Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Samstag, 21. Mai 2011

Coaching Zone: Deutschland - Nordkorea

  
Nach dem kleinen Spaßkick heute, bei dem der Grill nebenan schon angefacht war und alle sich schon auf das kühle Alster freuten, schwirrte neben aller Spielanalyse vor allem die Frage über den Rasen: Wusste Silvia Neid schon die 90 Minuten genau, wen sie nächste Woche nach Hause schicken wird? Und werden es nur Spielerinnen sein, die heute auf der Bank saßen?
Aber zuerst noch die allerwichtigste Frage: Was war da bitte bei den Mainzelmännchen und den Apfelbrüsten los?

Jedenfalls gewinnt Deutschland 2:0 gegen Nordkorea, durch ein Elfmetertor von Kim Ich-schnapp-mir-einfach-den-Ball Kulig und einen abgebrühten Durchmarsch von Célia Okoyino da Mbabi. Nationaltrainerin Silvia Neid war zufrieden, ein perfektes Spiel wollte sie auch gar nicht sehen. Wir haben natürlich ganz genau hingesehen und dem Lieblingshobby "Rate den Kader" gefrönt. Die Experimentierwütige Trainerin überraschte gleich zu Beginn mit der Aufstellung von Alexandra Popp im Sturm und Verena Faißt auf der linken Abwehrseite. (Babett Peter sollte wohl noch etwas geschont werden, kam dann in der zweiten Halbzeit, allerdings als Innenverteidigerin.) Verena Faißt spielte durch und brachte gute Impulse für die Offensive, wurde immer wieder im gegnerischen Strafraum gesichtet. Neids endlose Suche nach den Außenverteidigerinnen richtet sich wohl derzeit vor allem am Prädikat Offensiv-Akzente aus. Deshalb ist wohl auch Bresonik mittlerweile der Abwehr näher als dem Mittelfeld. Schade, dass sich Bianca Schmidt nicht beweisen durfte. Alexandra Popp hat durch die Verletzung von Stammstürmerin Inka Grings die Möglichkeit sich in den Testspielen für die Sturmspitze zu empfehlen und tat dies heute auch äußerst engagiert. Allerdings ist die Konkurrenz gerade im Sturm sehr stark, besonders Mbabi in der zweiten Hälfte aber auch Martina Müller zeigten, dass vorne noch einige mitspielen können. Warum dann trotzdem nur mittelmäßiger Druck auf das Tor Nordkoreas und wenig Tore? Vielleicht hatte das Team die intensiven Abwehrübungen des letzten Lehrgangs noch in den Beinen und musste sich generell erst einmal aus dem Trott der dreieinhalb Wochen Selbstfokus befreien. Das Spiel wirkte gerade am Anfang holprig und als müssten alle erst mal gucken, wer denn eigentlich alles heute mitspielt. Bei Standardsituationen wurde es ab und zu auch vor dem deutschen Tor gefährlich. Gute Impulse nach vorne gaben Birgit Prinz, die unermüdlich ackerte und Bälle verteilte, und Melanie Behringer, die ja leider längere Zeit aus der Startelf von Bajramaj verdrängt wurde und heute wiedermal schöne Flanken, Ecken und Freistöße zeigen konnte.

Aber letzten Endes findet das erste Testspiel nicht vor Freitag seinen Abschluss, wenn Silvia Neid ihren Kader reduziert. (Schließlich kann das Aufstellungs-Bingo erst mit den 21 gesetzten beginnen.) Die Richtigen kann es dabei eigentlich nie treffen, aber wir hoffen, dass es auch nicht die Falschen sein werden. 
 
Tipp zum Fußball-Samstag: In der aktuellen Ausgabe des Missy Magazine findet sich nicht nur die Beilage "Kick it like Bajramaj", sondern auch ein Dossier zum Thema Frauenfußball. Unbedingt lesenswert!

2 Kommentare:

  1. Mann! Gerade hat es mich hierher verschlagen. Und ich bin direkt Fan geworden. von der Frauen-Nationalmannschaft schon lange, aber diese Schnitte hier.. sehr gelungen.

    Schade, dass so wenig kommentiert wird...

    Keine Sorge, das kommt sicher noch :-)

    (Ich persönlich hoffe, dass Melanie Behringer mit darf und auf dem Platz steht. Sie wird bestimmt aus 25 m einen (oder mehrere)Kracher in den Winkel versenken!)

    Viele Grüße Michael

    P.S. ich geh mich jetzt waschen und kipp' mir ein Bier über. Nicht, dass man riecht, dass ich als Mann nicht nur Männer-Fußballfan bin ;-p

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  2. Sehr schön und lesenswert! Bitte mehr davon!

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