Uns interessiert dabei natürlich vor allem, wie darin der Frauenfußball so wegkommt. Und siehe da: die weitaus erfolgreichere Elf des DFB ist gar nicht mal so unterrepräsentiert. Zwar braucht es erstmal ein paar Fotos von Jogi Löws Designerhemd. Aber dann, auf Seite 8 gibt es unsere Weltmeisterinnen zu sehen: Annike Krahn, Kim Kulig und Lisa Weiß mit Pokal auf dem Römer Balkon. Auf Seite 11 gibt es außerdem noch ein schönes Foto von Alexandra Popp und ihrer Jubelgeste bei der U-20 WM. Wenn das mal kein Einstieg ist!
Im Text wirklich präsent ist der Frauenfußball erst ab Seite 160. Zwar erwähnt Theo Zwanziger auch die Erfolge der Frauen in seinem Bericht und es gibt sogar ein Foto. Ausführlicheres erfährt man aber erst von Hannelore Ratzeburg. Nach den Berichten vom Präsidium, dem Ligaverband, den Amateuren, dem Schatzmeister, der Revisionsstelle, der Qualifizierung, der Präventation, Integration, Freizeit- und Breitensport, dem Jugendfußball, den Rechts- und Satzungsfragen... (kurz Luft holen) kommt dann die Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball zu Wort. Unter der Überschrift "Erfolgsgeschichte kann fortgeschrieben werden" resümiert sie die letzten Jahre und blickt in die Zukunft. Zurecht lobt sie gleich im dritten Absatz die Umstrukturierung innerhalb des DFBs mit der Schaffung einer eigenen Stelle für den Frauen- und Mädchenfußball (klar, ist ja auch ihre). Insgesamt liest sich ihr Bericht wie ein einziges Ferienlager. Siege, Freude, Eierkuchen! Schauen wir der Wahrheit oder einigen Euphemismen ins Gesicht? Naja, natürlich möchte man sich nicht ans eigene Bein pinkeln und wir wollen das auch nicht übernehmen. Eine Stelle ihres Berichts ist allerdings erwähnenswert:
"Eine besondere Herausforderung war die Erstellung des Rahmenterminkalenders für die Serie 2010/2011. Mein Dank gilt nochmals den VereinsvertreterInnen der Frauen-Bundesliga, die sich alle in der laufenden Saison dem einen Ziel, eine erfolgreiche Frauen-WM im eigenen Land zu bestreiten, unterordnen. Gemeinsam haben wir beschlossen, die Saison 2010/2011 ausnahmsweise bereits Mitte März 2011 zu beenden. Damit kann sich unser Team drei Monate konzentriert auf die Weltmeisterschaft vorbereiten."
Ein dreifaches Hip Hip Hurra! auf die drei monatige Vorbereitungszeit unserer Damen an der Spitze! Möge der Frauenfußball für immer in ihren Händen und an ihren Füßen liegen! Dass die VereinsvertreterInnen darüber so erfreut war, war uns gar nicht so bewusst, umso besser!
Mit Begeisterung lasen wir auch das: "Aktuell halten die deutschen Teams vier von acht möglichen offiziellen Titeln von UEFA, FIFA und IOC." Das lässt man sich doch gerne auf der Zunge zergehen. Was haben wohl die zehn Vizepräsidenten des Herrenfußballs zu dem Thema zu sagen? Gleich mal nachlesen...
(Doch keine Lust Nachzulesen. Dafür aber eine Randbemerkung: Ratzeburg ist die Einzige in diesem Heft, die das Binnen-I verwendet. Chapeau!)
Keine DFB Publikation dieser Tage ohne unsere OK Präsidentin Steffi Jones! Auf Seite 240 wird über ihre Arbeit und vom "Meilenstein für den Frauenfußball" berichtet. Die "schönen Seiten" und Karla Kick schnell überblättert kommen wir zu der umfangreichen "Promotion"-Strategie des Komitees: vom Ticket-Promotion-Event, dem Live-Event der Endrundenauslosung (29.11.2010, ZDF), den Host-City-Logos und den Host-City-Postern über die televisionäre Zuschauerabstimmung für das offizielle Poster bis hin zum Umweltprogramm einer klimaneutralen Weltmeisterschaft, der Sozialkampagne "Kinderträume 2011" und dem vom DFB finanzierten Kunst- und Kulturprogramm (was das wohl sein soll?). Wir sind jedenfalls schon ganz erschöpft vor lauter Promotion und Kampagnen und das bevor die WM 2011 überhaupt angefangen hat. Wegen Muskelkater im Kopf wird also nicht mehr paraphrasiert, sondern zitiert:
"Die Vielzahl der Aktivitäten und Maßnahmen können zu zwei übergeordneten Zielen zusammengefasst werden: Die Frauen-WM 2011 soll in ganz Deutschland, in den Stadien für die Zuschauer, die Teams, die vielen Ehrengäste und Journalisten ein großes emotionales Erlebnis und organisatorisch ein voller Erfolg werden. Zudem sollen die Potenziale des Frauenfußballs auf dem Weg Richtung 2011 voll ausgeschöpft und nachhaltig nutzbar gemacht werden."Schöner und wirtschaftlicher hätten wir es auch nicht sagen können. Außer mit unserem inoffiziellen Slogan: 2011 zählt nur Eins: die Frauenfußball Weltmeisterschaft!
Kurz, knackig und nachhaltig. Oder was!?
Wir freuen uns jedenfalls, dass wir auf dem DFB Bundestag 2010 nicht dabei sind und werden demnächst unseren Vorschlag für ein inoffizielles Poster für die WM 2011 veröffentlichen, über das dann auch nicht abgestimmt werden darf.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen