Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

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Sonntag, 5. Juli 2015

Coaching Zone: Deutschland - England


 
Der Trostpreis ist vielleicht nur gerecht am Ende eines solchen Turniers. Es hat gestern gegen England nur für Platz Vier gereicht und auch diesmal war es wieder gerecht. Für die Engländerinnen ein schöner Sieg, die beste Platzierung, die sie je bei einer WM erreichen konnten. Trotz Ausdrucksproblemen. Dafür mit tollen Zeitungsartikeln.

Das Ganze aber insgesamt wieder mal etwas unglücklich. Entscheidender Treffer ein Elfmeter in der Verlängerung. Tabea Kemme lässt den Arm draußen und bringt Sanderson zu Fall. Ein streitbarer Elfer, aber auch einfach Dummheit von Kemme in einer solchen Situation im Strafraum, der Ball ist ja quasi schon weg, den Arm so deutlich rauszustrecken. Vielleicht einfach aufgrund dieser Dummheit ein verdienter Elfer. Es gibt ein Rudel, es wird sich geschubst, Alex Popp mit Kinderfahrradhelm im Petr-Cech-Gedenk-Stil versucht noch die Schützin Williams zu irritieren, bringt nix, die macht ihn sicher, 0-1 und der Endstand.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Coaching Zone: USA - Deutschland



Um es gleich kurz und möglichst schmerzlos zu sagen: Das DFB-Team ist verdient im Halbfinale gescheitert. Wenn man über neunzig Minuten nur eine einzige Torchance hat, die auch noch ein Elfmeter ist und man den dann zur Feier des Tages auch noch verschießt - dann hat man im Finale einer WM nichts zu suchen.

Aber um ehrlich zu bleiben: Die Leistung des Teams im Halbfinale spiegelt vielleicht das gesamte Turnier ein Stück weit wieder. Begeisterungsstürme hat da niemand losgetreten, eher immer wieder mit-ach-und-krach die aktuelle Hürde genommen. Das funktionierte ganz gut gegen Thailand und die Elfenbeinküste und so mittelgut gegen Norwegen und kurz unkonzentrierte Französinnen. Aber ach-und-krach kann den US-Spielerinnen, trotz Hymnen-Fauxpas, verständlicherweise nur ein müdes Lächeln abringen.

Samstag, 27. Juni 2015

Coaching Zone: Deutschland - Frankreich


Das haben wir uns gewünscht. Ein richtig spannendes Spiel, bis zum Schluss unterhaltsam und ein Spiel nach dem wir uns fragen: wie soll man jetzt schlafen gehen?

In der ersten Halbzeit war Frankreich drückend überlegen. Gleich in den ersten Minuten eine Großchance und es geht kontinuierlich weiter mit offensiven Aktionen. Deutschland findet fast gar nicht ins Spiel, jedenfalls in der Offensive nicht. Mittag und Sasic enttäuschend, aber vielleicht können sie auch nicht anders, weil die Bälle nicht kommen.

Sonntag, 21. Juni 2015

Coaching Zone: Deutschland - Schweden


Es ist schon ein Graus: man kommt knapp um Zehn nach Zehn aus der Arbeit raus, sieht in der Kneipe um die Ecke Fußball laufen und stürzt an den Tresen. Und es läuft auf allen Bildschirmen: U-21 Männer-EM Deutschland - Dänemark. Tja, da schlägt einen die Realität mal wieder voll ins Gesicht, Freundinnen. Übrigens: Fußballweltmeisterschaft 2015 darf man nicht mehr sagen. Es heißt bittesehr FRAUENweltmeisterschaft, ohne Fußball und vor allem mit Frauen. Copyright my ass.

Aber das ist hier eine WM, da wird nicht rumgememmt! Als wir es dann endlich sehen können, ist es ein spannendes und unterhaltsames Spiel. Alle sind in Topform, außer Kommentator Bernd Schmelzer. Erst taktisch: "Tickitacka oder Tackatucka" - Anspielung auf Pippi Langstrumpf die wir nicht verstehen? Dann irgendwie ungenau und nervös: "Was macht er denn da?!" Und schließlich mit Insiderinformationen: "Es knistert zwischen Spielerinnen und Trainerin." Ist das jetzt gut oder schlecht? Weiß Uli davon? #knistergate. Wo sind Woodward und Bernstein?

Dienstag, 16. Juni 2015

Coaching Zone: Thailand - Deutschland


Coaching Zone: Thailand - Deutschland Wir mussten leider arbeiten und konnten nix sehen

Es ist wirklich dramatisch mit der Lohnarbeit. Da kommen die WM Spiele schon erst mitten in der Nacht und trotzdem kann´s einem passieren, dass man gar nicht kann. Und so kamen wir nicht in den Genuß eines überragend unterragenden 0-4 in diesem letzten Gruppenspiel der Gruppe B.

Statt dessen versuchen wir mal, jetzt, eine halbe Stunde nach Abpfiff und mit dem Beginn unseres Feierabends das Spiel über unsere geballte Social-Media-Vernetztheit zu rekonstruieren. Wozu sonst ist man wohl überall und ständig mit allem über Labels und Hastags verbunden - als für die mitternächtliche Spielanalyse. Die heutige Coaching Zone wird also völlig mit der heißen Nadel gestrickt und alles vom Hörensagen nachgeplappert. Be aware.

Freitag, 12. Juni 2015

Coaching Zone: Deutschland - Norwegen

  
Alle irgendwie etwas gefrustet. Gefrustet über die zweite Halbzeit. Silvia Neid gefrustet. Wir gefrustet. Sie hier auch gefrustet. Alle außer die Norwegerinnen. Die sind happy.

1-1 ging´s aus, das entscheidende Gruppenspiel der Gruppe - also ohne Entscheidung. Unentschieden, beide gleich gut, beide gleich viele Punkte. Rechnerisch eine Nullnummer. Wie ein 0-0 quasi. Vielleicht hat das Spiel auch einfach nie stattgefunden. Und wir sind alle Gehirne im Tank?

Montag, 8. Juni 2015

Coaching Zone: Deutschland - Elfenbeinküste

  
Tja, was mag man nach so einem ersten Spiel wohl schreiben. Deutschland gewinnt Zehn zu Null gegen die Elfenbeinküste und wir fühlen uns an das erste Gruppenspiel 2007 gegen Argentinien erinnert, auch Zweistellig, auch wenig aussagekräftig über die Form des deutschen Teams. Immerhin wurden sie damals Weltmeisterin, was wir mal als gutes Omen werten.

Nadine Angerer hatte in der ersten Hälfte vielleicht gerade mal 5 Ballkontakte und auch sonst war die Überlegenheit über die 90 Minuten hinweg immer wieder deutlich spürbar. Überlegenheit heißt ja aber nicht unbedingt, dass das Spiel auch schön war. Eigentlich war es eher wie ein mittelinteressantes Trainingsspiel, in dem ein Team dem anderen klar überlegen ist und dementsprechend viele Tore schießt. Und in dem es trotzdem immer wieder zu desorientiertem Gekruschtel vor dem Tor der Stärkeren kommt, weil kein richtiger Spielfluss entsteht, kein Spielaufbau und sich die Abwehr dann doch ab und zu mal überraschen lässt um dann wiederum über ihre technische Überlegenheit die Situation zu klären. Auf der anderen Seite fallen die Tore vor allem durch Überlegenheit im Stellungsspiel und Passspiel und es hätten natürlich auch heute insgesamt mehr sein können.

Donnerstag, 28. Mai 2015

Coaching Zone: Schweiz - Deutschland

  
1-3 ist ein sehr schmeichelhaftes Ergebnis, bedenke man die erste Halbzeit dieses Testspiels. Die Schweizerinnen beginnen mit einem Selbstvertrauen, als wäre sie die Favoritinnen dieser Partie. Anpfiff und sofort ein Angriffspressing vom Feinsten, Bartusiak und Co. völlig verdutzt, wurschteln in der eigenen Hälfte den Ball herum, klären zur Ecke. Die kommt dann gewitzt kurz, wird vors Tor weitergeleitet und landet abgefälscht direkt vor den Füßen von Ana Crnogorcevic. Und die lässt nicht lange auf sich warten und ballert das Ding Nadine Angerer einfach unter die Latte. Das muss man sich auch erstmal trauen und sie selber scheint beim Torjubel auch fassungslos. Das alles nach anderthalb Minuten.

Ist aber auch nicht so, als würden die Underdogs da aus Versehen ein Tor gemacht haben und jetzt die Klatsche kriegen. Die erste Hälfte fühlt sich einseitig an und besteht aus folgenden Szenen: Nadine Angerer, Fußballerin des Jahres, hebt suchend nach einer Anspielstation die Hände. Ramona Bachmann, Multitalent auf Drogen, rennt von links nach rechts nach vorne nach hinten und bekommt dann auch noch den Ball. Martina Voss-Tecklenburg, eine der am meisten unterschätzten Trainerinnen, wandert die Seitenlinie auf und ab,  hat immer noch einen Mittelscheitel und die besten Taktiktricks. 15 Minuten gespielt, die Schweiz spielt überragend und man fragt sich nur - wie lange werden sie das durchhalten? So ein geschicktes Pressing spielen die wenigsten nach 70 Minuten noch mit genügend Luft.



Mittwoch, 8. April 2015

Coaching Zone: Deutschland - Brasilien


Tolle Gegnerinnen, tolle Stimmung im Stadion und tolles Wetter an diesem Mittwochnachmittag. So toll, dass wir uns ein bißchen ärgern, dass wir mit runtergelassenen Jalousien und hochgeklappten Bürgersteigen drinnen sitzen. Silvia Neid testet gegen die Lieblingsgegnerinnen aus Brasilien in Fürth und Nia Künzer ist auch dabei und deshalb vergessen wir, dass draußen die Sonne scheint und sind gebannt von einem recht unterhaltsamen Spiel. 

Irgendwie auf Augenhöhe, aber irgendwie auch Heimvorteil. Natürlich hat man Respekt vor Marta und Co., aber man hat auch Angerer. Weltfußballerin. Kann ja eigentlich nichts schiefgehen. Tore würde die Weltfußballerin sicher auch gerne schießen, aber man kann ja nicht alles und auf einmal. Deshalb wirbelt vorne umso mehr Simone Laudehr. Das reimt sich und ist fast so gut wie Laudehr to si. Unglaublich aktiv über die linke Seite, holt sich früh ihre obligatorische gelbe Karte ab und wurschtelt sich in der 19. Minute so geschickt durch die gegnerische Abwehrlinie, dass sie nur noch regelwidrig abgeräumt werden kann. Sasic erledigt abgebrüht den Elfer. In der 34. Minute wieder Laudehr, fast ein bißchen aus Versehen an der Strafraumgrenze am Ball und dann so flott und ballsicher, dass keine andere hinterherkommt, Laudehr to si lupft über die Torfrau zum 2:0. Simone Laudehr, die Frau der ersten Halbzeit. In der Zweiten ging nicht mehr viel, in der 62. ging sie raus, für sie kam Melanie Behringer.

Freitag, 31. Oktober 2014

Coaching Zone: Schweden - Deutschland

  
Aufgrund von Lohnarbeitsverpflichtungen die Coaching Zone hier leider verspätet und verkürzt, aber manchmal fängt auch der späte Vogel einen Wurm. Beim Spiel Schweden gegen Deutschland am 29.10.2014 hat es der Vogel allerdings schwer: im Kunstrasen sind Würmer generell schwerer zu finden und die FIFA ließ auf Plastik spielen - kleiner Seitenhieb auf die Klage der glorreichen Vierzig? Neu mit dabei im Vergleich zum Spiel gegen Frankreich: die überzeugende Melanie Leupolz, dazu noch Jennifer Cramer, Tabea Kemme und Josephine Henning. Draußen blieben unsere Spielerinnen des letzten Spiels Behringer und Hendrich, außerdem Schmidt und Peter. Aber Tests sind Tests und kein Wunschkonzert, schon gar nicht auf Kunstrasen. Silvia Neid mit dem Teaser: "Wir waren heute von Anfang an wach im Kopf."

Maroszan und Leupolz in der Mitte jedenfalls recht solide, Maroszan mit deutlicher Steigerung im Vergleich zum anderen Spiel - fühlt sie sich vielleicht wohler mit Leupolz im Nacken? Die ackerte, verwickelte sich in viele Zweikämpfe, malochte um den Mittelkreis herum. Und Maroszan konnte sich prompt offensiv besser entfalten. Sind sich Behringer und Maroszan spielerisch dann doch zu ähnlich? Zu sehr auf einer Höhe? Braucht es eine deutlichere Hierarchie im Mittelfeld? Braucht Maroszan eher Zuarbeiterinnen als Kolleginnen auf Augenhöhe? Wir geben zu, alles wilde Spekulation, die noch empirisch untermauert werden müsste.

Sonntag, 26. Oktober 2014

Coaching Zone: Deutschland - Frankreich

 
Der Bieberer Berg bebt - nicht. Deutschland spielt kurz gut, dann den Rest der Zeit schlecht, die Französischen Fans machen am meisten Stimmung in einem sehr leeren Offenbacher Stadion und Frankreich gewinnt 2-0. Wer konnte mal wieder nichts dafür? Nadine Angerer natürlich. Die wurde zweimal überlistet: In der 16. Minute von der eigenen Mitspielerin Bianca Schmidt, die den Eckball technisch sauber per Kopf über Angerers Kopf hinweg ins eigene Tor lenkte. Und knapp drei Minuten später, nachdem die flinke Thomis die Innenverteidigerinnen hinter sich gelassen hatte, Angerer umspielte und den Ball flach im leeren Tor versenkte. Zum Trost für die Torfrau: Ein paar sehr gefährliche Torschüsse konnte sie mit beeindruckenden Sprüngen über die Latte spachteln und bekam dafür sogar ein leises Raunen im Stadion zu hören.

Donnerstag, 8. Mai 2014

Coaching Zone: Slowakei - Deutschland

WM Trainings- aka Qualifikationsspiel im strömenden Regen in Osnabrück. 8.500 Menschen in Ganzkörperregenoutfit sind auch dabei.
Der Ball ist schnell, das Spiel ist rund, aus #fragangerer wurde #fragnadine, die aber sicherlich auch nicht antworten wird, dafür über den platz segelt wie die fußballgöttin persönlich. (Da sie zur Halbzeit vom Platz musste, um sie für Meisterschaftskampf und Champions League zu schonen, gebührt es ihrer Leistung, dies sofort und ohne Umschweife zu erwähnen.)
Silvia Neid hat viele Verletze zu beklagen und sich noch mehr zu freuen über die scheinbar unendlichen Möglichkeiten ihres Kaders. Natürlich sind die Slowakinnen hoffnungslos unterlegen, runden sozusagen ihre Qualigruppe ab, aber mit welchem Tempo schiebt in der ersten Halbzeit das neu zusammengestellte Doppelsechs-Traumduo Kessler/Marozsan das Spiel nach vorne! Eine Achse der technischen Finesse und der Spielintelligenz, die fragen lässt: warum nach Brasilien schauen, wenn man nach Canada fliegen kann? Auf den Flügeln rochieren Alushi, Mittag, Leupolz und die als souveräne Stammspielerin aus ihrer Verletzung zurückgekehrte Lena Lotzen mit einem Tempo und teilweise irrwitzigen Ballstafetten, die so vermutlich eben nur in einem Trainingsspiel gelingen. Lediglich Almuth Schult, heute wieder die Nummer 12 im deutschen Tor, wird #fragnadine wohl bemühen wollen, um zu klären, warum sie immer nur auflaufen darf an diesen Spätnachmittagen, da auf ihr Tor (fast) kein einziges Schüsschen abgegeben wird und es dann gerade deswegen natürlich einmal rappelt.
Almuth, das wird noch!

Samstag, 5. April 2014

Coaching Zone: Irland – Deutschland


   
Unter dem Motto Vom Winde verweht traf frau sich heute in Dublin.

Die Irinnen hatten vorsorglich mit Flechtfrisuren reagiert, Silvia Neid aber musste nach kurzer Zeit vom Businessjacket auf Ösen-Jacke umsteigen, um nicht aus der Coaching Zone geweht zu werden.
Wofür musste das heftige Lüftchen heute nicht alles herhalten: Als Begründung für die Geschwindigkeit der irischen Spielerinnen, als Begründung für die Orientierungslosigkeit der deutschen, als Torvorbereiter (für Irland), Torverhinderer (im einzigen deutschen Angriff der ersten Hälfte), dann wieder als Torvorbereiter (für Irland). Schließlich im Stile eines deus ex machina als Engel der Gerechtigkeit: kurz vor Schluss schenkte der Wind Torhüterin Emma Byrne noch einen ein und pfiff sogleich ab.
Irland 2, Deutschland 3.
Spielführerin Hashtag Fragangerer: „Ich weiß nicht, ob man gesehen hat, dass es ein bisschen windig war.“

Um das Pferd von hinten aufzuzäumen: Die geringsten Probleme dieses Nachmittags bereitete den Protagonistinnen des deutschen Teams die Analyse des eigenen Spiels. Es war nicht das beste, naja, eigentlich war es sehr schlecht.
Doch warum?

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Coaching Zone: Kroatien - Deutschland



Lasst es uns tun! Lasst uns ein Loblied auf Frankfurt singen!
(Zugegeben – Frankfurt ist auch Schuld daran, dass das Projekt Spielfeldschnitte, von Giessen, über Hamburg und Köln, im beruflichen Höheflug (sic!) seinem ehrenamtlichen Engagement zum Theater, das es um den Frauenfußball aufzuführen geht, seltener nachkommt als es wöllte.)
Aber lasst uns Frankfurt trotzdem loben – für dieses großartige und in einer solchen Stadt ja nicht logischerweise vermutbare Publikum, das an einem kalten Abend wie diesem seinen Weg an den Bornheimer Hang gefunden hat.
Da harrt es nun, seit einer Halbzeit bereits, auf eines dieser Tore, von denen „man“ doch sagt, dass sie im Frauenfußball so häufig geschossen würden. Nun ist das bis zur Halbzeitpause (noch) nicht passiert und selbst Wolfgang Niersbach wird nervös – ob dieses Publikum das wird verzeihen können?! Ach, Wolfgang, wir schauen doch auch St. Pauli mit großem Vergnügen!
Die Medien jedenfalls sind völlig außer sich: Lira Bajramajs Adduktoren „spielen verrückt“ (ergo: sie nicht), der zweistellige Sieg ist außer Sicht (und das hatte man doch als einzigen Grund angekündigt, sich das Spiel tatsächlich anzuschauen) und Celia hat einen neuen Nachhamen, den man nicht aussprechen, sondern nur niesen kann: SHaschitsch! Wo aber ist die dreidimensionale Taktikanalyse in der Pause – ... ???
Die Aufstellung unklar: will Neid einer B-Mannschaft eine Chance geben oder doch richtig rangehen? Statt Schmidt, die stets einen zwar unerklärlichen aber schweren Stand hatte heute Wensing auf rechts, statt Aussetzern bei Bartusiak in der Innenverteidigung heute reihenweise Fehlpässe bei Krahn und heute mal Marozsan auf der Sechs zusammen mit Gößling. Dazu Behringer (!) und Laudehr, die jetzt schon häufiger gefoult auf dem Boden lag als das deutsche Team aufs Tor geschossen hat. Mittag irgendwie auch dabei, aber zunächst unsichtbar und eben Šašić. Und die schließt dann auch endlich mal das erste Tor.
Wird das deutsche Team ab diesem Moment konsequenter oder bricht der Wille der Kroatinnen? Wofür alles wären die Kroatinnen zu loben, wenn wir nur die 3D Analyse hätten! 1200 Fußballerinnen im ganzen Land und wie konsequent, wie präzise sie die Räume besetzt und gestört haben. Blickt man auf die Frage, was Professionalisierung für die Erfolgschancen im Fußball bedeutet, muss einem das einfach imponieren. Imponieren tut auch, einmal mehr, Leonie Maier. Und imponieren tut, wie viele uns trotz allem noch fehlen: Peter, Bresonik, Bajramaj, Odebrecht, Cramer, Kessler, Lotzen, Kulig .... – es ist fast ein zweites Team, die eigentlich (fast) (auch) das erste sind. Und neben der Tatsache, dass die Kroatinnen nicht nur noch Puste haben, sondern trotzdem noch aufs Tor schließen, ist das doch mal eine Situation, die es so – würden sie denn alle mal wieder genesen – noch nicht gegeben hat.
Quo vadis, meine Damen?
Es kommen noch Däbritz, Popp und Leuploz, es werden noch zwei Tore geschossen und eines per (ungeahndetem) Handspiel verhindert und dann geht die Sonne unter am Bornheimer Hang.

Montag, 29. Juli 2013

Coaching Zone: EM Finale Norwegen - Deutschland

  
Das Frauennationalteam ist Europameisterin 2013! Trotz Norwegen, trotz sechs Ausfällen im Vorfeld, trotz Klatschpappenalarm, trotz Fehlpassquote, trotz Wolfgang Niersbach und Bernd Schmelzer. Zum achten Mal also dieser Erfolg und just gibt es Merchandising im DFB-Fanshop, allerdings mit Schreibfehler und besonders schön auch nicht. Egal, ein Happy End zum turbulentem Turnierverlauf. Was bisher geschah:

Mittelgute Spiele gegen die Niederlande und Island, schlechtes Spiel gegen Norwegen, kämpferisches Spiel gegen Italien und Marozsan mit dem kleinen Zeh gegen Schweden. Kurzer Anflug von Schwarzmalerei und Silvia-Neid-Bashing. Eigentlich alle schon seit längerem aus der Puste, aber irgendwie doch weitergelaufen.

Das Finale gegen Norwegen geht zügig und flüssig los. Das DFB-Team mit insgesamt mehr Zug zum Tor, aber beide Teams mit Mut und Druck nach vorn. Lena Lotzen und Simone Laudehr wieder gut beschäftigt mit Rochiererei und Tempo auf den Flanken, auch Marozsan mit gutem Beginn. Nach 25 Minuten offenbart sich dann die erste Enttäuschung des Spiels neben Bernd Schmelzer: Die Schiedsrichterin Cristina Dorcioman. Dorcioman legt sich erstmal mit Nadine Angerer an, erst wegen Gerangel im Strafraum vor einem Eckball und kurz darauf weil ihr Handtuch als gefährlicher Fremdkörper den Torinnenraum verlassen soll. Angerer zurecht stinksauer, in so einem Ton hat wahrscheinlich seit Gerhard Tremmel niemand mehr mit ihr gesprochen. Eine Minute später setzt Dorcioman noch einen drauf und pfeift Elfmeter. Schwalbe oder nicht? Dekkerhus im verdächtigen Andreas-Möller-Stil, eventuell ein wenig berührt oder angeatmet, hebt im Strafraum ab. Okoyino da Mbabi als die verdächtige Atmerin konsterniert. Nadine Angerer mit Halsschlagader bis zur Trainerinnenbank, Silvia Neid mit einer bis zum Tor.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Coaching Zone: EM Schweden - Deutschland

 
Wir befinden uns im Halbfinale der Fußball EM 2013, Schweden gegen Deutschland, Topfavoritin gegen Topfavoritin aber natürlich will keine der Trainerinnen etwas von Favoritinnenrolle wissen. Schweden mit dem Heimvorteil und der bisherigen guten Form, Deutschland in der Titelverteidigerinnenrolle ohne eine bisherige gute Form. Entweder geht das DFB-Team genadenlos unter oder es wird spannend werden.

Aber bevor wir uns dem Spiel widmen, müssen wir uns noch den Standfußball aus München anschauen. Das Freundschaftsspiel Bayern gegen Barcelona beim ominösen "Uli-Hoeneß-Cup" (aka Geldwäscherei, um die Steuersünden wieder reinzuholen) könnte auch ein Futsal-Spiel in der Halle sein: alle mit hochrotem Kopf und höchstens zwei Ballkontakten. Das Spiel scheint für die Nation so interessant, dass das ZDF wirklich erst zum Anpfiff des Halbfinales der EM 2013 umschaltet. So ähnlich als hätte das ZDF bis zum Anpfiff von der Türschwelle Kates, Williams und neuerdings Georges berichtet.

Sonntag, 21. Juli 2013

Coaching Zone: EM Italien - Deutschland

  
Sportjournalist_innen in Schweden unterhalten sich über den bisherigen Verlauf des Turniers und Claudia Neumann bekommt einen Hustenanfall. Das ZDF gibt sich wieder mehr Mühe und wir hoffen, dass das zu einer Serie wird. Bei der Gelegenheit kurz ein Vergleich der übertragenden ZDF/ARD und Eurosport: Eurosport gewinnt, denn es gibt da nicht einfach nur zwanzig Minuten mittelinteressante Konversation, sondern eine Stunde mit guten Beiträgen zum Turnier und beiden Teams. Wenn Thomas Berthold noch dazu sympathisch wäre und die Leute nicht dauernd unterbrechen würde, dann hätte man die perfekte Sportsendung. Aber Sven Voss und Claus Lufen... ? Auch nicht besser.

Das Neid-Bashing ist im Vergleich zum Prinz-Bashing 2011 eher harmlos verlaufen. Interessant aber die Arbeitsverweigerung: "Die müssen sich da selbst rausholen", deshalb Freizeit zum Nachdenken, Outsourcing auf hohem Niveau und mehr Ferien für Silv und Uli. Weitere Verschwörungstheorie: Die Niederlage gegen Norwegen war geplant und mit einem komplizierten Algorhythmus errechnet. Nun gut.

Viertelfinale also gegen Italien und leider hat sich auch die lokale Sambagruppe trommelnd im Stadion eingefunden - schlimmer als die Vuvuzela-Epedimie. Und warum eigentlich? Wir befinden uns in Schweden und es spielt nicht Brasilien. Nach 15 Minuten erbarmt sich wahrscheinlich Steffi Jones und fesselt die Truppe wie Troubadix vor dem Stadion an einen Baum, Ruhe kehrt wieder ein.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Coaching Zone: EM Norwegen - Deutschland


Beginnen wir mit einer Frage, die am Ende des Abends steht: ist dies das B-Team der deutschen Nationalmannschaft oder das Zukunftsteam der deutschen Mannschaft?

Oder beides?

Konstatieren wir: gerät das Team in Bredouille und sind wirkliche Wechsel jenseits konditioneller Fragen gefragt, stellt man fest, dass die Bank doch recht dünn besetzt ist. Da taucht dann Anja Mittag irgendwie im Mittelfeld auf und plötzlich spielt irgendwo eine Melanie Behringer, von der die Berichterstattung schon vergessen hatte, dass sie existiert. Richtige Alternativen für den Sturm scheint es auch nicht zu geben. Und trotz alles Wollens und trotz aller Fitness sieht man dann plötzlich 19-Jährige, die von Norwegerinnen nahezu nach Belieben vom Ball weggeschupst werden können.
Doch kompensieren Beobachtungen dieser Art (plötzlich spricht man nicht mehr von der frechen neuen Spielweise, sondern von den sechs Spielerinnen, die nicht dabei sind) nur die Frage, was genau heute eigentlich passiert ist.

Claus Lufen: Noch nichts, ist ja nur Vorrunde.

Silvia Neid weiß es auch nicht. Sie findet die erste Halbzeit unterirdisch und denkt, „wir sind Gruppenzweiter.“

Sonntag, 14. Juli 2013

Coaching Zone: EM Island - Deutschland

  
Der Druck ist natürlich groß bei diesem zweiten Gruppenspiel der EM 2013. Im Schatten des unvermittelten Ausscheiden bei der WM 2011 und nach dem Unentschieden im ersten Spiel gegen die Niederlande scheinen alle etwas zittrig vor diesem wichtigen Spiel gegen Island. Man möchte vieles besser machen, schnelleres Kurzpassspiel, mehr Anspielstationen und vor allem mal ein paar Tore. Keine Wechsel in der Innenverteidigung, dafür Leupolz für Mittag auf der linken Seite im Mittelfeld. Nun gut, wir wären für eine Veränderung für die Verbesserung in der Spieleröffnung gewesen (aka Wensing für Krahn), aber etwas frischer Wind auf der linken Seite dürfte auch nicht schaden.

Die Anfangsphase beginnt erstmal hektisch und mit vielen Ballverlusten. Das deutsche Team ist dominanter, aber Island hat sich wohl einiges von den Niederlanden abgeschaut. Sie versuchen früh und meist zu zweit anzugreifen, in der eigenen Hälfte stets in Überzahl zu bleiben und sind auch in den Zweikämpfen nicht zimperlich. Deutschland also zunächst mit ähnlichen Problemen wie im ersten Spiel: Die Mitspielerinnen laufen weg, anstatt der Ballführenden entgegen zu kommen, es dauert so viel zu lange, bis abgespielt wird und es werden dann zu viele unsichere Pässe gespielt, die unnötige Laufwege erzeugen. Die Isländerinnen kommen dann auch ab der 15. Minute immer mal wieder vor das Tor von Nadine Angerer und zum Torschuss.

Samstag, 29. Juni 2013

Coaching Zone: Deutschland - Japan

   
Der letzte Test vor der EM 2013 wurde gegen die Japanerinnen angesetzt. Eventuell erhoffen die Organisator*innen bei einem Sieg gegen die Weltmeisterinnen einen extremen Motivationsschub. Aber abseits des Ergebnisses sind die Japanerinnen immer gute Sparringspartnerinnen. Sie spielen in hohem Tempo und mit ihrem virtuosen und gefährlichen Kurzpassspiel. Eine gute Herausforderung vor einem großen Turnier und das auch noch vor einer tollen Kulisse von 46.000 in der Münchner Allianz Arena.

Es steht eine potentielle Startformation auf dem Platz: Angerer - Maier, Wensing, Bartusiak, Cramer - Kessler, Goeßling - Mittag, Marozsan, Lotzen - da Mbabi.
Am überraschendsten vielleicht noch die Innenverteidigung, Wensing statt Krahn neben Bartusiak. Vielleicht versucht Silvia Neid einen Kompromiss. Bartusiak und Krahn haben gemeinsam bislang nicht unbedingt geglänzt, eine "neue" Kombination mit Wensing und Henning ist aber auch riskant. Also eine erfahrene mit einer neuen Spielerin aufstellen und bei dieser Variante hat Bartusiak eigentlich immer den Vorsprung.