Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Samstag, 15. Juni 2013

Coaching Zone: Deutschland - Schottland



Fragezeichen bei bestem Wetter in Essen: Wer fährt mit nach Schweden? Wer hat welche Verletzung? Und, tatsächlich, von denjenigen, die länger keinen Frauenfußball geschaut haben: wer ist denn das?

Das Projekt Spielfeldschnitte hat sich entschieden, die Verletzungssorgen des deutschen Teams (natürlich Sorgen und Schmerzen ausgenommen) ausschließlich positiv zu sehen – was brauchen wir bekannte Gesichter, um zu zittern, ob sie ihre alten Leistungsniveaus erreichen können, wenn doch nichts spannender ist, ein Team in der Findungsphase kontinuierlicher als sonst im Frauenfußball möglich im Fernsehen verfolgen zu können?

Die Stimmungen auf dem Platz können bis zum Ende der ersten Halbzeit freundlich gesprochen als vorsichtig, kritisch gesprochen als dröge bezeichnet werden. Der Spielaufbau der deutschen Damen wirkt (auch ihnen selbst) streckenweise undurchsichtig, was den Spielfluss stockend wirken ließ. Fallen am Ende der ersten Halbzeit nicht wie aus heiterem Himmel drei Tore, wäre man geneigt, der Spritzigkeit der Schottinnen Tribut zu zollen. So starten diese leider durchaus verunsichert in die zweite Hälfte und das Spiel verliert weiter an Geschwindigkeit.

Im deutschen Team beeindrucken da Mbabi und Maier durch hohes Engagement, in der zweiten Halbzeit kam Mittag immer besser ins Spiel, alle weiteren Spielerinnen sind eher unauffällig, mit kritischem Blick schauen wir auf das Aufgebot in der Innenverteidigung mit Krahn und Bartusiak. Krahn und Hingst, das Erfolgsinnenverteidigerinnenduo des WM Titels 2007 („Die Null steht“) war ein Hingucker – aber seitdem hat sich in der Philosophie von Innenverteidigern einiges verändert. Wenn man sich die teilweise vielversprechenden Bewegungen auf den Außenbahnen anschaut, muss Neid auch auf dieser Position mutiger werden. Ein ähnliches Fragezeichen wäre weiterhin hinter die Zusammenarbeit von Mbabi und Maroszan zu setzen, die noch recht ideenarm und ineffektiv wirkte.

Doch bleiben wir guter Stimmung und hoffen darauf, dass Neid Erfahrung nicht unbegründet über Leistung und Einsatz stellt, hoffen wir darauf, mehr zu sehen von Lotzen, Wensing und Cramer. Leonie Maier sollte derzeit in der Startelf gesetzt sein (kickt damit Behringer auf die Bank), genauso wie da Mbabi. Für Maroszan scheint es wohl gerade keine Alternative auf Silvia Neids Zettel zu geben, auch wenn sie sich in ihrer Rolle hinter der Spitze sich noch verbessern könnte („Luft nach oben“). Martina Müller wird wohl trotz aktueller Erfolge bei der Bundestrainerin nicht vorkommen.

Insgesamt sicher ein gutes Testspiel für das Trainerinnengespann – nicht zu gut und nicht zu schlecht. Einzelne Spielerinnen hatten die Möglichkeit sich zu profilieren und die meisten haben es genutzt. Außer in der Innenverteidigung probiert Neid einiges aus und zeigt die vielfältigen Alternativen. Wenn sich diese bis zur EM auch noch richtig zusammen einspielen, dann kann das Team ein schönes Turnier spielen. Ab jetzt reicht es aber auch mit den Verletzungssorgen.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen