Gastspiel: Stine Hertel war in der Frankfurter
Gestern bin ich ins Stadion gegangen. Ich bin also, um wieder einmal Anonmas Freisig zu ehren, völlig weggezopft.
Brasilien spielt gegen Äquatorialguinea – ein Gigant, für den ein Sprint bei 50 km/h erst anfängt, gegen ein sehr kleines Land in Westafrika, das urplötzlich fußballmäßig schwer beschlagen auf der Bildfläche erschien und den FIFA an den Rand seines großen biologischen Lateins brachte. Man zweifelte daran, ob das denn überhaupt richtige Frauen sind, die da spielen - eine schwierige Frage, die sicher in Zukunft fachkundig erforscht werden wird. Nanu? Jemand hätte die Menschen darauf vorbereiten müssen! Brauchen wir einen Papststuhl? Eine Hormonquote? Wie kriegen wir wieder Ordnung in diese neumodische Verwirrung? Müssen vielleicht ein paar neue Richtlinien her? Davon können wir sicher alle profitieren, auch für unsere eigene Identitätsfindung.
Im Stadion jedenfalls schien keiner nach dem FIFA-Infoblättchen Ausschau zu halten. Alles undurchsichtige Banausen.
Von der gelben Kurve aus sieht man hervorragend, man sieht die Nationalhymne von hinten, und die Spidercam, wie sie sich spidermäßig und ganz ohne Kameramann vor der Reihe der singenden Doppelelf entlanghangelt. (Was, wenn da einer von diesen gender-Terroristen ein Gewehr drauf versteckt hat und auf alle schießt, die ihrer Sabotage die Brust -pardon- die Stirn bieten?) Die Zeremonie verleiht den Spielerinnen liebevoll der Nimbus der Unschlagbarkeit (jeder einzelnen! Und nur elf können gewinnen!), und es lässt sich gut an, ein wirklich wichtiges Spiel zu werden. Während der Spezialist des Zu(sammen)schauens auf dem Bildschirm nun die Aufstellung serviert bekommt, passiert auf dem Platz gemeinerweise das Allerschönste - Synchronschwimmen auf Rollrasen, ein weißes Ballett in Komplementärfarben nämlich: Die zwei Elfen formieren sich exakt symmetrisch zu Einschwörkreiseln und verharren dort erstaunlich lange während der Soli der Linienrichterinnen, die in vollendetem Gleichtrab diagonal über das Feld ihrer Position zuschweben. Man hat Ruhe, ohne den Kommentator. Zugleich meißeln die Ordner am Spielfeldrand ihre Aufstellung in Beton und werden sich sofort auf keinen Fall mehr bewegen. Auch nicht den Kopf!
Ein angemessener Schauplatz für das anschließende Kräftemessen – Äquatorialguinea hält Brasilien eine ganze Halbzeit mächtig auf den Beinen (umgekehrt auch, aber das ist ja klar). Alle Spielerinnen sind völlig erstaunt und vergessen, Tore zu schießen: Eins a Passspiel, große Verwirrung im Abschluss. Das Publikum muss viele Hotdogs essen, um die Spannung der ersten Halbzeit zu verkraften, die Laolawelle des Grauens kreist und sorgt für kurze Ablenkungsmomente. Auf dem Platz dagegen kehren während der Pause die Bundesjugendspiele ein: Entspannte Ersatzspielerinnen laufen in ihren Hängerchen, die sie aussehen lassen wie ein eingemottetes Möbelstück, über den Platz und dribbeln um die Grasfestklopfermänner herum. Da kriegt schon mal einer einen druff. Das lässt ihn aber völlig kalt. Unglaublich! Der Grasklopfermann hat Nerven wie Drahtseile. Dabei ist doch gerade alles noch offen...
Zweite Halbzeit zwei Tore fertig. NÄH!! Man hat 45+15 Minuten gezittert, da greift Marta nochmal richtig tief in ihre große, unheimliche Motivationskiste und dann werden eben zwei Tore gemacht, so siehts aus. Na gut, wahrscheinlich hat Trainer Kleiton Lima auch noch was gesagt. Und dann gibt’s auch noch einen Elfmeter als Betthupferl obendruff. Das ist am Ende doch zuviel für die fleißig störenden Äquatorialguineerinnen. Auf jeden Fall für ihren Trainer Marcelo Frigerio. Seine ermutigenden Worte: „Es ist unmöglich, Marta ein ganzes Spiel hinterherzulaufen und sie zu stoppen. Nur ein Mann kann das.“
allein schon das kleingedruckte Intro...
AntwortenLöschenzum wegschmeißen :D