Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Mittwoch, 22. Juni 2011

My B/log has something to tell you about: WM Songs Teil 1

  
Auf dem Weg zur WM türmen sich die musikalischen Beiträge. Ist ja auch klar, jede_r will hier ein Stück vom Kuchen abhaben. Über die offiziellen Songs sollte man nicht zuviel Worte verlieren, schließlich werden sie uns drei Wochen lang zu den Ohren raushängen. Nur soviel: Mel C singt den offiziellen ZDF WM Song (Veröffentlichung 24.6.) und trotz unserer täglichen Fanbriefe wird Mel B (aka Melanie Behringer) wohl nicht im Musikvideo auftreten. Alexis Jordan erinnert in dem offiziellen FIFA-Song "Happiness" alle an die Heterosexualität. Wir wollen hier aber den Songs am Rande Aufmerksamkeit schenken.

Alexandra Popp und Annike Krahn waren sich für nichts zu schade und reihen sich in die originelle Riege der singenden Fußballer ein. Mit Sportrock produzierten sie "Fußballsommer". Das Video lässt einen ratlos zurück, was wurde einem da erzählt? Klar ist jedenfalls, dass der Typ in Unterhemd und Schneuzer unbedingt seinen Schal braucht, sonst passiert etwas ganz schlimmes, genauso wenn man Poppi und Annike brav ihre Strophe durchsingen ließe. Deshalb lieber schnell den tiefgehenden Dialog zwischen Unterhemd und Unterhemd drüberlegen, damit hier niemand zu Schaden kommt. Außerdem wichtig: "DA -> POPPI" und "DA -> ANNIKE". Alles klar?!

Ordentlich abgeschunkelt wird bei Den Sommermädchen. "Wir werden wieder Weltmeisterin" zeigt außerdem, dass Chöre gar nicht out sind und abgesehen von dem seichten Tune hier mal wirklich Textarbeit geleistet wurde: "Erst verboten, dann verlacht, in der Sportschau nie gebracht, nach der EM vor vielen Jahr'n gabs Porzellan. Doch Ihr stellt Euch wie richtge Mädchen an, macht weiter Euer Ding und jetzt wird König Fußball endlich Königin." Leider auch ein Orhwurm (um den wieder los zu werden hilft nur noch Yellow Submarine). Und aufhören zu singen können sie einfach auch nicht. Wenn sie nicht gestorben sind, dann singen sie noch bis zu Silvia Neids Vertragsende.

Aus einer anderen Welt kommen diese Sänger_innen: LiebesFräulein fürchten sich in "Spiel mit Stil" vor keinem Reimeinfall. Und auch im Video machen die Fräulein so manches, bei dem man hin und her gerissen ist, zwischen Grinsen und Seufzen.

Als Ein-Frau-Band besingt Sigrun W. Heuser die WM: "Endlich ist es so weit". Auf die Brille dürfte sogar Saskia Bartusiak neidisch sein.

Queerness 1A: Antenne Lila "Score under the rainbow". Mit Cowboy Hut an der Eckfahne!

Mit Herzschmerzstimme wird bei miaomio abgestrummt. "Fußballkönigin" wird als Hymne der Herzen angekündigt. Das Lied geht sicherlich auch zu einem Trennungsschmerz-Text.

Für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei. "Hier sind wir" singen Kick La Luna zur WM. Samba Töne dürfen bei einer WM halt nicht fehlen. Genausowenig wie Reggae: "Wir laden die Welt ein" von Treasure Isle Band. Direkt aus dem Bierzelt kommt wohl dieses Oktoberfest-Lied: Die Isartaler Hexen mit "2011 Wir holen den Pokal". Ibiza lässt grüßen.

Bemerkenswert an den meisten WM 2011 Songs: Es scheint Trend zu sein, dass man auf die örtliche Mädchenmannschaft für den Musikvideoshoot zurückgreift. Ist ja auch billiger und die Fifa macht es schließlich selbst auch so, indem sie die Stadien mit Schulklassen und Vereinen auffüllt.

Mal etwas abseits vom Melissa-Etheridge-Strumm zu hören ist ja eigentlich begrüssenswert, insbesondere wenn es was ist, was mal etwas rockiger rüber kommt. Wie schnell man dabei aber über das Ziel hinaus schießen kann, machen United Four anschaulich. Männer mit langen oder gar keinen Haaren in absurden Kuhoutfits schreien "Germany Rocks", dazu züngeln knapp bekleidete Frauen mit einander oder einem Kuhball. Was wollen uns die Autoren damit sagen? Auswahl: "Kuhflecken sind das neue gestreift", "wir wollten immer schonmal einen platten Lesbensoftporno als Musikvideo getarnt drehen - geile Gelegenheit", "20Elf von seiner schönsten Kuhdisko", "die Welt zu Gast bei Kühen" oder "man kann nur mit Glatze singen, wenn sich vor der Bühne halbnackte Blondinen wälzen".

Wir wollen jedenfalls auch ein Stück vom Kuchen, nicht umsonst sind wir die Spielfeldschnitte. Was passiert also wenn sich Mickey Mouse und das glorreiche Team von 1961 nach der Tupperware-Party im Weltraum treffen? Here it goes:

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