Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Freitag, 24. Mai 2013

My B/log has something to tell you about... "i-punkt auf dem i"

   
"Das wäre der i-punkt auf dem i" sagte Lena Goeßling vor dem Spiel und das i blieb nicht i-punkt-los, die Wölfinnen haben gestern das Triple perfekt gemacht. Nach souveräner Meisterschaft und mittel-souveränem DFB-Pokal nun also auch noch der überraschend souveräne Gewinn der Champions League. Hätten die Spielerinnen aus Wolfsburg auch noch im Finale des DFB-Hallenpokal die Potsdamerinnen geschlagen, müssten wir uns die Zunge am Wort "Quadruple" verdrehen. Doch Potsdam gewann 2-1 und bewahrte vor ungewohnten Wortschöpfungen.

Was für ein Jahr für das Team aus Wolfsburg! Seit dem Ausflug in Liga Zwei vor sechs Jahren gehören sie zu den ernst zu nehmende Protagonistinnen in der Bundesliga - und gleich im ersten Meisterschaftsjahr die Traumkombination der Pokale.

Vor dem Finale gegen Titelverteidigerin Lyon galten die Wolfsburgerinnen noch als die Underdogs, 90 Minuten lang hielten sie aber nicht nur dagegen, sondern machten auch selber ordentlich Druck. Milimeter-knappe Torchancen auf beiden Seiten machten die hochklassige Partie äußerst spannend und es ist fast schade, dass der einzige Treffer durch Martina Müller nicht aus dem Spiel heraus, sondern durch eine strittige Strafstoßentscheidung fiel. Ausschlaggebend für die starke Leistung der Wölfinnen war wohl auch vor allem die sichtbare taktische Disziplin - Lyon bekam wenig Raum geschenkt, im Gegenzug verschafften sich die Wolfsburgerinnen immer ausreichend Anspielmöglichkeiten. Und nicht zuletzt klemmten sich die Abwehrspielerinnen abwechselnd so eng an Lyons Stürmerin Lotta Schelin, dass diese dem Spiel fast gar keine Akzente geben konnte. Vielleicht war das sogar der Schlüssel zum Sieg und man kann die Spielerinnen dafür nicht genug loben: Lotta Schelin, die in letzter Zeit häufig als derzeit beste Spielerin der Welt bezeichnet wird, hatte 90 Minuten lang immer einen Schatten an sich kleben, nie weiter entfernt als einen Meter und immer wieder eine andere Spielerin. So hohe Intuition, Virtuosität und Disziplin im Deckungsspiel wird selten bemerkt und selten gelobt. Deshalb nun umso mehr und noch dazu die These: Das hat den Unterschied ausgemacht.


Die Trainer zum Spiel.

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