Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Freitag, 24. Mai 2013

My B/log has something to tell you about... "i-punkt auf dem i"

   
"Das wäre der i-punkt auf dem i" sagte Lena Goeßling vor dem Spiel und das i blieb nicht i-punkt-los, die Wölfinnen haben gestern das Triple perfekt gemacht. Nach souveräner Meisterschaft und mittel-souveränem DFB-Pokal nun also auch noch der überraschend souveräne Gewinn der Champions League. Hätten die Spielerinnen aus Wolfsburg auch noch im Finale des DFB-Hallenpokal die Potsdamerinnen geschlagen, müssten wir uns die Zunge am Wort "Quadruple" verdrehen. Doch Potsdam gewann 2-1 und bewahrte vor ungewohnten Wortschöpfungen.

Was für ein Jahr für das Team aus Wolfsburg! Seit dem Ausflug in Liga Zwei vor sechs Jahren gehören sie zu den ernst zu nehmende Protagonistinnen in der Bundesliga - und gleich im ersten Meisterschaftsjahr die Traumkombination der Pokale.

Sonntag, 19. Mai 2013

My B/log has something to tell you about... Köln! Und nie wieder Berlin!

    
Das Team des VfL Wolfsburg hat in ihrer überragenden Saison 12/13 nach der Meisterschaft auch den DFB-Pokal gewonnen und macht sich bereit für das Champions League Finale in vier Tagen. Die erste Halbzeit in Köln war eher zäh, geprägt von vielen Zweikämpfen und dementsprechend vielen Unterbrechungen. Bernd Schmelzer, Phänomenologe, bezeichnete diese Phase als Phase der Köpfe: "Ganz selten ein Frauenfußballspiel gesehen, in dem es so viele Kopfzusammenstöße gab wie in diesen ersten 35 Minuten." Kurz vor Ende der ersten Halbzeit doch noch die Führung für die etwas überlegeneren Wolfsburgerinnen, klasse Weitergabe per Hacke von Conny Pohlers auf Martina Müller, die zum 1 zu 0 trifft.

In der zweite Halbzeit wird das Tempo erhöht, Müller trifft zum 2-0 in der 51. Minute, Conny Pohlers zum 3-0 in der 54. Minute. Fünf Minuten später verkürzt Potsdam durch Evans. Ein Elfmeter in der 61. Minute, den Ogimi für Potsdam sicher verwandelt, macht das Spiel in der Endphase richtig spannend. Bernd Schmelzer benimmt sich noch etwas daneben als Potsdams Torwärtin Naeher einen fast fatalen Stellungsfehler begeht: "Na klar, das ist das Pokalfinale, da kommt man ins Fernsehen, aber doch nicht so, Mädchen!" Wolfsburg gewinnt verdient und feiert den 11 Kilo schweren Klunker, während sich mal wieder gefragt wird, ob und wie und wo und warum.

Seit 2010 findet das DFB-Pokalfinale der Frauen nicht mehr als ignoriertes Vorprogramm der Männer in Berlin, sondern als eigenständiges Spiel in Köln statt. Dieses Jahr kommt vermehrt die Frage auf: Hat sich der Umzug damals gelohnt, oder sprechen die sinkenden Zuschauer_innenzahlen gegen das Stadion in Köln? Bei allem Pessimismus lohnt es sich kurz inne zu halten und sich an die Prä-Köln Ära zu erinnern. Hatte man überhaupt Karten ergattert ohne sich zu verschulden, musste man sich das DFB-Pokal Finale mit gefühlten fünfzig Gleichgesinnten im Berliner Olympiastadion ansehen. 99 Prozent der Kartenkäufer_innen war dieses Spiel so ziemlich egal, sie kamen pünktlich nach der Siegerehrung. Ein Umzug des Finales wäre immer ein Gewinn gewesen - ob in die Münchner Allianz Arena oder in das Wolfgang-Meyer-Stadion in Hamburg.