Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Montag, 28. Dezember 2009

My b/log has something to tell you about... music!

Liebe Freundinnen und Freunde des gepflegten Musikgeschmacks, wie oft schmerzten euch schon die empfindsamen Hörorgane im Fußballstadion? Fühlt man sich doch nicht selten wie auf einer jener Gays&Friends Partys, auf denen Gloria Gaynors „I will survive“ nur kurzweilig von Rosenstolz, Melissa Etheridge und Village People unterbrochen wird... Nicht besser verhält es sich mit der Musikproduktion zum Thema Fußball – und der Frauenfußball siecht in den seichtesten Gewässern dieser Landschaft vor sich hin (siehe hier, sowie hier).

Pünktlich zu spät zu Weihnachten möchte das Projekt Spielfeldschnitte auf die tonalen Missstände reagieren und präsentiert das erste Frauenfußballbegleitalbum. Im Stile eines Soundtracks versammelt es eine Auswahl würdiger zu gröle
nder, zu singender und zu flötender Songs. So gerne wir dieses Schmuckstück auch „Ein Kick und die Pille ist drin“ genannt hätten (im Stile der Frauenfußballbegleitmusikhistorie) so möchten wir die Gelegenheit doch lieber nutzen, um pünktlich zu spät auf die Ehrung der deutschen Fußballfrauen als „Team des Jahres 2009“ zu reagieren. Der eigentliche Preis firmiert natürlich eigentlich unter anderem Titel. Auf den Spuren von Gratulant Horst Köhler wandelnd („Da geht es nicht ums große Geld!“) möchten wir dem besten Team der Welt nicht mit einem Kaffee Service, sondern mit unserem „Musik Service“ gratulieren, zum Kaffee mit Freundinnen und Schnitte sozusagen. Doch wie es sich eben dort verhält, wo es nicht ums große Geld geht, ist diese CD leider mehr Schein als Sein. Für alle, die zukünftig Daheim oder im Stadion mitsingen können möchten heißt es, diese Playlist eigenständig zu befüllen. Zum ausdrucken gibt es immerhin das exklusive Spielfeldschnitten CD-Cover. Einfach die Bilder runterladen, ausdrucken, ausschneiden, fertig. Und dann auf ins Stadion!



















Hip Hip Hurra
// Die Ärzte //
Von der offiziellen Pokalhymne 2010 kann man sich nichts kaufen, schon gar keine gute Stimmung. Dabei ist alles an dem Finale 2010 gut: Endlich nicht mehr leere Ränge im Regen, 99 % der zahlenden Fans kommen nicht erst zum Abpfiff, der Jubel der Spielerinnen beim Tor ist diesmal leiser als der der mitgereisten UnterstützerInnen. Jetzt also endlich ein eigenständiges Finale. Hier unsere hedonistische Pokalhymne!

Hot Summer
// Monrose //
Vorschlag für einen WM Hit aus der Popkonserve. Wir sagen: wennschon, dennschon! Monrose ist so ziemlich das schlimmste, was dem deutschen Pop seit den No Angels passiert ist. Schlimmer kann es fast nicht mehr werden. Doch bringt es die Sache auf den Punkt. Lustvolle Subversion durch Affirmation!

Big Girl (you are beautiful)
// Mika //
Unsere Antwort auf die schönste Seite von 20Elf.

They don’t really care about us
// Michael Jackson //
Schon Michael Jackson hat das Problem erkannt: „Am I invisible because you ignore me?“ Großartiger Song, um den Missständen im Frauenfußball königlich entgegenzutreten.

Du schreibst Geschichte
// Madsen //
Für Birgit Prinz im speziellen. Für viele fußballspielende Frauen im weiteren. „Doch du lebst länger als ein Leben lang // du bist das womit alles begann. // Denn du schreibst Geschichte, // mit jedem Schritt, // mit jedem Wort setzt du Sie fort. // Du schreibst Geschichte, // an jedem Tag, // denn jetzt und hier bist du ein Teil von ihr.“

Wir werden siegen
// Peter Licht //
Wunderschön unaufgeregte Zukunftsvision. Unsere Alternative für die stets unangenehm anmutenden „Sieg“-Rufe, die so oft durch die deutschen Stadien hallen. „Dann werden wir eben siegen... Sie... sie... sie... siegen“

Limit
// Deichkind //
Dass unsere Nationalspielerinnen turbomäßig ungeschlagen sind, wissen wir spätestens seit der WM 2007. Dazu ein Lied mit Sprunggarantie und der Boden vibriert. Training fürs Stadion. „P-O-W zum E zum R nach vorne bis zum Gehtnichtmehr.“

Money, Money, Money
// Abba //
Was gut war, kann nur noch besser werden. Und was lange währt, wird endlich gut. Für Gehälter, die eine Professionalisierung des Frauenfußballs auch über die Nationalmannschaft hinaus erlauben. Für Nachwuchsförderung und Eigenständigkeit. Für bessere Medienarbeit und Ernsthaftigkeit. Und mehr Humor.

Boys wanna be her
// Peaches //
DAS Vorbild-Lied. Zu singen für jede Spielerin, die man gut findet.

Gatekeeper // Feist // Torhüter und Torhüterinnen haben für die großen Turniere der deutschen FußballerInnen irgendeine besondere Bedeutung. Für Nadze. Für Nadzefans. Und für die besondere Gattung der TorhüterInnen.

Fuck you
// Lily Allen //
Für alle lesbischen Fußballerinnen, die sich noch nicht geoutet haben. Für die erste Fußballerin, die sich outen wird. Gegen Homophobie in allen Stadien.

Special Track: Girls, Girls, Girls // Sailor //
Mit Augenzwinkern...



3 Kommentare:

  1. Lustvolle Affirmation durch Penetration!

    Da hat jemand seine Judith Butler verschluckt und hinten wieder ausgeschissen.

    Die Gülcan

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  2. Was genau meinst du damit? Kannst du da etwas genauer Kritik geben?

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