein Freund Bruno ein Bildchen in seinem Büro hängen habe, das Männer und Frauen als Maschinenallegorie zeige. Frau: lauter blinkende Kontrollen und Skalen und leichtgängige Hebelchen mit Kindersicherung. Mann: nur ein dicker Kloben als Schalter, ein/aus, und ein Lautstärkeknopf. Fertig. Was er uns damit sagen wollte, weiß man nicht. Vielleicht: Männer ticken anders. Aha. Da kann man eigentlich nur noch sagen, stimmt, so hab ich das noch gar nicht gesehen, Axel, Mensch...

Donnerstag, 23. Juni 2011

Schnittini Bildchen No°10



Zwar scheint zu diesem Turnier auch in der Sturmaufstellung vieles offen, wir haben aber unsere Wahl getroffen:
Birgit Prinz, DIE Frau und Stürmerin des (deutschen) Frauenfußballs. Weltfußballerin 2003 - 2005. Spielt seit 1998 beim 1. FFC Frankfurt und wird nach der WM „in Rente“ gehen.
Physiotherapeutin, staatlich geprüfte Masseurin und Psychologiestudium an der Goethe Universität Frankfurt.
Unnütze Information: Als kleines Mädchen hatte Birgit Prinz ein Poesiealbum (FF-News).

Mittwoch, 22. Juni 2011

My B/log has something to tell you about: WM Songs Teil 1

  
Auf dem Weg zur WM türmen sich die musikalischen Beiträge. Ist ja auch klar, jede_r will hier ein Stück vom Kuchen abhaben. Über die offiziellen Songs sollte man nicht zuviel Worte verlieren, schließlich werden sie uns drei Wochen lang zu den Ohren raushängen. Nur soviel: Mel C singt den offiziellen ZDF WM Song (Veröffentlichung 24.6.) und trotz unserer täglichen Fanbriefe wird Mel B (aka Melanie Behringer) wohl nicht im Musikvideo auftreten. Alexis Jordan erinnert in dem offiziellen FIFA-Song "Happiness" alle an die Heterosexualität. Wir wollen hier aber den Songs am Rande Aufmerksamkeit schenken.

Platzverweis: Mit oder ohne Hupen?!?

 
Zur WM 2011 gibt es mittlerweile einige Apps für das Iphone. Die meisten beschränken sich auf die reinen Infos: Spieltage, Ergebnisse, etc.
Die Entwickler(innen?) des App WM-Spickerin haben sich noch was ganz gewitztes überlegt. Nicht nur gibt es das App mit High Heel Fußballschuh, nicht nur im Handtaschen-Look, sondern sogar mit Jubel-BH. Seit Simone Laudehr damals ihr Trikot lüpfte und den Massenmedien endlich ein brauchbares Bild zum Frauenfußball lieferte, wartet anscheinend die (männliche) Rezipientenschaft auf ein vergleichbares Ereignis. Warum also nicht einfach selbst herstellen? Ohne BHs läuft es wohl zu schlecht, deshalb muss man beim Torjubel einfach nur sein Handy schütteln und da ist er! Hoffentlich fällt es dem ein oder anderen beim Ausführen ins Bier.


Dienstag, 21. Juni 2011

Schnittini Bildchen No°9



Kerstin Garefrekes, Stammkraft auf der rechten Außenbahn, gehört wie Birgit Prinz oder Nadine Angerer zu den „Alten“. Spielt seit 2004 beim 1. FFC Frankfurt. Arbeitete bis zu ihrem Wechsel als Stadtinspektorin der Stadt Rheine, studierte an der FH Frankfurt (Public Management). Jetzt arbeitet sie in der Stadtkämmerei Frankfurt.
Unnütze Information: Ihr Hobby ist Geocaching (spox.com) – wer wissen möchte, worum es sich hier handelt: http://www.geocaching.de/

Sonntag, 19. Juni 2011

Schnittini Bildchen No°8



Lira Bajramaj --- lange Zeit schien es so, als wäre Turbolira von der linken Außenbahn nicht mehr zu verdrängen. Bei der WM 2007 noch Edeljoker hatte Bajramaj im Laufe der letzten Jahre Melanie Behringer aus der Startformation heraus gedrängt. Die letzten Freundschaftsspiele stellen diese Entwicklungen allerdings wieder zur Disposition.
Spielte 2004 – 2009 beim FCR Duisburg, wechselte dann zu Potsdam und nun im Herbst zum 1. FFC Frankfurt.
Lira Bajramaj hat ihre Ausbildung zur Steuerfachangestellten im zweiten Ausbildungsjahr abgebrochen und ist seit dem Sportsoldatin der Bundeswehr.
Unnütze Information: Seit unser Onlineprojekt 2009 gegründet wurde, hat (neben denen, die uns wirklich gegooglelt haben) kein Schlagwort mehr Besucher_innen auf die Spielfeldschnitte verschlagen als „Fatmire Bajramaj nackt“.

Freitag, 17. Juni 2011

Coaching Zone: Deutschland - Norwegen


Belassen wir es doch heute bei einigen kurzen Feststellungen: Der „Knöchel der Nation“ (Prinz) spielte, wenn zwei sich streiten (Behringer-Bajramaj) freut sich die Dritte (Mbabi) und beim Einlaufen der Spielerinnen wird sich beim Blick auf die kleinen Jungs so manche_r gefragt haben, ob das mit dem Super-Duper-Weiblich-Trikot wirklich so eine gute Idee war.
Die 2. Halbzeit überzeugte durch drei goldrichtige Einwechslungen (Behringer, Bajramaj und Popp), durch drei Tore in 5. Minuten (Laudehr, Popp, Popp) und 30 Minuten Dauerregen.

Ein letztes Spiel, noch 10 Tage bis zum Eröffnungsspiel – man kann kaum verhindern, dass man den Blick zurück (letztes WM Testspiel 2007 war auch gegen Norwegen) oder nach vorne wirft. Getestet worden ist genug – und auch die Coaching Zone spart sich ihr Feuer lieber für die kommenden Wochen.

Zwei Fragen aber drängen sich aus diesem Spiel auf und werden uns wohl weiter begleiten: Noch immer scheint die Abwehrkette unkoordiniert und auf der Suche nach ihres Rätsels Lösung. Die erneute Startformation Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter spricht allerdings dafür, dass Silvia Neid sich hier entschieden hat.

Anders sieht der Blick in die vorderen Ränge aus: Prinz und Grings sind großartige Spielerinnen, aber wir müssen mit Blick auf die letzten Testspiele eingestehen: Wirklich Zunder brennt hier nicht. 5-0,5-0,3-0 – wirklich Eindruck machen diese Ergebnisse vor allem dann, wenn man sich überlegt, dass sie zum Großteil auf das Konto der (Einwechsel-)Spielerinnen der zweiten Halbzeit gehen. Eine solide Aufstellung zu haben, die vorarbeitet, die Gegnerinnen müde macht und den Neuen Sicherheit gibt ist wichtig und sinnvoll. Doch wenn ab nächsten Sonntag nur noch dreimal pro Spiel gewechselt werden darf, wird es dann nicht Zeit sich zu überlegen, ob eine Alex Popp nicht von Beginn an spielen sollte?

Schnittini Bildchen No°7






Simone Laudehr, spielte zunächst offensives Mittelfeld, inzwischen aber auf der Doppel6. Seit 2004 beim FCR Duisburg, für den sie zumindest noch dieses Jahr auflaufen wird.
Ausgebildete Bürokauffrau, nun Sportsoldatin.
Unnütze Information: „Früher war ich noch wilder.“ (Juni 2011 europeonline-magazine.eu)

Mittwoch, 15. Juni 2011

Schnittini Bildchen No°6

Besser spät als nie:


Kim Kulig, galt 2009 noch als DAS Nachwuchstalent in der Nationalmannschaft, ist inzwischen aber Routinier im deutschen Mittelfeld. Spielte seit 2008 beim HSV, im Herbst 2011 siedelt sie jedoch wie das Projekt Spielfeldschnitte nach Frankfurt über und wird dort beim 1. FFC Frankfurt spielen.
Im Frühjahr 2010 hat sie Abitur gemacht und genießt momentan den Zustand eines Fußball-Profi (ohne Nebenjob). Das soll sich nach der WM ändern- sie möchte in Richtung Sportmanagement studieren.
Unnütze Information: Kim Kulig besitzt einen Satz Bettwäsche vom VfB Stuttgart. Vielleicht auch deswegen betitelte sie das Hamburger Abendblatt als "gläubige Schwäbin" (Mai 2011).

Montag, 13. Juni 2011

Schnittini 2011: Bildchen No°5



Linda Bresonik, das Allroundtalent, war in den letzten Jahren sowohl als Außen-, Innenverteidigerin wie auch auf der Doppel6 zu finden.
Spielte seit 2008 für den FCR Duisburg, von dem sie sich jedoch im Mai mit bisher unbekanntem Ziel vorzeitig (Vertrag bis 2012) verabschiedet hat.
Linda Bresonik ist ausgebildete Groß- und Außenhandelskauffrau.
Unnütze Information: Nach Beendigung ihrer Karriere möchte sich Linda Bresonik mit dem Hundesalon Lindemann selbständig machen (u. a. dfb.de).

Samstag, 11. Juni 2011

Schnittini 2011: Bildchen No°4



Annike Krahn, renommierte Innenverteidigerin des Nationalteams – im Doppelpack mit Ariane Hingst ließ sie 2007 kein einziges Gegentor zu. Spielt seit 2004 beim FCR Duisburg. Lange von Verletzungen geplagt.
Sie ist Diplom-Sportwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Sportmanagement.
Unnütze Information: Weiterbildung aus Annike Krahns Frage-und-Antwort Rubrik (www.annike-krahn.de): „Anna“ fragt: Wenn ihr im Verein oder bei der Nationalmannschaft einen Pokal gewinnt und ihr dann irgendwann schlafen geht, wo bleibt der Pokal die Nacht über? Annike Krahn: Den Pokal nimmt in der Regel über Nacht ein Betreuer oder jemand aus dem Management mit.

Freitag, 10. Juni 2011

Zu(sammen)schauen


Zum Fußball gehört neben Ball, grünem Rasen und zwei Toren auch das gemeinsame Mitfiebern im Stadion oder vor dem Fernseher in der Kneipe. Was beim Männerfußball auch in den niederen Ligen selbstverständlich ist und Woche für Woche den Lebensrhythmus unzähliger Fans bestimmt, ist für den Frauenfußball noch in weiter Ferne: Kein einziger Frauenfußballbundesligaverein verfügt über ein Stadion, das auch nur einer zweiklassigen Männermannschaft genügen würde. Wenn die Nationalmannschaft Spiele in Deutschland austrägt, ist man in den Millionenschweren Stadien der Männermannschaften zu Gast. Ein nämliches Bild bietet der Blick in die Medienlandschaft: Frauenbundesliga wird im deutschen Fernsehen nicht übertragen. Die mediale Präsenz beschränkt sich auf die Spiele der Nationalmannschaft. Doch auch diese Übertragungen sind noch nicht im Standardprogramm der Sportsbars angekommen.
Zur WM 2011 möchten wir einen Raum zur Verfügung stellen, der das gemeinsame Schauen von etwas ermöglichen, das normalerweise viel zu selten und viel zu einseitig betrachtet wird: Frauenfußball. Zugleich aber möchten wir auch jenes "zusammen" thematisieren: Neben der Übertragung der Spiele haben wir Künstler_innen und Theoretiker_innen eingeladen, mit uns in den drei Wochen der WM über und mit Frauenfußball nachzudenken und zu arbeiten. Das Angebot der Teilhabe an diesem Raum gilt darüber hinaus für all unsere Besucher_innen.

Man findet uns vom 26. Juni - 3. Juli in Die Kupferdiebe / Galerie, vom 4. - 17. Juli in der Galerie Speckstrasse.
Eröffnung ist am 26. Juni um 14 Uhr. Große Abschlussparty am 17. Juli nach dem Finale.
Das Zu(sammen)schauen-Quartier öffnet jeden Tag ca. eine Stunde vor Spielbeginn.



Auch wenn sich im Laufe der Zeit die Teilnehmer_innen und Helfer_innen sicherlich mehren werden, möchten wir uns an dieser Stelle schonmal herzlich bedanken bei: Jenny Beyer, Dani Brown, Johanna Castell, Katharina Kellermann, Lina Klingebeil, Jule Kremberg, Franziska Schnoor, Nicole Selmer, Johanna Seitz, Camilla Vetters, Axel Wernecke, Lydia White.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Schnittini 2011: Bildchen No°3

Die Innenverteidigung scheint nach den letzten beiden Freundschaftsspielen das Problemfeld der Aufstellung. Über keine andere Spielerin wird im Netz kontroverser diskutiert als Bartusiak. Wir enthalten uns an dieser Stelle eines Kommentars - außer der Annahme, dass sie wohl in der Startelf stehen wird.



Saskia Bartusiak, hat sich nach der WM 2007 auf der Innenverteidigerposition gefestigt. Spielt seit 2005 beim 1. FFC Frankfurt.
Studentin der Sportwissenschaften an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt.
Unnütze Information


 

Dienstag, 7. Juni 2011

Coaching Zone: Deutschland - Niederlande

  
Vielleicht sollte man statt WM 2011 zukünftig lieber gleich von dem "Sommer der Lira Bajramaj" sprechen, jedenfalls werden die Moderatoren nicht müde sich über Bajramaj und ihre wahnsinnig überirdische Berühmtheit auszulassen. Zumindest stand sie heute im Testspiel gegen die Niederlande anders als im letzten Spiel in der Startelf - Behringer auf der Bank. Die angeschlagene Linda Bresonik wurde durch Bianca Schmidt ersetzt (für uns auch eine Top-Kandidatin für die Viererkette). Statt Inka Grings spielte Celia Okoyino da Mbabi von Beginn in der Sturmspitze und schoß auch prompt in der 15. Minute das 1:0 nach einer schönen Vorbereitung von Birgit Prinz (die sich mittlerweile zur brillanten Ballverteilerin entwickelt). Mbabi machte flott weiter, sorgte immer wieder für Tempo und Bewegung, auch nach ihrem Wechsel auf die rechte Seite in der zweiten Halbzeit. Umgeben von den leeren Rängen in Aachen (Schmelzer: "Ganz tolle Atmosphäre, Vorfreude pur auf die WM") stellte sich für den Sturm lediglich die Frage, wen soll man da bloß als erste spielen lassen?

Bajramaj, Bajramaj, Bajramaj. Weil alle dauernd und zuerst über Bajramaj reden, machen wir das doch einfach auch mal. Ihre Stärke, ja Virtuosität im Zweikampf konnte sie heute leider nicht so wirklich ins Bild setzen. Dafür fehlten dann immer wieder ein paar kräftige Flanken und Torschüsse a la Behringer von der linken Seite. Die kam zur zweiten Hälfte, konnte Bajramajs Leistungsvorlage aus der ersten Hälfte aber auch nicht überholen, sondern lediglich aufholen. Es kommt wohl zu weitere Episoden von "Bajramaj vs. Behringer". Das Duell wird weiter spannend bleiben.

Insgesamt gab es über die Gegnerinnen aus den Niederlanden nicht sehr viel zu sagen. "Das schönste Gesicht des holländischen Frauenfußballs" jauchzte dann Bernd Schmelzer über Mandy van den Berg, erzählte eine Anekdote über den Tigerenten-Klub und freute sich wie Günter Kastenfrosch, dass ihm doch noch was eingefallen war.

Das Ziel mit den beiden nah auf einander folgenden Testspielen den Turniermodus auszutesten ließ sich zumindest in der ersten Hälfte nicht so ganz vereinbaren mit einer gewissen Laxheit im Spiel. Beispielhaft die Szene aus der 24. Minute: Krahn spielt einen langen Ball in den Rücken von Peter, die sich den Ball gerade noch vor der Linie errennen kann. Pass zu Bartusiak, die auf die rechte Seite zu Schmidt spielt, wieder in den Rücken, wieder muss der Ball errannt werden. Und all das ohne ernstzunehmenden Druck der Niederländischen Offensive. Silvia Neid tobte am Spielfeldrand. Es wurde viel getrabt - auch aus Angst vor Verletzungen? Jede will natürlich jetzt bis zum 26. Juni fit bleiben. Im Sturm konnte man wie gesagt weniger Probleme vermelden, höchstens Abschlussprobleme. Mbabi ackerte und ließ gute Torschüsse sehen, auf der Bank wartete Popp erneut darauf sich zu beweisen, direkt dahinter lauerte Müller genauso wie Grings. Aber es wäre ja auch eine gewaltige Umstellung, wenn sich plötzlich die Abwehrreihe und nicht der Sturm als das makelloseste Schmuckstück des Teams präsentieren würde.
Aber die Abschlussprobleme.. Zum Glück funktionierte es manchmal nach den verkorksten Versuchen dann doch. So auch in der 42. Minute - der Ball landet nach einigen kläglichen Torschussversuchen bei Simone Laudehr die ein technisch wunderschönes Tor zum 2:0 reinhaut. Laudehr und Kulig scheinen für die Startelf gesetzt, in konstant solider Leistung räumen sie nicht nur vor der Abwehr auf, sondern auch vor dem Strafraum ab.

Zur zweiten Hälfte wechselte Silvia Neid gleich vier Mal und es wurde in der Offensive prompt sukzessive gefährlicher. Die eingewechselte Alexandra Popp traf in der 70. Minute zum 3:0. (Unsere Reaktion: Wir rufen sofort bei der Sportschau an und nominieren den Treffer zum Tor des Monats! Die Dame im Hauseigenen Callcenter versteht unser Anliegen nicht, lässt uns an einem Mercedes-Gewinnspiel teilnehmen und packt uns danach in die Warteschleife. Zu "My Heart Will Go On" feiern wir weiter Popps linken Hammer.) Diese Szene wollte Kim Kulig wohl nicht nicht unkommentiert lassen und donnerte vier Minuten später das 4:0 rein, mit ähnlicher Kraft hinter dem Ball, aber 15 Meter näher am Tor. Schließlich dann noch das 5:0 in der 86. Minute durch Inka Grings mit dem Auge aller Augen. Ihr Freistoß segelte um die Mauer, weiß nichts von irgeneiner Torhüterin und setzte sich geschmeidig vom Innenpfosten weiter ins Netz. Perfekter kann man einen Freistoß nicht schießen.

Wieder also ein torreicher Sieg, der hoffentlich der Bundestrainerin viele Fragen zur Weltmeisterschaft beantworten konnte. Aber letzten Endes ist das Team aus den Niederlanden nicht mit den Kanadierinnen oder den Franzosen zu vergleichen. Wen auch immer Neid zur WM aufstellen wird, der "echte" Turniermodus entscheidet, ob die Spielfreude einer Mbabi oder Popp zur Entwicklung kommen kann und ob sich der ein oder andere Abwehrschnitzer, den man heute sehen konnte, nicht doch Spielentscheidend auswirkt. Empfehlungen für den nächsten Lehrgang könnten sein: Einstimmung Viererkette (Überraschung!). Und: Genaue Koordinaten des gegenerischen Tors einprägen.

Schnittini 2011: Bildchen No°2

It's time for: "The Hulk"
Babett Peter, Linksverteidigerin, die bei der WM 2007 noch zu keinem Einsatz kam. Seit 2006 beim 1. FFC Turbine Potsdam, wo sie inzwischen die Chefin der Abwehr ist.
2007 machte sie ihr Abitur im Potsdamer Sportgymnasium, jetzt ist sie Sportsoldatin.
Unnütze Information: Babett Peter ist auf Facebook mit der Fleischerei Bendig befreundet.

Sonntag, 5. Juni 2011

Schnittini 2011: Bildchen No°1

Und wieder auf der Pole-Position:



Nadine Angerer, seit der Jahrhundert-WM 2007 (0 Gegentore) Stammtorhüterin des Nationalteams. Wurde daraufhin 2007 Welttorhüterin und Medienperson des Jahres. Seit 2009 beim 1. FFC Frankfurt.
Abgebrochene Ausbildung zur Veranstaltungstechnikerin, abgeschlossene Ausbildung zur Physiotherapeutin. Nach Beendigung ihrer Karriere möchte Nadine Angerer ein Hostel für Rucksacktouristen in Afrika eröffnen und sich dort ein Haus bauen.
Unnütze Information: Noch kein Waschmittelkonzern hat sich bei Nadine Angerer gemeldet, um mit ihr Werbung zu machen – und das, obwohl sie doch so gerne in Weiß spielt! (Interview mit der FR, März 2011)

Und so geht's: Anklicken / Runterladen / Ausdrucken / Ausschneiden / Aufkleben

Hier geht's zum Poster

Freitag, 3. Juni 2011

Coaching Zone: Deutschland - Italien

Man könnte den Vorabend sicherlich unter das Motto stellen: „Lira war nicht von Anfang an dabei!“ Zumindest über keine andere taktische Frage wurde häufiger gesprochen. Für die ARD natürlich auch ärgerlich, dass ausgerechnet die im Vorfeld des Spiels 45 Minuten portraitierte Spielerin nicht in der Startelf stand... Wir aber entscheiden uns für ein anderes Motto: Heute wird angegrillt!
Mit der WM ist das wie mit dem Grillen: Man spricht meist lange davon, bevor es wirklich los geht, dann gibt es ein oder zwei meist desolate Versuche, bei denen es ab acht Uhr abends eiskalt ist und dann gibt es diesen Abend, an dem die Grillsaison plötzlich begonnen hat – und meist ist man davon so überrascht, dass der Brennspiritus fehlt. Ein bisschen ähnlich das heutige Spiel: In den schönen Auswärts-grill-trikots (unten Kohle, oben glüht’s) schien die erste Halbzeit von der Suche nach dem Brennbeschleuniger bestimmt – in der zweiten Hälfte dann plötzlich: Strohfeuer! Der WM Countdown hat begonnen...

Das Spiel in seinem richtungsweisenden Charakter für die kommende WM hat sicherlich viele Fragen aufgeworfen. Für mich stellt sich fast als drängendste die nach der deutschen Abwehr. Es mag im besten Fall die taktische Vorgabe der Bundestrainerin gewesen sein, durch eine bewusst unterkühlte Spielweise das Bollwerk der Italienerinnen aus der Reserve zu locken – andernfalls wäre für mich nicht zu erklären, warum man den Ball minutenlang auf der Abwehrkette hin und her schieben muss. Doch selbst wenn diese Spielweise nicht Hilflosigkeit sondern Kalkül gewesen wäre, so erzeugte sie nichts als Bedrängnis und nahm dem Spiel nach vorne in der ersten Hälfte jedes Tempo. Simone Laudehr und Kim Kulig haben sich in diesem Spiel als „defensives“ Mittelfeld mit Ballverteilerqualität und hoher Bindung zum Sturm in Szene gesetzt – doch in der ersten Hälfte wurden sie durch die Abwehr nicht bedient. Mit Linda Bresonik und Babett Peter sind die Außenverteidigerposten durch Spielerinnen besetzt, die sowohl antrittsstark sind, als auch mit viel taktischem Gespür das Spiel dynamisieren können. Beides Qualitäten, die jedoch erst im zweiten Durchgang zur Entfaltung kamen. Und es macht einfach keinen Spaß, eine Innenverteidigerin zu sehen, die mit dem Ball zur Mittellinie aufbricht, von dort mit dem Ball wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrt, um ihn sich dort von einer Gegnerin abnehmen zu lassen. Die erste Hälfte schaute sich wie das erste Tor – versucht, gescheitert, dann irgendwie noch durch den Fehler der Gegner profitiert.
Umso erfreulicher, ja fast euphorischer stimmte die Fußballfreude, die in der zweiten Halbzeit zelebriert wurde. Auch wenn die Medien sich auf Lira Bajramaj als Wunder der Prärie eingeschossen haben, so beherrschen doch viele andere die Kunst des knallharten Duells auf ähnliche Weise: Kim Kulig, Simone Laudehr, Celia da Mbabi, Martina Müller und nicht zuletzt: der Poppstar erarbeiteten sich mit wunderschönem, temporeichen Kombinationsfußball Chancen in einem Rhythmus, dass Silvia Neid mit dem Abklatschen aller Teammitglieder auf der Bank kaum noch hinterherkam.

Deutschland gegen Italien war ein Freundschaftsspiel. Auch wenn die Italienerinnen wenig freundschaftlich zu Werke gingen, so ist dies trotzdem noch eine Bühne für Probieren, Polieren und Posen. Nichts desto trotz erlaubt das Spiel sicherlich einen Ausblick auf die Taktik der WM – mit kleinen Abweichungen dürfte die Startelf bereits feststehen. Doch ähnlich wie bei der letzten WM wird Silvia Neid auch diesmal nicht auf Auswechslungen 10 Minuten vor Schluss setzen, sondern das Team gezielt durch Veränderungen bereits nach der Halbzeitpause immer wieder neu beleben. Hoffentlich stets mit einem Effekt wie heute.

Schnittini: Die WM 2011 auf einer schönen Din A3 Seite





Für alle Neueinsteiger_innen:

Schnittini, das-:
Das Schnittini-Sammelposter verdankt seinen Namen im Wortstamm dem Projekt Spielfeldschnitte (that’ a given...) und dem Suffix –ini , eine Anlehnung an das Monument Panini-Sammelalbum, das jahrhundertelang die Gesichter von Fußballern unvergesslich werden lies. Dass an dieser Stelle das große Binnen I oder der gender gap fehlen ist beabsichtigt: Bisher fehlten nämlich beim fröhlichen Sammeln auch die Gesichter jener Fußballikonen, die in den 30er und 40er Jahren dem Frauenfußball über 50.000 Zuschauer_innen sicherten, die Gesichter all jener, die ab den 70er Jahren in Deutschland einen Sport erstarken ließen, der zuvor verboten war und auch die Gesichter der Heldinnen von 2003 und 2007. Das Projekt Spielfeldschnitte setzte 2009 – pünktlich zum sicher geglaubten Ende von Panini – diesem Misstand mit Schnittini das erste Sammelposter in der Geschichte des Frauenfußballs entgegen.
Auch zu Heim-WM 2011 darf das Schnittini natürlich nicht fehlen: Um die ungewissen Absichten der Bundestrainerin mit möglichst hoher Präzision voraussagen zu können, haben wir dieses Jahr eine Wahrsagerin zur Startelf befragt. Einige ihrer Prognosen waren hilfreich, andere recht verwunderlich und das Ende (oder große Finale) ihrer Tarot-Befragung hätten wir wahrlich nicht vorausgesehen. Für die Produktion der Sammelbildchen konnten wir dieses Jahr die Druckgrafikerin jones gewinnen, die die Spielerinnen aus Sperrholzplatten herausgeschnitzt und anschließend gedruckt hat. Und so gibt es sie nun wieder: Elf auf einer schönen (DINA3) Seite - ab heute kostenfrei alle zwei Tage auf der Spielfeldschnitte!


WM2011Wahrsagerin by Spielfeldschnitte