Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Mittwoch, 8. April 2015

Coaching Zone: Deutschland - Brasilien


Tolle Gegnerinnen, tolle Stimmung im Stadion und tolles Wetter an diesem Mittwochnachmittag. So toll, dass wir uns ein bißchen ärgern, dass wir mit runtergelassenen Jalousien und hochgeklappten Bürgersteigen drinnen sitzen. Silvia Neid testet gegen die Lieblingsgegnerinnen aus Brasilien in Fürth und Nia Künzer ist auch dabei und deshalb vergessen wir, dass draußen die Sonne scheint und sind gebannt von einem recht unterhaltsamen Spiel. 

Irgendwie auf Augenhöhe, aber irgendwie auch Heimvorteil. Natürlich hat man Respekt vor Marta und Co., aber man hat auch Angerer. Weltfußballerin. Kann ja eigentlich nichts schiefgehen. Tore würde die Weltfußballerin sicher auch gerne schießen, aber man kann ja nicht alles und auf einmal. Deshalb wirbelt vorne umso mehr Simone Laudehr. Das reimt sich und ist fast so gut wie Laudehr to si. Unglaublich aktiv über die linke Seite, holt sich früh ihre obligatorische gelbe Karte ab und wurschtelt sich in der 19. Minute so geschickt durch die gegnerische Abwehrlinie, dass sie nur noch regelwidrig abgeräumt werden kann. Sasic erledigt abgebrüht den Elfer. In der 34. Minute wieder Laudehr, fast ein bißchen aus Versehen an der Strafraumgrenze am Ball und dann so flott und ballsicher, dass keine andere hinterherkommt, Laudehr to si lupft über die Torfrau zum 2:0. Simone Laudehr, die Frau der ersten Halbzeit. In der Zweiten ging nicht mehr viel, in der 62. ging sie raus, für sie kam Melanie Behringer.
Also, Halbzeit, kurzer Exkurs: immerhin hat das Nationalteam seit kurzem ein neues Trikotdesign. Von weitem nix neues, von nahem ein neckischer Ausschnitt in rot (wertfrei), ein Schnitt, der irgendwie nur Alex Popp ganz gut steht (wobei der wahrscheinlich alles irgendwie ganz gut steht) und Stutzen, die aussehen wie ein ARD-Testbild aus den 50ern (ein Glas O-Saft bitte) oder ein hüpfendes Zebra (Safarilook). Dezente Bandenwerbung: ES IST DEIN TRIKOT! Ähm, nee, danke, geht schon.

In der zweiten Hälfte allle ein bißchen gechillt, man führt auch immerhin 2:0. Kurz Zeit also zu sagen: die eher Neueren im Team, Leupolz und Däbritz, machen ihren Job souverän. Leupolz bekam auch noch ein Fleißkärtchen in der 60. Minute, toller Pass in die Spitze von Laudehr und Leupolz umkurvt lässig die Torfrau zum 3:0. Dann passiert ne Weile nur mittelviel, bis zur 85. Minute: Maroszan, die in der ersten Hälfte milde gesagt nicht so glänzte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort, ein bißchen aus Versehen, bekommt eine Kopfballweiterleitung von Anja Mittag direkt auf die Schnürsenkel und verwandelt traumwandlerisch wie im Training. 4:0 und damit vollendete Tatsachen, gemütliche Pressekonferenz für Silvia Neid, ungemütliche Heimfahrt für Marta und Co.

Nach dem Spiel im Interview Laudehr: "Erstmal in die Muskulatur reinarbeiten." Aha!! Großartig. Silvia Neid dagegen: "die Brasilianerinnen haben auch einen Jetlag, da darf man die zweite Halbzeit auch nicht überbewerten." Na danke. Egal, wir hatten trotzdem Spaß.

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