Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Donnerstag, 17. Februar 2011

Gastspiel: Kick It! - ein Mixtape zur Frauenfußball-WM

  
Musik gehört zum Fußball wie die Vokuhila zu Ulrike Ballweg. Nachdem wir uns vor einiger Zeit selbst versucht haben, überlassen wir jetzt erstmal die Auswahl echten Profis. Unser erstes Gastspiel bestreitet DJane Elise mit dem Mixtape Kick It! Zum Anhören hier. Das Cover zum ausdrucken gibts unten. Kick it!

 

















Kick it! - ein Mixtape zur Frauenfußball WM 2011

Can I Kick It? // A Tribe Called Quest // Yes you can!

Pass This On // The Knife // Geheimtipp N° 1 in Uli Ballwegs Taktikdossier:
Kurzpasspiel

These boots are made for walking // Nancy Sinatra // Marta listen up: "You keep
playin' where you shouldn't be playin / and you keep thinkin' that you´ll never get burnt. / Ha! I just found me a brand new box of matches yeah / and what he know you ain't HAD time to learn."

Under Pressure // Xiu Xiu (with Michael Gira) // Die Sonne wird brennen, der Rasen
brennen, die Fans werden brennen...

Let´s Run // Le Tigre // "I wanna spread my dementia / I wanna knock it off the line /
Give me attention / Every day and every night "

I´m so excited // Le Tigre // Konsumierbar vor und nach Spielen.

She´s Electric // Oasis // Zu singen für jedwede Spielerin der Wahl.

The Cold Touch of Leather // Lesbians on Ecstasy // Was bleibt zu sagen... Vielleicht:
das runde Leder kann grausam sein?

She´s Got Balls // The Cramps // "Eier, wir brauchen Eier" (Schließlich geht es um
Haben, Sein und Scheinen)

Wicked Game // Pipilotti Rist // Der Ursprung der Welt?

Sisters In The Struggle // Lesbians on Ecstasy // Lesbians on Ecstasy machen
sprachlos...

Girls Who Play Guitars // Maximo Park // "We used to talk about girls who play
guitars" - Jetzt reden wir über Frauen, die Fußball spielen, denn...

We Don´t Play Guitars // Chicks on Speed // Auch keine Gitarren...

Play the Game // Queen // Geheimtipp N° 2 aus Uli Ballwegs Taktikbox.

Shooting From The Hip // Chicks on Speed // Gemeintipp N° 3 aus dem Hause Ball
weg

Kick In The Teeth (Morels Dub Mix) // Fisherspooner // "I‘m, I‘m looking for a pill /
Something to ease my will"

I Get A Kick Out Of You // Frank Sinatra // So soll es sein.

Kick Jump Part Jump // Cobra Killer // Geheimtipp aus dem Hause Spielfeldschnitte:
So kommt jeder Ball ins Tor.

Montag, 10. Januar 2011

Im Abseits: Daniela Schaaf über Vermarktung im Frauenfußball

 
"Ich versuche alle Perspektiven, alle Facetten aufzunehmen, damit ein ganzes Bild entsteht. Bis Ende 2010 habe ich sämtliche Sponsoren aus dem Frauenfußball interviewt."
Am 28.10.2010 trafen wir uns auf Einladung mit Dr. Daniela Schaaf, promovierte Kommunikationswissenschaftlerin, um unseren Beitrag zu diesem Bild zu leisten, in dem es um die Frage von Frauenfußball und seiner Marktförmigkeit geht.

Sie hat mit sämtlichen nationalen Sponsoren gesprochen. Was denken diese über den Frauenfußball? Das herauszufinden hat sich Daniela Schaaf vorgenommen. Sie ist die erste deutsche Stipendiatin des João-Havelange-Forschungsstipendium der FIFA. »Einzelsportler-Vermarktung im Profifußball der Frauen. Eine Analyse der Selektionskriterien von Massenmedien und Sponsoren im Hinblick auf die FIFA-WM 2011« lautet der vollständige Titel ihrer Studie, die sie an der Kölner Hochschule erarbeitet, an der auch Dr. Tritschoks lehrt.

Wir gehen in dieses Gespräch mit gewissen Vorurteilen: Ist es nicht die Marktförmigkeit von Frauen, gegen die wir anschreiben? Ist dies eine Studie, deren Ziel es ist, normierende Verhaltensformen für Spielerinnen in das WM Jahr zu implantieren? Und auch ganz selbstkritisch: Warum werden wir gefragt? Sind wir denn schon der Markt oder schreiben wir noch über ihn?

Doch zunächst, stellen wir fest, geht es um Informationen und Austausch. Auf beiden Seiten. "Es war schwierig“ so Daniela Schaaf, „die Sponsoren zu den Gesprächen zu bewegen. Ich musste allen Befragten absolute Anonymität zusichern."

Daniela Schaaf hat sowohl Sportredaktionen sowie bestehende und potentielle Sponsoren befragt. Die Ergebnisse aus diesem ersten Einblick in das mediale und kommerzielle Interesse am Frauenfußball fließen dann in die Erstellung eines Fragebogens, der an rund 3000 SportjournalistInnen und Sponsoren geht. Zu dem Input für den Fragebogen zählt die Befragung sämtlicher großen und kleinen Zeitungen, Sportmagazine und Rundfunkanstalten. "Mit einem der großen deutschen Sportmagazinen war es komplizierter zu sprechen. Die meinten ganz klar, wir berichten nicht über Frauenfußball. Aber wir würden gerne mit Ihnen über Spielerfrauen reden."

Dienstag, 21. Dezember 2010

Neujahrsgruß - 2011 zählt nur eins: die Frauenfußball-WM!

 
Jetzt geht das Jahr 2010 bald zuende. Grund genug einen kurzen Blick zurück zu wagen. Auch wenn es keinen großen Turnierauftritt der Frauen-Nationalmannschaft gab, war 2010 ein recht gutes Jahr. Das Nationalteam kam recht viel vor und zu Wort, weil viel über die WM 2011 zu fragen und zu wissen war. Das gefiehl uns natürlich sehr. Die Übertragungstermine der Freundschaftsspiele wurden auf gute Zeiten gelegt. Endlich gab es auch mal das ein oder andere Bundesliga im Internet oder sogar im Fernsehen zu sehen. Überhaupt hatte man das Gefühl, dass sich die Professionalität im Umfeld der Nationalmannschaft, aber auch in den Vereinen erheblich verbessert hatte. Wir sahen, hörten und lasen über unsere Stars und auch Silvia Neid sprach ab und zu mal. Natürlich gab es auch Sachen, die uns Kopfschmerzen bereiteten: die Marketing Strategien des DFB waren immer für eine kleine Migräne-attacke gut. Das Motto "20Elf von seiner schönsten Seite" sollte sich sogar noch als eines der geringeren Überl entpuppen. Zuletzt konnte uns die Enthüllung des Maskottchens "Karla Kick" die Wand gegen den Kopf schlagen. Das hat uns aber alles nicht zurückgeworfen, sondern vielmehr ermutigt weiter den Bleistift innerhalb der Frauenfußball-Kultur zu schwingen. Denn insbesondere die Community war weiter angewachsen. Die tapferen ProtagonistInnen neben und hinter den Spielfeldrändern und vor den Fernsehern, die sämtlichen UnterstützerInnen in der virtuellen Welt, ehrenamtlich und beruflich. Mit ihnen fiebern wir gemeinsam auf das nächste Jahr hin.

Du liebes Jahr 2011! Wie haben wir uns schon auf dich gefreut! Eigentlich haben wir uns schon in der Wiege gewünscht bei dir zu sein! Geboren und gelebt und gestorben in 2011. Was will man mehr auf dieser Welt! Denn, liebes 2011, wir versprechen Dir, dass für uns nur Eins zählen wird. Uns kümmert nicht, dass vielleicht noch eine europaweite Volkszählung stattfindet (müssen wir dazu in unsere Geburtsstadt fahren?). Und dass der Rosmarin die Heilpflanze des Jahres sein wird, kann uns auch gestohlen bleiben: unsere Pflanze 2011 ist der frische, saftige, grüne Rasen (zu kleinen Teilen auch weiß gekreidet). 2011 soll auch in Hamburg neu gewählt werden, aber auch wenn wir da kurz mal hingehen, bleiben die Gedanken selbst in der Wahlkabine bei der potentiellen Innenverteidigung. Und was interessiert uns der erste unbemannte Flug des Orion Raumschiffes ins Weltall, wenn wir doch unbemannten Spitzenfußball vor der Haustüre bekommen können? Ob die Bundesgartenschau in Koblenz, der Evangelische Kirchentag in Dresden oder der ordentliche Gewerkschaftstag der IG Metall in Karlruhe - ohne uns! Denn wir werden da sein, wo wir hingehören: im Stadion!

2011 wird super beginnen, fulminant weitergehen und grandios enden! 187 Tage lang werden wir uns voller Vorfreude auf die WM freuen. 22 Tage lang werden wir uns voller Augenblicksfreude während der WM freuen. Und 167 Tage lang werden wir in sentimentaler Nachfreude uns über alles, was uns während der WM freute freuen. 2011, so scheint es, wird ein Jahr der Freude werden. Deshalb könnte es auch gleich als alternatives Motto heißen: die Welt erblasst vor Freude.

Aber mit einem lächerlichen (wenn auch guten) Reim auf das Motto der längst vergessenen WM 2006 werden wir uns nicht zufrieden geben. Unser alternatives Motto kann mehr können. Darum sagen wir´s halt einfach wie es ist:
2011 zählt nur eins: die Frauenfußball-WM!

 Die elf potentiellen Stammspielerinnen der WM 2011 präsentieren das alternative Motto exklusiv für die Spielfeldschnitte.
Foto: Polly Patent

Samstag, 11. Dezember 2010

denk.anstoß: Aktionsbündnis-Wandkalender

 
Das Aktionsbündnis Brandenburg hat heute ein schönes Projekt vorgestellt: den Aktionsbündnis-Wandkalender, der 2011 im Zeichen des Frauenfußballs präsentiert. 12 Monate gibt es Hinweise auf wichtige Wegmarken in der Geschichte des Frauenfußballs. In den belgeitenden Texten werden Rassismus und Homophobie thematisiert.
Das alles ist noch dazu in einem ansprechenden Layout gehalten und inklusive Spielplan für die WM im Sommer. Absolut empfehlenswert!

Freitag, 3. Dezember 2010

My blog has something something to tell you about... who is in the closet?

Die Bild Zeitung hat das Interessensspektrum in Punkto Frauenfußball erweitert: berichtet wird jetzt nicht mehr nur über geschminkte und genagellackte Spielerinnen, sondern neuerdings auch über Spielerinnen, die eventuell fürs andere Team spielen. Die müssen aber auch mindestens Stammspielerinnen sein, sonst wird´s nichts mit der Story (Ursula Holls Lebenspartnerschaftsschließung stieß nicht auf Interesse).
Als jetzt aber das Zeit Magazin Nadine Angerer zu ihrer Meinung über Bisexualität befragte, las wohl selbst die Bild mit und hatte prompt eine Erkenntnis: "Es gibt nette Männer UND Frauen". Wenn das nicht mal sogar eine Erwähnung auf Seite Eins wert ist.


Das ist wahrscheinlich erst die Overtüre zu den noch zu erwartenden "Enthüllungen" der Boulevardblätter über die Fußballfrauen. Um den "Wer-kommt-als-nächstes-raus" - Hype etwas Humor beizufügen, möchten wir gerne auf diese Frau verweisen.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Platzverweis: Brigitte und der Trikot-Tausch

 
Die Medienpartnerin Brigitte wurde vor gut einer Woche großspurig angekündigt. Es gäbe "neue, ungewöhnliche und exklusive Perspektiven auf den Fußball." wurde geprahlt. "Mit der Berichterstattung, die durch ein Partnerlogo gekennzeichnet wird, beginnt die Redaktion bereits in Heft 26/2010, das am 30. November in den Handel kommt."

Wir sind nach dieser euphorischen Pressemitteilung natürlich gestern brav durch den Schnee zum Kiosk gestapft um uns unser erstes Brigitte Heft zu kaufen. Immerhin wurde hier zum ersten Mal eine exklusive Berichtserstattung zur WM 2011 von Seiten des DFB angekündigt. Medienpartnerin Brigitte - oder sollte es lieber gleich heißen: Mode-Partnerin Brigitte - enttäuschte unsere Erwartungen (die eh schon nicht sehr hoch angesetzt waren). "Der Trikot-Tausch" war der Artikel übertitelt, der die (in der Rubrik "Mode" untergebrachte) Berichtserstattung zu Frauen-Nationalmannschaft in Form von einer kümmerlichen Seite eröffnete. Es soll wohl gleich klar gemacht werden, dass der Fokus auf den Äußerlichkeiten liegt. Damit macht es Brigitte nicht besser, als die Bild Zeitung (bevorzugt Nagellack-Reportagen). Man verhelt es nicht: es geht vorrangig um den "Look". Eine kleine Geschichte des Frauenfußball-Trikots endet in der Vorfreude auf das offizielle WM Trikot: "Ein Trikot von Frauen für Frauen" (eine abgedroschene Phrase, es könnte sich quasi um einen VHS Kurs in Buxtehude handeln). Auch nicht besser: "Im Nacken die Worte »Blüh im Glanze«". Was daran so toll sein soll, verstehen wir nicht ganz, läuft man schneller, wenn man Zeilen der (historisch belasteten, patriarchal angehauchten) Nationalhymne im Nacken spürt? "Adlerschwingen auf dem Heimtrikot, die stilisierte wehende Flagge auf dem Auswärtstrikot, und die darauf verlaufenden elf Linien stehen symbolisch für die elf Spielerinnen." Wie das wohl aussieht? Wir können es uns nicht vorstellen, haben´s aber versucht:



Schön?

Montag, 29. November 2010

My blog has something something to tell you about... mmm.... Auslosung der WM 2011

  
Vor der Auslosung eine gute und eine schlechte Nachricht:
Olli Kahn kommt nicht. Und Frau Merkel schlägt vor, dass alle Männer vor der WM 2011 die Namen der Spielerinnen auswendig lernen sollen. (Zuordnung gut / schlecht bitte selbstständig vornehmen.)
Der Datenklau bei Wikileaks war willkommenes Argument, die Auslosung um genügend spontane Make-up Zeit für Günter Netzer, dem Kahn Avatar, raus zu schlagen. Und nach den neuesten Infos über „Teflon-Merkel“ gings dann endlich los. Live aus der Messe in Frankfurt am Main erfahren wir: „Deutschland ist ein Sportland!“ Juhu, das ist doch gut! Oder haben wir da gewisse Zweifel? Ahhh... lieber schnell ein paar Spots über alle großen Sportevents der letzten Dekade einblenden, um das leere Stadion in Leverkusen vergessen zu machen....
Diese Passage wird kurzfristig durch unsern sympathischer Opi Theo Zwanziger wettgemacht. Unbeholfen steht er da und spricht doch die richtigen Dinge.

Wir haben vermutet, dass Wir sind Helden den WM-2011 Song präsentieren (man muss zugeben: keine völlig abwägige Erwartung – selbst dann, wenn man Wir sind Helden sch... findet). Doch was passiert? –Alles auf Anfang. Zahnlos wirst du geboren, jaaaaa..... Und im Background: Schönste Seite, schönste Seite, schöööööööönste Seeeeeiieieiete....

Das Projekt Spielfeldschnitte sagt: Viel Wind um viel Werbung.
Dazwischen ein Unterwäschemodel in Verwirrung über den richtigen Lospott (für wen, oh Hoheit, botest du heute deinen Körper da – die nicht vorhandenen Lesben im Frauenfußball oder die nicht vorhandenen männlichen Fans des Frauenfußballs?), Günter Netzers famoses Fanwissen (flüster, Günter, nächstes Mal „C“ sagen) und Silvia Neids kaum noch unterdrückter Ärger über Sven Voss („Machen Sie sich mal keine Sorgen, ich hab normalerweise schon was besseres zu tun, als mich hier von Knilchen wie Ihnen zusülzen zu lassen....“).
Das ist jedenfalls das Ergebnis:

A
Deutschland
Kanada
Nigeria
Frankreich

B
Japan
Neuseeland
Mexiko
England

C
USA
Nordkorea
Kolumbien
Schweden

D
Brasilien
Australien
Norwegen
Äquatorial-Guinea

Außerdem wurde heute das offizielle Poster enthüllt.
Leider nicht unser Wunschkandidat, sondern die pointillistische-lavendelseifen-Version. Hauptsache lange Haare und Brüste sind dran, sonst wäre es wohl zu Missverständnissen vor den Stadientüren gekommen... Der offizielle WM-Ball heißt übrigens „Speedcell“. Warum wissen wir nicht. Immerhin heißt er nicht „Ladyball“ oder „Beautycase“.

Also dann, bis nächstes Jahr!

Samstag, 27. November 2010

My blog has something to tell you about... Homosexualität und Fußball


Fragt das ZEIT Magazin Nadine Angerer:
„Es gibt ja immer diese Gerüchte, dass es im Fußball mehr lesbische Frauen gibt als anderswo. Wie stehen Sie zu diesem Thema?“ (ZEIT Magazin Nr. 48 25.11.2010)

Antwortet das Projekt Spielfeldschnitte:
It’s a football thing!


Donnerstag, 25. November 2010

Coaching Zone: Deutschland - Nigeria

Heute möchten wir unsere Coaching Zone unter die einleitenden Worte unserer Expertin Nia Künzer stellen:
„Die Birgit, die ich liebe ist noch so heiß wie mit 16, 17, 18...“

Heiß war es heute in Leverkusen tatsächlich nicht. Dicke Regentropfen drohten, Nia Künzer schon am Moderationstischchen zu erschlagen. Die Nigerianerinnen (immerhin Afrikameisterinnen) waren gleichermaßen unter dem Joch des Wetters: In tiefen Kälteschlaf verfallen standen sie neben sich und den deutschen Spielerinnen auf dem Platz herum und bescherten uns Tore im Minutentakt, die so schnell aufeinander folgten, dass man das Spiel fast ausschließlich in Rückblenden verfolgen konnte. Minute 4, Minute 5, Minute 6. Grings, Garefrekes, Grings.

Sodann eine Phase der Ruhe im Spiel, die uns klarmacht: Das Stadion ist so leer, dass man sogar hören kann, wie am Nil die Krokodile die Gnus ins Wasser ziehen. Ab und zu durchzieht ein hysterischer Schrei der nigerianischen Torfrau die Stille, und dann:

Birgit Prinz: Tor! Heute eine Prinz! Wenn ich wäre, was ich bin, dann wär ich Königin!

Während drei Fans die Laola-Welle machen, nehmen wir uns die Zeit, die Aufstellung auf dem Platz zu beurteilen: Das Projekt Spielfeldschnitte freut sich an Verena Faißt und ihrem unprätentiösen, gleichwohl mutigen Spiel nach vorne und wünscht ihr, dass das Bianca-Schmidt-Los (Draußen bin isch / warum weiß ich nisch) an ihr vorüber gehen möge. Babett Peter kann eh rechts wie links und sollte mit dem Flexibel-à-la-Philipp-Lahm-Preis ausgezeichnet werden.
Doch ach: Das Zentrum der deutschen Innenverteidigung (Ariane Hingst) humpelt im Innenkreis herum, während Goeßling und Bartusiak sich als Liberohybrid versuchen.

(42. Minute: Die Fußballprinz is on fire! Hot wie ne Chillischote! )

Ich melde noch mal Zweifel an, dass diese Verteidigung einem wirklichen Gegner standhalten würde. Über Mittelfeld und Angriff möchte ich nichts mehr schreiben. Es gibt so viele tolle Spielerinnen, dass man eigentlich bei egal welcher Aufstellung jemanden vermisst. Ich schlage daher einfach vor: besetzt die Abwehrkette in der zweite Halbzeit mit Melanie Behringer, Kim Kulig, Linda Bresonik und Martina Müller. Wenn die Kiste vorne brummt, kratzt es uns hintenrum doch auch nicht mehr.

Die zweite Halbzeit bestätigt die erste: Die deutschen Damen ackern ohne Unterlass. In der 60. Minute entertaint der Poppstar die 8.100 Gäste mit dem 6 : 0. Ariane Hingst erwischt fünf Minuten später die Latte. In der 70 Minuten funktioniert die Abseitsfalle der Nigerianerinnen erneut .... nicht. Und doch: wenn Nadine Angerer gegen die Erkältung kämpfen muss, dann ist ein solches Spiel nicht wirklich spannend. Und auch Bernd Schmelzer fällt nichts mehr ein, außer mit Deutschland den potentesten Superdecker zu suchen (der DSDS Vergleich ist ebenso mies wie der "3,2,1 Meins" - Spruch. Hat Schmelzer heute zu viel Pro7 geguckt?).
Wir enden mit einem verdienten 8 : 0 und haben uns doch langsam in einen wohligen Winterschlaf gehüllt.

Liebe Freundinnen und Freunde des Projekts Spielfeldschnitte: Wir schließen die Coaching Zone für ein halbes Jahr und lesen uns alle wieder, wenn es mit unserem inoffiziellen Motto heißt:

2011 zählt nur eins: Die Frauenfußball-WM!

Mittwoch, 24. November 2010

denk.anstoß: Verhältnis 6 zu 1

Für das DFB-Fußball-Museum, das 2014 in Dortmund seine Türen öffnen soll, wurde ein Fachbeirat berufen, der bei der "Entwicklung und Fortschreibung des szenografischen Ausstellungskonzeptes und der inhaltlich-didaktischen Konzeption" beratend tätig sein soll. Zum Fachbeirat gehören Franz-Josef Brüggemeier, der schon Erfahrung mit Ausstellungen zum Thema Fußball hat, der Direktor von Ruhr.2010 Dieter Gorny, Jochen Hieber, der von 2003 bis 2006 bereits Kulturbeauftragter für die WM war, der ehemalige Sportchef der WAZ Hans-Josef Justen, Ausstellungsexperte Gerhard Kilger, Professor für Kulturmanagement Martin Roth und die Kuratorin und Historikerin Susanne Wernsing, die bereits Ausstellungen zum Thema Fußball kuratierte. „Die Besetzung des Fachbeirats macht unseren hohen Anspruch bei der Realisierung unseres ambitionierten Projektes deutlich. Wir haben eine kreative Mischung aus klassischen Museumsexperten, Denkern und modernen Ausstellungsmachern gefunden. Die wichtigen Impulse unserer Beiräte werden für den weiteren Prozess, das DFB-Fußballmuseum entstehen zu lassen, sehr wertvoll sein“, erklärt Manuel Neukirchner, Sprecher der Geschäftsführung der Stiftung DFB Fußballmuseum gGmbH.
Eine Frau und sechs Männer sind Teil des Fachbeirates. Wir wissen noch nicht so ganz, sollen wir empört sein, oder "immerhin" sagen?