Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Freitag, 26. Juli 2013

My B/log has something to tell you about... Extraordinäre Standardsituationen

 
Im Finale der EM 2013 trifft die DFB-Auswahl am Sonntag auf Norwegen. Im Gruppenspiel vor zehn Tagen führten noch Probleme im Spielaufbau, der fehlende Spielfluss und die schlechte Chancenverwertung zu einem 0:1. Motiviert durch das Halbfinale gegen Schweden (und deshalb überhaupt weiter) gibt es jetzt eine zweite Chance gegen Norwegen. Norwegen, die gegen Dänemark fast 88. Minuten lang ein diszipliniertes 4-4-1 spielten. An diesem nordischen Catenaccio könnten sich die Deutschen auch die Zähne ausbeißen und manchmal sind Freistöße und Ecken dann fast die einzige Möglichkeit, um Torchancen zu generieren.

Statistisch gesehen ist nur jeder 25. Freistoß erfolgreich - eine relativ schlechte Quote für den professionellen Fußball, sind doch die ruhenden Bälle eine große Chance auf den geplanten Torerfolg. Das dachten sich wohl auch Silvia Neid und Ulrike Ballweg und setzten Freistoßvarianten auf das Menü der EM-Vorbereitung. Alles streng geheim natürlich, die Gegnerinnen sollten nichts davon mitbekommen.

Anscheinend war das alles aber so geheim, dass auch die Spielerinnen die Übungen nur mit geschlossenen Augen ausführen durften - damit auch wirklich keine Tipps und Tricks nach draußen gelangen konnten. Als Maroszan und Co. dann mit offenen Augen an die Sache herangingen sah das meistens so aus: Maier läuft über den Ball, Maroszan tut so als ob sie schießen würde, spielt den Ball aber flach in die Mitte auf Cramer, die schießt eine Gegnerin an. Oder so: Maier läuft über den Ball, Goeßling tut so als ob sie schießen würde, will zu Maier passen und passt statt dessen ins Aus. Oder so: Irgendwer überläuft, Marozsan tut so als ob sie schießen würde, spielt den Ball aber quer auf Goeßling, die bekommt den Ball aber nicht.

Das Blöde an einstudierten Tricks ist ja meistens, dass man sieht, dass sie einstudiert sind. Und wenn der offenbar einstudierte Trick auch noch schief geht, ist es viel peinlicher, als hätte sich die Situation intuitiv ergeben. Trick Siebzehn mit Selbstüberlistung nennt man das auch.

Vielleicht ist das ganze aber auch nur ein großer Bluff (wie ja eventuell und angeblich der gesamte bisherige Verlauf des Turniers) und die vergebenen Freistöße waren extra dafür da, die Norwegerinnen in Sicherheit zu wiegen. Je nachdem, wir hoffen auf weitere extraodinäre Standardsituationen im Finale und schlagen gleich noch zwei zusätzliche vor, falls noch Zeit zum üben ist.



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