Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Dienstag, 25. August 2009

Coaching Zone: EM Deutschland - Norwegen

Ein erstes Vorrundenspiel muss vielleicht nicht im Detail analysiert werden. Bei der Hochzeit im Doppelkopf würde man vom Findungsstich sprechen. Wichtiger ist die Atmosphäre des Spiels, die Dynamik der Mannschaft oder - noch mal im Doppelkopf-Vokabular: der Flirt. Mit der Mitspielerin wie mit der Gegnerin. Und die deutschen Damen? Es gibt Frauenfußballspiele, die begeistern. Ich sage es gleich vorweg: dieses gehörte für mich nicht dazu. Selbst wenn in den letzten Minuten die Tore plötzlich purzelten (und verdienterweise nicht von den arrivierten Stürmerinnen geschossen wurden) bleiben mir im Kopf doch die unzähligen Gelegenheiten hängen, da man entweder so lange um den gegnerischen Strafraum herumspielte, bis der Ball im Aus landete oder trotz Distanzen von nur ein paar Metern und gähnender Absenz von norwegischen Abwehrspielerinnen das Tor nicht getroffen wurde. Den deutschen Damen fehlt ein Knipser. (Oder sollte es an dieser Stelle Knipserin heißen?) Ich komme nicht umhin, an dieser Stelle mal wieder an Conny Pohlers zu denken, die eine entsprechende Spritzig- und Kaltblütigkeit immer wieder unter Beweis stellen konnte. Und doch: die deutsche Mannschaft präsentiert sich als Kollektiv, das trotz unzähliger Rückschläge nicht aufhörte, gegen das norwegische Tor anzuarbeiten und die Treffer schließlich mit frischen Kräften in den letzten Minuten regelrecht erzwang. Sie präsentierten sich als Mannschaft, die zwar noch mit Abstimmungsproblemen arbeitet, aber keinen Zweifel aufkommen lässt daran, dass sie sich als Gruppe bereits gefunden hat. Was mir jetzt noch fehlt, ist das Augenzwinkern, das zu jedem Flirt dazugehört.

2 Kommentare:

  1. Man hat einen Knipser. Martina Müller! Ausserdem ist Inka Grings ja nun wirklich für ihre Torgefährlichkeit bekannt. Ich denke, sie wirds im nächsten Spiel zeigen.

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  2. Stimme ich sofort zu - bezog mich auch eher auf die aktuelle Aufstellung mit dieser Bemerkung. Und bei Grings, ihre Verdienste in allen Ehren, gabs echt den Totalausfall in diesem Spiel - aber eben mit Hoffnung darauf, dass sie sich selbst darüber ärgert und gegen Frankreich ihr Können zeigen wird. Mayte

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