Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Freitag, 24. Juni 2011

Gastspiel: Die Ein/Aus-Männer, oder: Her mit der Fintendiskussion im Frauenfußball!

Neulich schrieb Axel Hacke in der SZ, er schaue sich keinen Frauenfußball an. Weil ihn das nicht interessiere. Und weil sein Freund Bruno ein Bildchen in seinem Büro hängen habe, das Männer und Frauen als Maschinenallegorie zeige. Frau: lauter blinkende Kontrollen und Skalen und leichtgängige Hebelchen mit Kindersicherung. Mann: nur ein dicker Kloben als Schalter, ein/aus, und ein Lautstärkeknopf. Fertig. Was er uns damit sagen wollte, weiß man nicht. Vielleicht: Männer ticken anders. Aha. Da kann man eigentlich nur noch sagen, stimmt, so hab ich das noch gar nicht gesehen, Axel, Mensch...

Aber andererseits möchte ich ganz persönlich als Mann doch in Anspruch nehmen, über ein paar mehr Bedienelemente zu verfügen. Da stellt sich ja eher die Frage ob digital oder analog, oder - schlimmer - vielleicht lieber analog simulierendes Multifunktions-Touchpad mit 3D-Wisch-Lupen-Funktion und AMOLED-Hintergrundbeleuchtung. Denn das, wenn wir schon das alte Wir-Ihr-Spiel aufmachen wollen, das sind doch Männer! Von wegen an/aus. Funktion! Technik! Feinheiten! Handwerker-Geist und Frickel-Gehabe!

Womit wir endlich beim Fußball wären. Denn hier wird ja behauptet, Männerfußball sei das eine, Frauenfußball hingegen das ganz andere. Ein Phänomen an sich, kein Spiel mit Inhalten und Unterschieden und Feinheiten. Ein interessanter Casus, über den es sich - da kann man hinschauen wo man will - in den Medien eher auf der Gesellschaftsseite oder unter der Rubrik "Leben" berichten läßt, denn auf der guten alten Sportseite. Was natürlich der eigentümlichen Maschinenallegorie Herrn Hackes völlig wiedersprechen würde (in der ja eben die Frau vor Fitzeltechnik strotzt wie der beste brasilianische Fußballgott).

Natürlich ist Frauenfußball anders als Männerfußball. Aber englischer Fußball ist auch anders als deutscher, und als spanischer sowieso. Und darüber möchte ich doch als oben beschriebener männlicher Vertreter reden, bitte. Mit Frauen oder Männern, völlig egal, aber bitte mit ECHTEN SPORTFANS. Die Ahnung und Interesse haben. Über Taktik! Über Finten!! Über Aufstellungen, Kabinenpredigten, Wechselgerüchte und dumme Sprüche. Denn die gibt es, gottseisgedankt, bei Männern wie bei Frauen.

Also bitte, Sportreporter aller Länder. Vereinigt euch! Entreisst den Kultur-, Leben- und Frauenressorts das Thema Frauenfußball, und klemmt euch endlich hinter die richtigen Schreibtische. Ich möchte wissen, warum genau Fatmire Bajramaj so toll sein soll. Also technisch, spielerisch, taktisch. Oder Genoveva Anonma. Und was es bedeutet, wenn Martina Voss-Tecklenburg Trainerin beim USV Jena wird, wie das die Ligasaison beeinflussen könnte, und so weiter. Genau wie es mich interessiert, wie Dortmund gerade spielt. Oder was der Hans Meyer wieder gesagt hat. Wo soll da der Unterschied sein? Keine Ahnung. Axel, was sagst du?
Andre Schallenberg

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