Wenn nicht eine Verschlechterung, so dann doch eine schlechte Wahl ist dagegen die offizielle Pokalhymne für das Frauenfinale. Anstatt profilbildend ein neues Lied komponieren zu lassen, wohl aus Angst vor zu geringem Wiedererkennungswert und damit Marketingschwierigkeiten, nimmt man einfach, was einem so über den Weg läuft. In diesem Fall kamen wohl grad die Höhner bei der Stadionbesichtung vorbei und erklärten sich gerne bereit ihr "Viva Colonia" als Hymne zur Verfügung zu stellen. Absolut unverständlich, zumal das Lied thematisch höchstens mit dem Austragungsort zu tun hat, ansonsten leider fast ausschließlich mit Karneval, exzessivem Alkoholkonsum und gröhlendem Pöbel konnotiert ist. "Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust, wir glauben an den lieben Gott und ham noch immer Durst" wie der Refrain des Liedes vermittelt, klingt im Zuge der familienfreundlichen Marketingstrategie des DFB wie ein Schuss ins Bein. Bloßer Hohn?
Dass die Entscheidung für diesen Partykracher als Pokalhymne die schlechteste musikalische Erfindung seit "Frauenfußball, schalalalala!" ist, vermindert nicht das Entsetzen über den Playback-Auftritt der Höhner zusammen mit der Moderatorin Shary Reeves, sowie den neuen Text, den die ehemals beim SC 07 Bad Neuenahr kickende Reeves eigens dafür verfasste. Hier die ersten Strophe:
Sieh auf Gottes grüner Wiese, da spielt ausgerechnet "diese",
eine Frau Augen auf taktisch kluger Spielaufbau.
Filigranes schnelles Dribbling technisch weiblich ligareif,
kurvenreiche Siegertypen zweikampfstark im Trikotkleid.
Heute tanzt sie mit dem Ball, morgen tanzt sie auf ´nem Ball,
nach dem Spiel ist vor dem Spiegel, Multitasking verleiht Flügel.
Mit dem zweiten schießt man besser, mittendrin statt nur dabei
der Gegner heute ist der "schwerste", Fußballkunst in Köln am Rhein.
Abgesehen von den schlechten Reimen und der Schleichwerbung für ZDF und DSF ist der Text inhaltlich eine Zumutung für... jeden, jede und jedes! Hier auf die Attribute der Geschlechterklischees zurückzugreifen, trotzdem auf "Gendering" zu verzichten und das alles auch noch unter den schützenden Händen des Schöpfers von Adam und Eva zu tun... Es wäre keine Überraschung gewesen hätte Steffi Jones bei der Gelegenheit das Nationalmannschafts-Tütü vorgestellt, Doris Fitschen den Nationalmannschafts-Spiegel und Theo Zwanziger den DFB-Familien-Schnaps... Am heutigen Abend entschließen wir uns ob dieser Plattheiten für das wortlose Kopfschütteln anstelle eines tiefschürfenderen Kommentars. Man muss sich aber wirklich fragen, ob diese Geschichte einer neuen Gleichberechtigungsstrategie des DFB zu danken ist: Dass nämlich nicht mehr nur der Männerfußball in Zukunft als Sportart für Menschen mit höchstens 2 Gehirnzellen angesehen wird. Wir jedenfalls beschließen soeben mit einem tiefen Schluck von Theos bestem Tröpfchen, dass wir erst pünktlich zum Anpfiff den Fernseher einschalten werden.
Daumen hoch- wie immer auf den Punkt gebracht. Danke schon Mal an dieser Stelle für Eure erfrischenden Kommentare dieses Jahr- ich hoffe auf mehr in 2010 :-)
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