Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Sonntag, 3. Juli 2011

My B/log has something to tell you about: Das Prinz-Bashing-Bashing


Was hat es nur mit den Deutschen und der sogenannten "Capitano-Frage" auf sich? Zuletzt sehr schön am Beispiel Ballack zu verfolgen - sie liebten ihn, sie weinten mit ihm, sie ließen ihn fallen wie eine heiße Kartoffel.

Dass ältere Spieler_innen irgendwann irgendwie aus dem Kader herausfallen liegt in der Natur der Sache. Auch dass ein Team manchmal irgendwie nicht zu seinem Spiel findet kommt vor. Bemerkenswert aber doch die Agressivität, ja geradezu die Lust am Vorwurf, die in diesem Zusammenhang seitens der Medien vor allem bezüglich der deutschen Kapitäne entfaltet wird.

Doch wollen wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen - vor seinem Aus war Ballack lange von Verletzungen geplant und in seiner Abwesenheit hat sich die Nationalmannschaft verändert. Immer wieder war die Rede davon, dass Ballack für einen Führungsstil stand, der diesen Namen auch verdiente und auf einem hierarchischen Mannschaftsgefüge aufbaute. Neben der Leistungsfrage mag auch dieses Verständnis seiner Rolle ein Grund dafür gewesen sein, dass Michael Ballack nicht zur Nationalmannschaft zurück geholt wurde, die inzwischen stärker auf den Teamverbund setzt. Birgit Prinz - auch wenn sie lange als grande dame des Frauenfußballs gehandelt wurde - hat ihre Kapitänsaufgaben niemals auf diese Weise interpretiert. Stets hat sie ihre eigene Rolle als Teil einer Teamleistung begriffen und es wird sicherlich niemanden geben, der ihr ein übersteigertes Ego unterstellen würde. Dennoch: Nach dem enttäuschenden Auftritt der deutschen Elf gegen Nigeria ist "Prinz-Bashing" in:

"Formkrise!", "delikates Problem", "Der Absturz der Birgit Prinz" oder auch "Das Denkmal Brigit Prinz wackelt". Inzwischen wird Birgit Prinz gar nahegelegt, ihre eigene Nicht-Aufstellung zu empfehlen. Was zum Teufel soll das? Kommt einem da nicht das Gefühl einer ziemlichen Überreaktion? Sicherlich: Wir können über die sportlichen Leistungen von Birgit Prinz an diesem Tag wenig Positives berichten. Doch es ist mit Nichten so gewesen, dass eine sportliches Feuerwerk der Deutschen an der Handbremse Birgit Prinz gescheitert wäre. Nach ihrer Auswechselung fiel zwar das Tor, aber ein eleganter Treffer war das bei weitem nicht und danach lief es genauso schlecht weiter wie vorher. Klar ist es frustrierend, wenn eine Stürmerin lange Zeit kein Tor geschossen hat, aber zum jetzigen Zeitpunkt sind gerade mal zwei Spiele absolviert worden (die zudem beide gewonnen wurden). Außerdem übersieht der Blick auf die Torbilanz, dass Birgit Prinz seit Jahren nicht mehr als Sturmspitze auf dem Platz steht, sondern als hängende Spitze taktisch stärker mit der Aufgabe der offensiven Ballverteilung betraut wurde.

Um es noch einmal klar zu sagen: Eine sportliche Kritik am Spiel gegen Nigeria ist völlig korrekt. Doch die Reaktion der Medien auf Birgit Prinz lässt sich unter diesem Rubrum nicht subsumieren. Vielleicht ist es bei all der Sommermärchen-Stimmung einfacher, sich ein Prügelmädel zu suchen, statt das Team zu kritisieren, vielleicht kriegt Prinz zum Karierreabschluss nun die Quittung für ihre Medienphobie, vielleicht weiß so manches Feuilletons nach Lira Bajramajs Nicht-Aufstellung auch einfach nicht mehr weiter.

Wir sagen: Das deutsche Team braucht insgesamt einen Re-Start ins Turnier, um den schönen Offensivfußball zu präsentieren, den sie spielen können. Es bleibt zu hoffen, dass die Spielerinnen sich von der medialen Stimmung nicht zu stark beeinflussen lassen und dass es den Fans im Stadion gelingen kann, jenen Rückenwind zu erzeugen, der eine Heim-WM so besonders macht. Denn insgesamt geht es doch vor allem darum, schönen Fußball zu sehen. Dass das deutsche Team einen solchen spielen kann, werden sie hoffentlich am kommenden Dienstag unter Beweis stellen.

1 Kommentar:

  1. grmblwmbldasistdochsowiesoalles SCHIIEBUNG! SCHIEBUNG!! Bajramaj schnullt ab, und Prinz soll dafür geradestehn? Ich glaube nicht! Go Rosi! Go Birschit!

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