Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Freitag, 22. Mai 2009

Die Ecke des Monats


"Watch - and see what life teaches." (The Log Lady)

(Quelle: Sicks, Kai und Markus Stauff (Hgg.): "Mediensport - Strategien der Grenzziehung". Wilhelm FInk Verlag 2009.)

Montag, 18. Mai 2009

denk.anstoß: das war's dann heute mit Fußball

Der Uefa-Cup ist bekanntlich ein großer europäischer Wettbewerb, dem viel Aufmerksamkeit zuteil wird. So nicht im Frauenfußball. Obwohl der Uefa-Cup hier sogar der höchste europäische Wettbewerb ist, kämpft man mit niedrigen Zuschauerzahlen, sperrigem Hin- und Rückspiel (nicht ein Spiel!) und schlechten Übertragungszeiten. Das ist im Frauenfußball zwar nichts neues, trotzdem darf man sich langsam fragen, ob sich nicht eine behindernde Differenz zwischen der Entwicklung des öffentlichen Interesses am Frauenfußball und seiner Repräsentation in den Medien einschleicht. Dass sich das Interesse am Frauenfußball deutlich vergrößert hat, erkennt man an der wachsenden Zahl Fußball spielender Mädchen und Frauen und denjenigen, die ihnen dabei Zuschauen (bis hin zu neuerdings Stadien füllende Topspielen). Aber auch die Vorgänge hinter den Kulissen lassen ahnen, dass es im Frauenfußball nicht mehr nur um Kaffeeservices geht: das Tauziehen um Nachwuchstalent Kim Kulig und die einhergehende Diskussion um die Doppelrolle von Siegfried Dietrich (Spielerberater/Manager) erzählen vielleicht am Rande von dem leise eingeschlagenen Weg ins “Geschäft Frauenfußball”.

In Vorbereitung einer WM im eigenen Lande mag das wachsende Interesse nicht verwundern. Umso mehr darf es dann aber die Diskrepanz, mit der dieses Interesse von den Medien bedient, durch die Medien unterstützt und weiterentwickelt wird. Das Spiel vom FCR Duisburg gegen den russischen Meister Perm kann dafür gut Beispiel stehen: die um 17:30 Uhr versammelten Frauenfußballfans mussten sich bis zum Spielanpfiff des Uefa-Cup Finales noch eine geschlagene Viertelstunde männerdominierte Werbung ansehen. Warum die Übertragung des Spiels nicht einfach auf die richtige Zeit angekündigt war, bleibt ein Rätsel. Genauso rätselhaft die Ankündigung des Eurogoals Moderators um 17:36, der sich verabschiedete mit: “Das war´s dann heute mit Fußball...” und die kurze Angst der Frauenfußballfans, dass die Übertragung mal wieder verlegt wurde oder ganz ausfällt.

Eurosport übertrug dann aber doch und zwar überpünktlich zum Anpfiff, die Halbzeit wurde mit Werbung perfekt ausgefüllt und der Schlusspfiff leitete das Abendprogramm ein. Keine Berichte, nur schlichter Kommentar auf Bild in Realzeit. Ob man sich damit als Zuschauer vernachlässigt fühlt, oder es als Erleichterung betrachtet, ist wahrscheinlich Geschmacksache. Doch dürfte das Interesse des Publikums hier doch eigentlich über das Spiel hinaus gehen. Und selbst wenn es dafür jetzt keine Studie und keinen Quotenbeweis gibt: die Berichterstattung rund um die Live-Übertragung herum gestaltet das Ereignis nicht nur mit, sie konstituiert sie sogar als Spektakel, als Ereignis über das eigentliche Spiel hinaus (Netzer/Delling und Kerner/Kahn stehen als das Sinnbild für die identifizierende Berichtserstattung). Eurosport dagegen verzichtete auf alles abseits den 90 Minuten (die Gründe können nur erraten werden: so wenig Frauenfußball wie möglich, mehr als ein Moderator war zu teuer, man wollte kein Kamerateam nach Russland schicken etc.) und verkannte dann auch noch das Publikum: der Kommentator des Spiels schien streckenweise vorgeschriebene Texte vorzulesen und verpasste dabei wichtige Szenen des Spiels. Seine Ausführungen über den Frauenfußball gegen Ende des Spiels sprachen eher zu dem Frauenfußball-laien, von denen wahrscheinlich eher wenige das Spiel verfolgten.

Bei dieser Analyse soll eines noch schnell eingeschoben werden. Hier soll keine Weiterführung des Gejammeres über die niedrige und unprofessionelle Repräsentanz des Frauenfußball in den Medien betrieben werden. Vielmehr soll ein Erstaunen darüber geäußert werden, dass so wenig die Chance ergriffen wird, die Komponenten einer Medienlandschaft rund um den Frauenfußball mitzugestalten. So könnte etwa Eurosport mit jeweils 10 Minuten Berichtserstattung vor, in der Hälfte und nach dem Spiel die Kommentatorin Eva Musterfrau nicht nur als kompetente Journalistin, sondern auch als ein Gesicht der Berichtserstattung zur WM 2011 etablieren. Dazu wäre die politische Implikation viel weitreichender: eine weibliche Stimme im Sportjournalismus mehr, differenziertere Recherche (allein durch mehrere Betrachterstandpunkte) und vielleicht mal nicht immer die selben Gesichter bei Sportgroßevents (Kerner, Beckmann etc...). Ob Eva Musterfrau bei der WM 2011 überhaupt noch auf den Bildschirmen erscheinen wird, ist eine andere Frage. Aber eigentlich müssten neue Gesichter jetzt eingeführt werden, bei Frauenfußball-Topspielen im Jahr 2009. Eurosport scheint zur Zeit diese Chance der Mitgestaltungsmöglichkeit noch nicht zu sehen. Wir hoffen das wird sich noch ändern.

Samstag, 16. Mai 2009

My B/log has something to tell you about... Fußballfrauen ziehen (sich) um

Es gäbe sicherlich den ein oder anderen Haken, an dem ein kleiner gedanklicher Nachhänger zum Hinspiel des UEFA Cup sich aufhängen könnte. Die ein oder andere russische Spielerin konnte nicht mit Namen benannt werden und musste als ›Nummer 6‹ das Spielfeld verlassen. Die ein oder andere Werbung wurde gespielt, obgleich nach offizieller Angabe schon längst Frauenfußball auf Eurosport zu sehen war (als die digitale Bildbearbeitung schlechter wurde ging es dann doch endlich los...). Der ein oder andere Platzverweis wird also sicherlich ausgesprochen werden müssen. Doch richtete sich das Augenmerk des Eurosportkommentators nicht nur auf das weitgehend durch Duisburg bestimmten und höchst emphatisch vorgetragenen Spielgeschehen, sondern auch auf die Zufälligkeit einer Begegnung im UEFA Cup Finale von zwei Städten, die sich erst kürzlich partnerschaftlich verbunden hatten. Das lässt den Blick auf einige andere, leider nicht kommentierte Zufälligkeiten wandern, die in der heutigen Begegnung augenscheinlich wurden: Fußballfrauen ziehen um, in letzter Zeit immer häufiger und nicht immer gerne. Die Permer Damen mussten 12 Stunden zu ihrem eigenen Heimspiel anreisen, um dann vor fast leerer Kulisse zu spielen, in der auch noch – so habe ich es zumindest gehört – immer wieder „Linda“ und „Lira“ skandiert wurde. Auch der FCR Duisburg wird nächsten Freitag in die MSV Arena umziehen und es dort hoffentlich etwas besser haben, ganz nach dem Motto von www.uefa.com: Frauenfußball – etwas für die ganze Familie. An der geistigen Peripherie scheinen Bilder von 1899 Hoffenheim auf, die diese Saison mit furiosen Gastspielen begannen und nun im eigenen Stadion höchstens noch gegen die sich selbst Beine stellenden Bayern brillieren. Es lebe das eigene Stadion! Doch nicht nur ziehen die Duisburger Dame um, sie ziehen auch sich um: Immer wieder war zu hören, dass die Trikots der die Frauennationalmannschaft zu „unweiblich“ seien. (Wie immer lässt sich an dieser Stelle fragen: was soll das denn heißen? Hat schon jemand mal gehört, das Ruderinnen, Fechterinnen oder Judoka als zu „unweiblich“ tituliert wurden? Warum kämpfen vor allem die Fußballfrauen darum, ›männlicher‹ sein zu dürfen und ›weiblicher‹ aussehen zu wollen?) Jedenfalls war der Auftritt des FCR Duisburg heute eine Offenbarung: Hier spielte niemand mehr unisex, das Girlie-Fußballdress ist erfunden: Das fast schon bauchfreie Shirt (siehe Einwürfe) kann nicht mehr in die Hose gesteckt werden und hat aber so gar nichts mehr von so manchem sackartigen Oberteil, das den Verdacht erwecken konnte, eben noch bei den Männern aus der Reservekammer bezogen worden zu sein. Besonders auffällig: Bei knappem Bauch die langen Ärmel, die über die Handflächen reichen und beim rennen gerne auch mal festgehalten werden. Die gastspielenden Fußballfrauen sind zwar noch nicht im eigenen Stadion, wohl aber im gender-branding angekommen und können sich darüber freuen, dass der UEFA Cup in Zukunft endlich, wie es ihm gebührt, auch Champions League heißen wird.

Samstag, 9. Mai 2009

Logo-Vorschlag #2

Der WM-Logovorschlag geht in die nächste Runde. Immerhin winken ewiger Ruhm und Berühmtheit! Logo-Vorschlag #1 drückte unsere (momentane) Überzeugung aus, das 20ELF sich als Branding für die Frauen WM im Sprachgebrauch durchsetzen und einen hohen Wiedererkennungswert entwickeln wird – das ›seine schönste Seite‹ jedoch völlig und vollständig inakzeptabel ist. Wie im Platzverweis ausführlich dargelegt, verpasst dieser Zusatz jede Form konstruktiven Humors, sondern erzeugt eine Vielzahl unangenehmer, unpassender und diskriminierender Assoziationen. Dieser Problematik sah sich jedoch auch Logo-Vorschlag #1 gegenüber, wartet er doch mit einer Figur auf, die, da nicht deutlich weiblich konnotiert, sofort als männlich gelesen werden konnte. Eine Frauenfußball WM kann natürlich nicht mit männlich kodifizierten Figuren werben, um aber die Frau zu identifizieren braucht es Rock, lange Haare und Brust und so wären wir beim Terror der 0-8-15 Weiblichkeitsklischees angekommen. Geschlechtsneutrale Figuren gibt es scheinbar nicht. Also verzichtet Logo-Vorschlag #2 darauf und versucht sich als selbstreflexives Sprachgesamtkunstwerk.

Mittwoch, 6. Mai 2009

denk.anstoß: Vorbild Steffi Jones

Die Vorbereitungen zur WM 2011 führen zu einer (langsam) wachsenden Zahl von Medienbeiträgen zum Frauenfußball. Dazu gehört auch der Fernsehbeitrag über das Leben von Steffi Jones, der einen sehr intimen Einblick in das Leben der OK-Präsidentin gewährt. Anders als eher medienscheue "Stars" wie Birgit Prinz, oder distanzierter an die Öffentlichkeit tretende wie Nia Künzer, lässt sich Steffi Jones darauf ein, sehr persönliche Bereiche ihres Lebens sichtbar zu machen.

Gerade das ist im Frauenfußball noch Neuland: Neben geifernd in der Öffentlichkeit breitgetretenen Skandalgeschichten interessieren Fußballerinnen die Massenmedien nicht wirklich. Auch wenn beispielsweise Brigit Prinz immer wieder betont, dass eine solche Medienaufmerksamkeit nicht unbedingt jedermanns oder –fraus Sache ist (und auch wenn wir immer wieder über die Eindimensionalität der Medien schimpfen), ist diese Plattform nicht nur negativ zu bewerten: Vorbilder entstehen (vor allem in unserer medialen Welt) eben tatsächlich durch Bilder: Fernsehbilder, Photographien in Printmedien und Internet. Auf dem Weg zur WM 2011 stellen wir, stellt das OK fest: Es fehlen die massenwirksamen Vorbilder, mit denen die Zuschauer des Frauenfußballs sich identifizieren können. Von dieser Erkenntnis zeugen die (wie wir finden) noch ziemlich hilflosen Bildstreckenversuche (Samba in Frankfurt, Stern-Fotoshooting) Sie stützen den Frauenfußball durch Prominente und knüpfen an Photoshoots à la Germanys next Topmodel an. Steffi Jones nun entwickelt sich gerade zu einer Galionsfigur der Frauenfußball-Öffentlichkeit, die diese Fallen geschickt und ungezwungen umspielt.

Die Dokumentation über ihr Leben erweist sich als charmant, familiär und teilweise auch intim. Intim, was etwa Jones’ Verhältnis zu ihren Brüdern angeht; charmant, wenn sie sich z.B. über ihren OK-Laptop freut; familiär (und humorvoll), wenn ihre Mutter ihren Regenschirm-Einsatz bei Fouls an der Tochter beschreibt und nachspielt. Und dennoch: es gibt klare Grenzen. Niemals hat man das Gefühl eines voyeuristischen Zugriffs auf Steffi Jones Leben. So hält sie beispielsweise ihr Liebesleben bedeckt, ohne dass sie dies begründen müsste.

Unabhängig von Jones’ Lebenslauf ist der Film aber auch Zeugnis eines Wandlungsprozesses in den Repräsentanzstrukturen des Frauenfußballs. Vermutlich ungewollt stehen für diese These Franz Beckenbauer und Theo Zwanziger Pate: Beckenbauer reicht kaiserlich den Schlüssel für das OK von oben mit den Worten „sie wird das schaffen, sie ist ja auch sehr hübsch” herab und erlaubt sich folgendes machistisches Bild. Theo Zwanziger hingegen, so altväterlich er ist, erkennt das Potential von Steffi Jones als Vorbild für den Frauenfußball gerade in der kantigen Biographie, die sie mitbringt, schätzt sie jedoch neben dieser für ihre Kommunikationsfähigkeit, ihre Offenheit, ihren Humor und ihre Kraft. Alles Eigenschaften, die Steffi Jones nicht verdinglicht und die jedes eindimensionale Bild von ihr subvertieren. Und dafür schätzen wir sie.

(Mein Leben - Steffi Jones lief am 02. Mai 2009 um 17:25 auf arte, Wiederholung am 09. Mai 2009 um 06:44)

Samstag, 2. Mai 2009

My B/Log has something to tell you about... My Feld is suddenly without a Schnitte

Es bleibt einem ja wirklich nichts erspart – da hat man eben erst eingestanden, von Internetrecht wenig bis keine Ahnung zu haben, da schlägt es schon hinterrückst zu entführt uns unsere Muse, also die Schnitte! (Wer die letzten drei Tage unseren Blog besucht hat, dürfte bemerkt haben, dass das ästhetische Konzept quasi völlig außer sich war – ein bisschen so, als würde man die Log Lady mit ihrem eigenen Holz verprügeln.) Nach einer absoluten Krisenperiode von ca. 5 Minuten haben wir aber mit Mut, Tatenkraft und Innovation reagiert, statt einem Log haben wir zum Nudelholz gegriffen und um das Klischee noch ein wenig auszureizen möchten wir nach 2 Tagen in der Küche nun stolz verkünden: ›Liebe Spielfeldschnitte. Hier ist dein schönstes Bild!‹ Ja, natürlich bröckelt unser Hochglanzimage inzwischen an allen vier Ecken, aber immerhin konnten wir uns im direkten Gespräch mit einer namenlosen, aber großen Bäckereikette für die Wiedereinsetzung des Backproduktes Spielfeldschnitte einsetzen (man denke darüber nach) und haben dank der Kooperationsbereitschaft unserer neuen Schnitte nun noch ein paar kreative Bebilderungen in der Hinterhand für alles, was auf dem Rasen noch so passieren kann...







(Spielfeldschnitte-die-Eigene ist scharf geschnitten von Mayte und scharf ge-/be-schossen von Rosa)