Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Dienstag, 21. Dezember 2010

Neujahrsgruß - 2011 zählt nur eins: die Frauenfußball-WM!

 
Jetzt geht das Jahr 2010 bald zuende. Grund genug einen kurzen Blick zurück zu wagen. Auch wenn es keinen großen Turnierauftritt der Frauen-Nationalmannschaft gab, war 2010 ein recht gutes Jahr. Das Nationalteam kam recht viel vor und zu Wort, weil viel über die WM 2011 zu fragen und zu wissen war. Das gefiehl uns natürlich sehr. Die Übertragungstermine der Freundschaftsspiele wurden auf gute Zeiten gelegt. Endlich gab es auch mal das ein oder andere Bundesliga im Internet oder sogar im Fernsehen zu sehen. Überhaupt hatte man das Gefühl, dass sich die Professionalität im Umfeld der Nationalmannschaft, aber auch in den Vereinen erheblich verbessert hatte. Wir sahen, hörten und lasen über unsere Stars und auch Silvia Neid sprach ab und zu mal. Natürlich gab es auch Sachen, die uns Kopfschmerzen bereiteten: die Marketing Strategien des DFB waren immer für eine kleine Migräne-attacke gut. Das Motto "20Elf von seiner schönsten Seite" sollte sich sogar noch als eines der geringeren Überl entpuppen. Zuletzt konnte uns die Enthüllung des Maskottchens "Karla Kick" die Wand gegen den Kopf schlagen. Das hat uns aber alles nicht zurückgeworfen, sondern vielmehr ermutigt weiter den Bleistift innerhalb der Frauenfußball-Kultur zu schwingen. Denn insbesondere die Community war weiter angewachsen. Die tapferen ProtagonistInnen neben und hinter den Spielfeldrändern und vor den Fernsehern, die sämtlichen UnterstützerInnen in der virtuellen Welt, ehrenamtlich und beruflich. Mit ihnen fiebern wir gemeinsam auf das nächste Jahr hin.

Du liebes Jahr 2011! Wie haben wir uns schon auf dich gefreut! Eigentlich haben wir uns schon in der Wiege gewünscht bei dir zu sein! Geboren und gelebt und gestorben in 2011. Was will man mehr auf dieser Welt! Denn, liebes 2011, wir versprechen Dir, dass für uns nur Eins zählen wird. Uns kümmert nicht, dass vielleicht noch eine europaweite Volkszählung stattfindet (müssen wir dazu in unsere Geburtsstadt fahren?). Und dass der Rosmarin die Heilpflanze des Jahres sein wird, kann uns auch gestohlen bleiben: unsere Pflanze 2011 ist der frische, saftige, grüne Rasen (zu kleinen Teilen auch weiß gekreidet). 2011 soll auch in Hamburg neu gewählt werden, aber auch wenn wir da kurz mal hingehen, bleiben die Gedanken selbst in der Wahlkabine bei der potentiellen Innenverteidigung. Und was interessiert uns der erste unbemannte Flug des Orion Raumschiffes ins Weltall, wenn wir doch unbemannten Spitzenfußball vor der Haustüre bekommen können? Ob die Bundesgartenschau in Koblenz, der Evangelische Kirchentag in Dresden oder der ordentliche Gewerkschaftstag der IG Metall in Karlruhe - ohne uns! Denn wir werden da sein, wo wir hingehören: im Stadion!

2011 wird super beginnen, fulminant weitergehen und grandios enden! 187 Tage lang werden wir uns voller Vorfreude auf die WM freuen. 22 Tage lang werden wir uns voller Augenblicksfreude während der WM freuen. Und 167 Tage lang werden wir in sentimentaler Nachfreude uns über alles, was uns während der WM freute freuen. 2011, so scheint es, wird ein Jahr der Freude werden. Deshalb könnte es auch gleich als alternatives Motto heißen: die Welt erblasst vor Freude.

Aber mit einem lächerlichen (wenn auch guten) Reim auf das Motto der längst vergessenen WM 2006 werden wir uns nicht zufrieden geben. Unser alternatives Motto kann mehr können. Darum sagen wir´s halt einfach wie es ist:
2011 zählt nur eins: die Frauenfußball-WM!

 Die elf potentiellen Stammspielerinnen der WM 2011 präsentieren das alternative Motto exklusiv für die Spielfeldschnitte.
Foto: Polly Patent

Samstag, 11. Dezember 2010

denk.anstoß: Aktionsbündnis-Wandkalender

 
Das Aktionsbündnis Brandenburg hat heute ein schönes Projekt vorgestellt: den Aktionsbündnis-Wandkalender, der 2011 im Zeichen des Frauenfußballs präsentiert. 12 Monate gibt es Hinweise auf wichtige Wegmarken in der Geschichte des Frauenfußballs. In den belgeitenden Texten werden Rassismus und Homophobie thematisiert.
Das alles ist noch dazu in einem ansprechenden Layout gehalten und inklusive Spielplan für die WM im Sommer. Absolut empfehlenswert!

Freitag, 3. Dezember 2010

My blog has something something to tell you about... who is in the closet?

Die Bild Zeitung hat das Interessensspektrum in Punkto Frauenfußball erweitert: berichtet wird jetzt nicht mehr nur über geschminkte und genagellackte Spielerinnen, sondern neuerdings auch über Spielerinnen, die eventuell fürs andere Team spielen. Die müssen aber auch mindestens Stammspielerinnen sein, sonst wird´s nichts mit der Story (Ursula Holls Lebenspartnerschaftsschließung stieß nicht auf Interesse).
Als jetzt aber das Zeit Magazin Nadine Angerer zu ihrer Meinung über Bisexualität befragte, las wohl selbst die Bild mit und hatte prompt eine Erkenntnis: "Es gibt nette Männer UND Frauen". Wenn das nicht mal sogar eine Erwähnung auf Seite Eins wert ist.


Das ist wahrscheinlich erst die Overtüre zu den noch zu erwartenden "Enthüllungen" der Boulevardblätter über die Fußballfrauen. Um den "Wer-kommt-als-nächstes-raus" - Hype etwas Humor beizufügen, möchten wir gerne auf diese Frau verweisen.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Platzverweis: Brigitte und der Trikot-Tausch

 
Die Medienpartnerin Brigitte wurde vor gut einer Woche großspurig angekündigt. Es gäbe "neue, ungewöhnliche und exklusive Perspektiven auf den Fußball." wurde geprahlt. "Mit der Berichterstattung, die durch ein Partnerlogo gekennzeichnet wird, beginnt die Redaktion bereits in Heft 26/2010, das am 30. November in den Handel kommt."

Wir sind nach dieser euphorischen Pressemitteilung natürlich gestern brav durch den Schnee zum Kiosk gestapft um uns unser erstes Brigitte Heft zu kaufen. Immerhin wurde hier zum ersten Mal eine exklusive Berichtserstattung zur WM 2011 von Seiten des DFB angekündigt. Medienpartnerin Brigitte - oder sollte es lieber gleich heißen: Mode-Partnerin Brigitte - enttäuschte unsere Erwartungen (die eh schon nicht sehr hoch angesetzt waren). "Der Trikot-Tausch" war der Artikel übertitelt, der die (in der Rubrik "Mode" untergebrachte) Berichtserstattung zu Frauen-Nationalmannschaft in Form von einer kümmerlichen Seite eröffnete. Es soll wohl gleich klar gemacht werden, dass der Fokus auf den Äußerlichkeiten liegt. Damit macht es Brigitte nicht besser, als die Bild Zeitung (bevorzugt Nagellack-Reportagen). Man verhelt es nicht: es geht vorrangig um den "Look". Eine kleine Geschichte des Frauenfußball-Trikots endet in der Vorfreude auf das offizielle WM Trikot: "Ein Trikot von Frauen für Frauen" (eine abgedroschene Phrase, es könnte sich quasi um einen VHS Kurs in Buxtehude handeln). Auch nicht besser: "Im Nacken die Worte »Blüh im Glanze«". Was daran so toll sein soll, verstehen wir nicht ganz, läuft man schneller, wenn man Zeilen der (historisch belasteten, patriarchal angehauchten) Nationalhymne im Nacken spürt? "Adlerschwingen auf dem Heimtrikot, die stilisierte wehende Flagge auf dem Auswärtstrikot, und die darauf verlaufenden elf Linien stehen symbolisch für die elf Spielerinnen." Wie das wohl aussieht? Wir können es uns nicht vorstellen, haben´s aber versucht:



Schön?