Das Projekt Spielfeldschnitte
Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)
Montag, 5. März 2012
Coaching Zone: Algarve Cup, Deutschland – Schweden
Doch heute lacht die Sonne, lacht die Bundestrainerin und wir haben unser Notizblöckchen ebenso gezückt wie Silvia Neid. Es verspricht ein spannendes Spiel zu werden, die Schwedinnen sind noch in guter Erinnerung von der WM – und als Anheizer zeichnet der Kommentator sogar eine mögliche Revenge gegen Japan an den Himmel: gewinnt Deutschland, gewinnt Japan oder verlieren beide kommt es zur posttraumatischen Begegnung.
Nun, werfen wir einen Blick auf die Experimente, die hier getätigt werden: Noch sieht die Nationalmannschaft nicht aus wie der leibhaftige FFC Frankfurt (wie ja gerade in allen möglichen Medien kritisch diskutiert wird), doch das liegt vor allem an den vielen Protagonistinnen, die aus diesem oder jenem Grund hier fehlen. So mag auch nicht jede Aufstellung zukunftsweisend, sondern schlicht durch diese Tatsache erklärbar sein. So wäre vermutbar, dass weder Anja Mittag (Sturm) noch Annike Krahn (Innenverteidigung) tatsächlich wieder ernste Kandidatinnen für eine Startelf sind und auch Lena Gößling (heute Doppel6) hat auf dieser Position im Gegensatz zur Innenverteidigung nie wirklich überzeugt.
Richtungsweisende Versuche scheinen vor allem (1) da Mbabi auf der Spielmacherinnenposition, als auch (2) Melanie Behringer als Kapitänin zu sein. Denn welche Offensivspielerin hat im Nationalteam nach dem Weggang von Birgit Prinz (1) jene Spielübersicht und Ruhe, um das Angriffsspiel aus der zweiten Reihe in Szene zu setzen und kann (2) auch als Taktgeberin das Spiel des Teams maßgeblich beeinflussen? Dass Celia Okoyino da Mbabi eine spritzige und spitzfindige Torjägerin ist, stellt sie auch heute wieder unter Beweis (Hattrick). Doch stellt sich die Frage, inwiefern die Bindung der einzelnen Mannschaftsteile auch darauf zählen muss, dass nicht vier Stürmerinnen aufs Tor zurennen, sondern das offensive Mittelfeld den Kontakt zum Rest des Teams hält. Ein wichtiges Experiment, herauszufinden, ob diese Position dem Naturell von da Mbabi entspricht oder doch eher von einer Spielerin wie Dzsenifer Marozsan interpretiert werden sollte. Melanie Behringer macht ihre Sache als Kapitänin gut, spielt mannschaftsdienlich und ist zugleich durchsetzungsstark, ohne eine Egospielerin zu sein.
Daneben der ein oder andere Versuch, Spielerinnen der zweiten Reihe zu stärken und mit Erfahrungen auszustatten: Almuth Schult (Tor) etwa oder Josephine Henning (Innenverteidigung). Auch Bresonik (rechts außen) muss sich steigern, um einer wiederkehrenden Lira Bajramaj Konkurrenz machen zu können.
Das Spiel ist nicht mit der letzten Kraft geführt, aber alle drei Tage ein Match hinterlässt beim Algarve Cup jedes Jahr seine Spuren. Die Schwedinnen haben sich nie wirklich im Mittelfeld festspielen können, sondern viel zu oft auf lange Bälle zurückgegriffen. Doch im Gegensatz zum letzten Spiel ein unterhaltsamer Nachmittag, der Lust auf nächsten Mittwoch macht, wenn es dann tatsächlich wieder heißt: Deutschland gegen Japan. Amtierender Europameister gegen amtierenden Weltmeister.
Melanie Behringer war ja nur der "Spielführer" :D
AntwortenLöschenIch hab Josephine Henning vorher noch nie spielen sehen, aber sie hat mir gestern sehr gut gefallen. Schnell, ruhig und sicher im Passspiel, was man von Krahn oder Bartusiak nicht immer sagen kann...