Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Coaching Zone: Kroatien - Deutschland



Lasst es uns tun! Lasst uns ein Loblied auf Frankfurt singen!
(Zugegeben – Frankfurt ist auch Schuld daran, dass das Projekt Spielfeldschnitte, von Giessen, über Hamburg und Köln, im beruflichen Höheflug (sic!) seinem ehrenamtlichen Engagement zum Theater, das es um den Frauenfußball aufzuführen geht, seltener nachkommt als es wöllte.)
Aber lasst uns Frankfurt trotzdem loben – für dieses großartige und in einer solchen Stadt ja nicht logischerweise vermutbare Publikum, das an einem kalten Abend wie diesem seinen Weg an den Bornheimer Hang gefunden hat.
Da harrt es nun, seit einer Halbzeit bereits, auf eines dieser Tore, von denen „man“ doch sagt, dass sie im Frauenfußball so häufig geschossen würden. Nun ist das bis zur Halbzeitpause (noch) nicht passiert und selbst Wolfgang Niersbach wird nervös – ob dieses Publikum das wird verzeihen können?! Ach, Wolfgang, wir schauen doch auch St. Pauli mit großem Vergnügen!
Die Medien jedenfalls sind völlig außer sich: Lira Bajramajs Adduktoren „spielen verrückt“ (ergo: sie nicht), der zweistellige Sieg ist außer Sicht (und das hatte man doch als einzigen Grund angekündigt, sich das Spiel tatsächlich anzuschauen) und Celia hat einen neuen Nachhamen, den man nicht aussprechen, sondern nur niesen kann: SHaschitsch! Wo aber ist die dreidimensionale Taktikanalyse in der Pause – ... ???
Die Aufstellung unklar: will Neid einer B-Mannschaft eine Chance geben oder doch richtig rangehen? Statt Schmidt, die stets einen zwar unerklärlichen aber schweren Stand hatte heute Wensing auf rechts, statt Aussetzern bei Bartusiak in der Innenverteidigung heute reihenweise Fehlpässe bei Krahn und heute mal Marozsan auf der Sechs zusammen mit Gößling. Dazu Behringer (!) und Laudehr, die jetzt schon häufiger gefoult auf dem Boden lag als das deutsche Team aufs Tor geschossen hat. Mittag irgendwie auch dabei, aber zunächst unsichtbar und eben Šašić. Und die schließt dann auch endlich mal das erste Tor.
Wird das deutsche Team ab diesem Moment konsequenter oder bricht der Wille der Kroatinnen? Wofür alles wären die Kroatinnen zu loben, wenn wir nur die 3D Analyse hätten! 1200 Fußballerinnen im ganzen Land und wie konsequent, wie präzise sie die Räume besetzt und gestört haben. Blickt man auf die Frage, was Professionalisierung für die Erfolgschancen im Fußball bedeutet, muss einem das einfach imponieren. Imponieren tut auch, einmal mehr, Leonie Maier. Und imponieren tut, wie viele uns trotz allem noch fehlen: Peter, Bresonik, Bajramaj, Odebrecht, Cramer, Kessler, Lotzen, Kulig .... – es ist fast ein zweites Team, die eigentlich (fast) (auch) das erste sind. Und neben der Tatsache, dass die Kroatinnen nicht nur noch Puste haben, sondern trotzdem noch aufs Tor schließen, ist das doch mal eine Situation, die es so – würden sie denn alle mal wieder genesen – noch nicht gegeben hat.
Quo vadis, meine Damen?
Es kommen noch Däbritz, Popp und Leuploz, es werden noch zwei Tore geschossen und eines per (ungeahndetem) Handspiel verhindert und dann geht die Sonne unter am Bornheimer Hang.