Am 28. April haben wir unser erstes alternatives Logo veröffentlicht, in der Hoffnung einer offensiven Auseinandersetzung mit dem offiziellen Motto "20Elf von seiner schönsten Seite", das uns ein Dorn im Auge ist. Im Anfang stand die Idee, unsere Vorschläge durch die Kommentare unserer LeserInnen stetig weiter zu entwickeln. Wir haben drei Logos entwickelt und uns mit unserer fleißigsten Kommentatorin djane darüber verständigt. Keines der Logos konnte unseren Ansprüchen genügen: irgendwas war immer zu sehr, zu beliebig, zu dekorativ, zu verkopft, zu klischeesiert und insgesamt leider auch zu wenig. Der Dialog, den wir uns gewünscht hatten, ist eingetreten. Aber die Krise, die wir ersehnt hatten, durch eine Vielzahl entrüsteter, einsatzbereiter Stimmen, ist ausgeblieben. Im Anfang dachten wir, unsere Kreativität würde sich durch einen solchen Konflikt entzünden. Nun haben wir kurz vor zwölf noch ein kleines Flämmchen entfacht – am Scheitern einer Idee.
Der Contest um das inoffizielle Logo der WM empfielt, selbiges möge ohne Schrift auskommen. Wir kamen von diesem Aspekt eines Logos aber nicht ab: wir möchten verzichten auf geschlechtlich konnotierte Figuren, Fußbälle oder Pokale. Viel mehr reizt uns, Schrift selbst als mediale Form, bildlich-visuell zu begreifen, als Schrift-Bild. Walter Benjamin beschreibt Handschrift als ausdrucksvolle Spur der Körpergeste. Aber nicht als ein konkretes, ontologisch ausdeutbares Körperzeichen, sondern vielmehr als etwas schlussendlich Unübersetzbares. Die Spur der Körpergeste in der Handschrift ist kein decodierbarer Text, „sondern das Bild, das wir schreibend in unsere Handschrift wickeln“. Die Handschrift unterläuft den Repräsentationscharakter von Schrift – obgleich sie ihren symbolischen Gehalt nicht verlieren, liefert sie immer schon ein mehr wie ein weniger mit. Gestische Texte sind solche, die den inszenatorischen Charakter ihrer Sinnangebote offenlegen. So kleiden wir unseren kritischen Alternativvorschlag in ein schriftbildliches Kostüm mehrer Schichten. Dies also unsere letzte Geste 2009. Morgen ist 2010 und damit fast schon 2011!
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