Der
Uefa-Cup ist bekanntlich ein großer europäischer Wettbewerb, dem viel Aufmerksamkeit zuteil wird. So nicht im Frauenfußball. Obwohl der Uefa-Cup hier sogar der höchste europäische Wettbewerb ist, kämpft man mit niedrigen Zuschauerzahlen, sperrigem Hin- und Rückspiel (nicht ein Spiel!) und schlechten Übertragungszeiten. Das ist im Frauenfußball zwar nichts neues, trotzdem darf man sich langsam fragen, ob sich nicht eine behindernde Differenz zwischen der Entwicklung des öffentlichen Interesses am Frauenfußball und seiner Repräsentation in den Medien einschleicht. Dass sich das Interesse am Frauenfußball deutlich vergrößert hat, erkennt man an der wachsenden Zahl Fußball spielender Mädchen und Frauen und denjenigen, die ihnen dabei Zuschauen (bis hin zu neuerdings Stadien füllende Topspielen). Aber auch die Vorgänge hinter den Kulissen lassen ahnen, dass es im Frauenfußball nicht mehr nur um Kaffeeservices geht: das
Tauziehen um Nachwuchstalent Kim Kulig und die einhergehende Diskussion um die
Doppelrolle von Siegfried Dietrich (Spielerberater/Manager) erzählen vielleicht am Rande von dem leise eingeschlagenen Weg ins “Geschäft Frauenfußball”.
In Vorbereitung einer WM im eigenen Lande mag das wachsende Interesse nicht verwundern. Umso mehr darf es dann aber die Diskrepanz, mit der dieses Interesse von den Medien bedient, durch die Medien unterstützt und weiterentwickelt wird. Das Spiel vom FCR Duisburg gegen den russischen Meister Perm kann dafür gut Beispiel stehen: die um 17:30 Uhr versammelten Frauenfußballfans mussten sich bis zum Spielanpfiff des Uefa-Cup Finales noch eine geschlagene Viertelstunde männerdominierte Werbung ansehen. Warum die Übertragung des Spiels nicht einfach auf die richtige Zeit angekündigt war, bleibt ein Rätsel. Genauso rätselhaft die Ankündigung des Eurogoals Moderators um 17:36, der sich verabschiedete mit: “Das war´s dann heute mit Fußball...” und die kurze Angst der Frauenfußballfans, dass die Übertragung mal wieder verlegt wurde oder ganz ausfällt.
Eurosport übertrug dann aber doch und zwar überpünktlich zum Anpfiff, die Halbzeit wurde mit Werbung perfekt ausgefüllt und der Schlusspfiff leitete das Abendprogramm ein. Keine Berichte, nur schlichter Kommentar auf Bild in Realzeit. Ob man sich damit als Zuschauer vernachlässigt fühlt, oder es als Erleichterung betrachtet, ist wahrscheinlich Geschmacksache. Doch dürfte das Interesse des Publikums hier doch eigentlich über das Spiel hinaus gehen. Und selbst wenn es dafür jetzt keine Studie und keinen Quotenbeweis gibt: die Berichterstattung rund um die Live-Übertragung herum gestaltet das Ereignis nicht nur mit, sie konstituiert sie sogar als Spektakel, als Ereignis über das eigentliche Spiel hinaus (Netzer/Delling und Kerner/Kahn stehen als das Sinnbild für die identifizierende Berichtserstattung). Eurosport dagegen verzichtete auf alles abseits den 90 Minuten (die Gründe können nur erraten werden: so wenig Frauenfußball wie möglich, mehr als ein Moderator war zu teuer, man wollte kein Kamerateam nach Russland schicken etc.) und verkannte dann auch noch das Publikum: der Kommentator des Spiels schien streckenweise vorgeschriebene Texte vorzulesen und verpasste dabei wichtige Szenen des Spiels. Seine Ausführungen über den Frauenfußball gegen Ende des Spiels sprachen eher zu dem Frauenfußball-laien, von denen wahrscheinlich eher wenige das Spiel verfolgten.
Bei dieser Analyse soll eines noch schnell eingeschoben werden. Hier soll keine Weiterführung des Gejammeres über die niedrige und unprofessionelle Repräsentanz des Frauenfußball in den Medien betrieben werden. Vielmehr soll ein Erstaunen darüber geäußert werden, dass so wenig die Chance ergriffen wird, die Komponenten einer Medienlandschaft rund um den Frauenfußball mitzugestalten. So könnte etwa Eurosport mit jeweils 10 Minuten Berichtserstattung vor, in der Hälfte und nach dem Spiel die Kommentatorin Eva Musterfrau nicht nur als kompetente Journalistin, sondern auch als ein Gesicht der Berichtserstattung zur WM 2011 etablieren. Dazu wäre die politische Implikation viel weitreichender: eine weibliche Stimme im Sportjournalismus mehr, differenziertere Recherche (allein durch mehrere Betrachterstandpunkte) und vielleicht mal nicht immer die selben Gesichter bei Sportgroßevents (Kerner, Beckmann etc...). Ob Eva Musterfrau bei der WM 2011 überhaupt noch auf den Bildschirmen erscheinen wird, ist eine andere Frage. Aber eigentlich müssten neue Gesichter jetzt eingeführt werden, bei Frauenfußball-Topspielen im Jahr 2009. Eurosport scheint zur Zeit diese Chance der Mitgestaltungsmöglichkeit noch nicht zu sehen. Wir hoffen das wird sich noch ändern.