Das Projekt Spielfeldschnitte
Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)
Freitag, 1. Mai 2015
My B/log has something to tell you about... Birgit..ääh...Martina...ääh...Prinz..ääh..Müller!
Nee, is klar, Leude, Martina Müller ist nicht Birgit Prinz. Niemand ist Birgit Prinz außer Birgit Prinz, niemand verteidigt das so stark wie wir. Aber Martina Müller ist fast wie Birgit Prinz und zwar aus folgenden Gründen: Sie semmelt die wichtigen Dinger rein. Sie ackert bis zum letzten. Sie ist immer da, wenn man es nicht erwartet. Sie ist Stürmerinstar. Solide.
Warum sie nicht ist wie Birgit Prinz: Sie stand nie so im Rampenlicht. Die Bundestrainerin wollte sie nie so richtig, höchstens als Jokerin und ergo kam Müller nie zu dem Weltruhm, den sie verdient hätte, wenn sie ihn denn wollte (was wir nicht wissen). Keine heftige Identifikationsfigur auf internationalem Parkett, also stattdessen Arbeiterin an der lokalen Front und das seit einiger Zeit bei Wolfsburg. Nach der Saison hört sie auf, aber vorher spielte sie heute im DFB Pokalfinale gegen Turbine Potsdam.
Und wie! Müller im Sprint, Müller beim Schuß, Müller am ackern. Bernd Schmelzer war zu sehr damit beschäftigt die mangelnden technischen Finessen des Spiels zu kommentieren, so verlor man an diesem Abend wenig Worte über Martina Müller. Wir vor der Mattscheibe dafür umso mehr, spätestens in der 12. Minute, als Nilla Fischer einen langen Ball nach vorne schlägt und die Potsdamerin Elsig unfreiwillig per Kopfball verlängert, der Ball genau auf den Fuß von Martina Müller fällt und die ganz lässig wie im Training die Torwärtin umkurvt und ins leere Tor einschiebt.
Ganz ehrlich: Großartiges Tor. Aber auch ehrlich: Nicht so großartiges Spiel. Alle etwas aggressiv, viele technische Fehler. Wolfsburg ist von Beginn an überlegen, Potsdam in der Offensive einfach unterbesetzt. Am Tag der Arbeit vielleicht einfach kein Bock auf Arbeit? Der Werksverein Wolfsburg holt sich trotzdem den Pokal.
Was sonst geschah:
Sarholz kam als Biene Maja verkleidet.
Die Schiedsrichterin hatte sich vorsichtshalber Schwimmflügel angezogen.
Nia Künzer trug eine Lederimitatsjacke.
Und Martina Voss kam mit Mittelscheitel.
In der 60. gabs Elfmeter, Maja aka Sarholz fliegt in die richtige Ecke, aber die Schützin heißt Martina Müller und die lässt - natürlich - nichts anbrennen. 2-0.
Alexandra Popp hat schon seit Spielbeginn eine Halsschlagader bis nach Meppen, greift in der ersten Hälfte einer Potsdamerin aus Frust in die Beine, ist ansonsten auch viel mit Purzelbäumen auf dem Spielfeld unterwegs und denkt sich in der 70. Minute dann so: kein Bock mehr, ich mach jetzt einen Alleingang, einen EinsA Alleingang und dann semmel ich den Ball der Sarholz auch noch ins kurze Eck rein. Gedacht, getan, 3-0 Wolfsburg.
Das wars, Wolfsburg Pokalsiegerin! Mega, wild und dirty! Martina Müller eine Heldin!
Ja, okee.. Das Spiel war eigentlich insgesamt etwas lame, wir haben versucht dem textlich etwas gegenzusteuern, aber wir können unsere Leser_innen ja auch nicht für dumm verkaufen, vor allem, wenn sie´s gesehen haben. Also deshalb ehrlich: wir fanden es mittelgut, mittelspannend und mittelinteressant. Viel Geschubse, die gelben Karten flogen um die Wette, Martina Müller fanden wir trotzdem gut, Alex Popp ist uns ein bißchen zu viel rumgerollt, Bernd Schröder hatte trotz Verliererposition Stil und das Stadion in Köln hat die Laola mal wieder überstrapaziert. Ein okeer Abend also in Kölle.
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