Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Freitag, 12. Juni 2015

Coaching Zone: Deutschland - Norwegen

  
Alle irgendwie etwas gefrustet. Gefrustet über die zweite Halbzeit. Silvia Neid gefrustet. Wir gefrustet. Sie hier auch gefrustet. Alle außer die Norwegerinnen. Die sind happy.

1-1 ging´s aus, das entscheidende Gruppenspiel der Gruppe - also ohne Entscheidung. Unentschieden, beide gleich gut, beide gleich viele Punkte. Rechnerisch eine Nullnummer. Wie ein 0-0 quasi. Vielleicht hat das Spiel auch einfach nie stattgefunden. Und wir sind alle Gehirne im Tank?

Die ersten 20 Minuten lang war es ja eigentlich ganz ansehnlich. Maroszan irgendwie on fire, hatte wohl noch was aufzuholen, mit dem anscheinend gewitzten Schuß in der 5. Minute, den die Torfrau Hjelmseth nicht festhalten kann und dann Anja Mittag, die das intuitiv geahnt hat, zwiebelt den Ball ins Netz. Alles fein, alles interessant. Ab Minute 30 werden wir aber unkonzentriert und die auf dem Feld auch. Die Fehlpässe häufen sich. Und ab der 40. ist dann Norwegen kräftig am Drücker.

Was war dann? Wir kurz fast am Einschlafen, alles irgendwie nur mittelfetzig, bis Bartusiak in der 58. Minute einfach mal nonchalant das Knie etwas weit reinstellt. Zu recht gibt´s gelb und einen Freistoß direkt vor der Strafraumkante. Alle stellen sich brav auf, aber das hätte man sich auch sparen können, denn Maren Mjelde schießt den perfekten Freistoß, ohne wenn und aber, einfach präzise, ach was, überirdisch in das linke Lattenkreuz. Mit einem so kurzen Anlauf, dass es schon fast ein Diss ist. Reingezwirbelt möchten wir noch sagen, weil sich das so schön anhört.

Der Rest vom Spiel ist so lala, alle eiern etwas rum, keine geht irgendein Risiko ein und wir klingen richtig schlecht gelaunt und entschuldigen uns und schieben es auf den Jetlag, den diese WM erzeugt und bei dem man tagsüber im Büro 15 Kaffee schmeißt, weil man es sonst nicht durchsteht, aber nee, eigentlich keine Entschuldigung, wir fanden das Spiel echt nur so lala und die Nullnummer nur fair und den Freistoß richtig geil, viel geiler als das Tor von Deutschland und deshalb Norwegen auch ziemlich cool und das Spiel insgesamt nicht so cool und wir gähnen laut und wollen nicht mehr dazu schreiben und fragen uns wer wohl ausführlicher über dieses Spiel zu schreiben in der Lage ist und legen uns jetzt so ins Bett.

1 Kommentar:

  1. ... und wer nimmt diese Steilvorlage?

    http://www.zeit.de/sport/2015-06/frauenfussball-aesthetik

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