Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Samstag, 28. März 2009

Alles über das Projekt Spielfeldschnitte

Blog für Frauenfußball-Kultur

Was dem deutschen Frauenfußball momentan am meisten fehlt, ist Humor. Oder Hippness. Oder beides. Ernsthaftigkeit und Unauffälligkeit scheinen Taktik Nummer Eins, wenn es um den Kampf um Anerkennung und gegen Vorurteile geht.
Nicht an und für sich ist der deutsche Frauenfußball eine lahme Sache, sondern die ihn umgebende Medienlandschaft stilisiert ihn dazu, seit er 1970 überhaupt wieder offiziell ausgeübt werden durfte. Diese These lässt sich mit Blick auf die Bild- und Kameraregie von Live-Übertragungen, der Inszenierung von Stadien, Printerzeugnissen und – so unsere Überzeugung – inzwischen auch und vor allem die Online-Präsentation bestätigen. Viel zu lange schon kämpft so der deutsche Frauenfußball und auch jedes Mädchen, das Fußball spielen möchte gegen den Vergleich zum Männerfußball, gegen den Vorwurf, eine Lesbe, oder eben „nur“ ein zu männliches Mädchen zu sein, gegen die Trainingsbedingungen und die Chancen, die mit dem Frauenprofifußball (nicht) zusammenhängen. Das Ganze ist bierernst. Obgleich das Projekt Spielfeldschnitte diese Schwierigkeiten nicht leugnen, ja gerade das Augenmerk auf sie richten möchte, steht im Vordergrund unseres Projektes, dies mit einer Lust am deutschen Frauenfußball und an der (Mit-)Gestaltung einer Medienlandschaft zu tun, die immer noch aus der Defensive heraus zu argumentieren scheint. Auf dem Weg der deutschen Frauennationalmannschaft zur WM 2011 in Deutschland feiert das Projekt Spielfeldschnitte ihre Protagonisten vom Feld und Umfeld, deren Umfeld, bis es (das Projekt) umfällt.

Spielfeldschnitte, das ist ein saftige Kuchenschnitte aus dem Hause Kamps, produziert für die EURO 2008 „als Alternative zu Brezel und Bier“ – wir möchten mit unserem Blog ein ähnlich saftiges und geschmacklich variationsreiches Rezeptionserlebnis möglich machen! Das Projekt Spielfeldschnitte versteht sich nicht (wie etwa die sehr zu empfehlende Seite www.womensoccer.de) als umfassende Informationsseite, sondern eher als begleitendes und reflektierendes Magazin, das folgende Rubriken umfasst:

my b/log has something to tell you about... ist das Herzstück des Projekts Spielfeldschnitte: Der Titel unserer Kolumne über die deutsche Frauennationalmannschaft ist eine Anspielung auf den Charakter The Log Lady aus David Lynchs Fernsehserie Twin Peaks (1990/91). Die Log Lady ist eine inzwischen zur Kultfigur mutierte Frau, die stets ein Scheit in Armen trägt, mit dem sie eine psychische Verbindung zu haben und als dessen Medium sie zu fungieren scheint. Uns so wird auch für unsere (bisher ausschließlich weibliche) B/Log Ladies das Motto gelten: „I’ll test my b/log with every branch of knowledge.“
Der denk.anstoß ist unsere kulturwissenschaftliche Sektion – sind wir doch von Hause aus mit dem kulturwissenschaftlichen Blick geschlagen, so möchten wir hier mit Lesens- und Sehenswertem aus Kino, Fernsehen, Magazinen, Wissenschaft und Internet aufwarten. denk.anstoß möchte jedoch nicht nur vorstellen, sondern durchaus auch mit kritischem Blick zu einem wachen und kreativen Umgang mit allem aufrufen, was uns vor Blog und Blick kommt.
im abseits ist unsere Interviewrubrik: Hier möchten wir mit bekannten und unbekannten Persönlichkeiten aus dem DFB wie Frau Hannelore Ratzeburg oder Steffi Jones, Alice Schwarzer oder der Wissenschaftlerin XY über die Institution Frauenfußball jenseits des Spiels als Teil einer gesellschaftlicher Strukturen sprechen und alles aufdecken, was bisher im abseits gelegen hat.
die ecke des monats ist Forum für witzige, absurde, kreative, garantiert scharf geschossene Bilder aus dem Bereich des Fußballs jenseits des Platzes und vor allem jenseits von dem, was uns der Blätterwald traditionell aus der Welt des Fußballs serviert!
platzverweis zeigt Akteuren auf und neben dem Platz, die sich einen sportlichen, gesellschaftlichen oder kulturellen Tritt gegen`s Schienbein geleistet haben, die rote Karte. Die kritische Rubrik ahndet sprachliche und körperliche Blutgrätschen genauso wie jede Schwalbe, ob im eigenen oder im Strafraum des Gegners.
In der Bratwurst-Bude erhalten die Bewohnerinnen der Bundes-WG das Wort. Silv und Uli unterhalten sich über Taktik, Technik und die vielen Arten und Weisen eine Bratwurst zuzubereiten.
Mit dem gastspiel möchten wir anderen, die sich im weiteren Umfeld einer Frauenfußball-Kultur bewegen oder bewegen möchten, den Raum für einen Beitrag geben. So theatral das klingen mag, umso sportlicher ist dieser Ansatz einer Versammlung von unterschiedlichen Perspektiven gemeint.
coaching zone schließlich möchten wir unsere Spielbegleitenden Analysen nennen, in deren Rahmen (und auch nur dort!) auch wir uns erdreisten, alles und nichts, kluges und dreistes über die 90 Minuten auf dem Rasen zu verkünden, auf dass es noch jemanden hier draußen gibt, der (sicherlich) alles besser weiß!

"I play my part on my stage. I tell what I can to form the perfect answer. But that answer cannot come before all are ready to hear. So I tell what I can to form the perfect answer.“ (The B/Log Ladies)

1 Kommentar:

  1. Herzlichen Glückwunsch zu dieser formidablen Idee!
    Ein Blog, das auf der ersten Seite Lynch, Foucault und Fussball vereint hat mir quasi gerade noch zum Glück gefehlt und hinterlässt mich sehr gespannt auf mehr.

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