Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Dienstag, 27. März 2012

My B/log has something to tell you about: Es gibt nur eine Nummer Neun!


Zu Beginn die brennende Frage von Eurosport: "Wer ist der Mensch eigentlich?" Tja... Wollen wir Goethe bemühen, Faust, Habe nun ach...???
Siegfried Dietrich hilft beim eigentlich gemeinten weiter: "Sie ist ein sehr emotionaler Mensch! Sie ist ein sehr rationaler Mensch!" philosophiert Wegbegleiter Siggi und wir wissen, dass wir nichts wissen. Aber was wollen wir auch noch mehr wissen von Birgit Prinz, deren zwanzigjährige Karriere die meisten Begleiter_innen und Fans des Frauenfußballs übertrumpft. Nächste Frage von Eurosport: "Wie wichtig war Birgit Prinz für die Entwicklung des Frauenfußballs?" Ganz einfach. Birgit Prinz ist die Entwicklung des Frauenfußballs. Bei fast allem, was es dort zu erreichen gab, war sie die erste. Siege, Pokale, Rekorde, Tore, Bashings - und jetzt natürlich auch das Abschiedsspiel.

Und alle, alle sind da. Die Geschichte des deutschen Frauenfußballs in dem Stadion des FSV Frankfurt. Birgit Prinz, Renate Lingor, Maren Meinert, Doris Fitschen, Bettina Wiegmann, Sandra Smisek, Pia Wunderlich, Steffi Jones und und und. Hannelore Ratzeburg, Bibiana Steinhaus, Theo Zwanziger und und und. Die deutsche Nationalmannschaft und Friends gewinnen gegen den FFC Frankfurt und Friends, Birgit Prinz schießt zwei Tore und bereitet eins vor, wird bei jedem Ballkontakt gefeiert und nochmal frenetischer bei der ersten Ehrenrunde des Frauenfußballs.
Ein Moment für Tränen und Rührung. Vielleicht wegen der Selbstverständlichkeit, mit der das heute so unaufgeregt-aufgeregt einfach möglich war. Weil zu spüren war, so hat Birgit Prinz das machen wollen, so konnte sie sich das auch mal gönnen können, all die Ehrungen und Wertschätzungen, weil es in zweierlei eingebettet war, was immer wichtiger war: Ihre Freundinnen, Weggefährtinnen und einen Teamsport, in dem sie zwar herausragte, sich aber trotzdem nie über ihn stellte. Manche Menschen finden, das Birgit Prinz zu selten gelacht hat, sie haben sie als kantig beschrieben oder launig. Für uns war sie jemand, dem wir gerne einfach mal die Hand gegeben hätten ohne journalistisch-kritische Fragen im Gepäck, um unsere Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Für ihre Spielweise, auch ihre Entwicklungen, vielleicht aber am meisten dafür, einer Mediengesellschaft gegenüber zu äußern: So, wie ihr mich haben wollt, bin ich nicht. Das ist niemals leicht, sicherlich noch schwerer ist es, wenn man weiß, man wird dem Gegenüber (den Medien in ihrem Fall) niemals entgehen können, es gibt ein Abhängigkeitsverhältnis. Aus bzw. in diesem hat sie sich couragiert emanzipiert. Und diesen Tag zu einem für ihre Fans, sich selbst und ihre Freundinnen gemacht.
 Neben Birgit Prinz wurden heute noch mehr großartige Spielerinnen aus dem Nationalteam verabschiedet (kommen wir kurz nochmal auf den Michael Ballack-Vergleich zurück und fragen uns... nein, wir wissen es ja). Uschi Holl, Sonja Fuss und Kerstin Garefrekes werden wir ebenfalls schmerzlich auf dem Rasen vermissen!
Es war zwar Birgit Prinz´ Abschiedsspiel, aber irgendwie hat es sich dann doch plötzlich wie ein Abschiedsspiel für alle Großen des Frauenfußballs angefühlt. Und wenn wir es nicht zu schlimm fänden, dann wäre es fast auch ein angemessenes Abschiedsspiel für den Frauenfußball gewesen.

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