Die Plakatserie zur WM 2011 lenkt die Aufmerksamkeit auf die Sache der Frau. Sache der Frau ist auch Fußball. Oder Fußball auch Sache der Frau. Sachte gesagt ist die Sache aber nicht einfach. Denn den Fokus auf die Sache zu lenken, also auf den Kern der Sache, den Sachinhalt oder die Sachaussage, führt meist, wie auch hier, zu gehobener Mehrdeutigkeit. Welche Art der Inspiration hinter dem Motto der Frauen WM steht, bleibt Sache der Werbeagentur. Der Leser sollte sich aber nicht auf eine hermeneutische Lesart zurückziehen. Denn was der Autor uns damit sagen will, ist alles andere als im Kern der Aussage verankert.
Zunächst fällt der Blick gar nicht auf des Pudels Kern. Vielmehr ziehen die Plakate Aufmerksamkeit durch die prominente Überschrift und Prominenz – immerhin freuen sich hier Michael Ballack, Joachim Löw und Bastian Schweinstieger neben und mit Anja Mittag, Silvia Neid und Steffi Jones auf das Sommermärchen, die WM 2011. Die Stimmung auf den Postern ist gut und vermittelt Integrativität. Ein großes Familienevent eben.
Betrachten wir die Plakate jedoch in Serie, kriegen wir den roten Faden der Sache zu fassen. Dass es hier gerade nicht um sächliches geht, ist offensichtlich. In der Äußerung steckt der Versuch der Emanzipation: Frauen können Fußball spielen, viel besser auch, als gemeinhin angenommen und viel zu gut, um weiterhin im Schatten der männlichen Stars zu stehen. Daher versucht man es auf den Postern eben mal nebeneinander. Doch wie so oft kommt der Emanzipationsversuch nicht ohne Paradox daher: Selbst wenn die Männer sich freundschaftlich neben ihre Kolleginnen stellen, wirft dies(es) auch seinen langen Schatten über die Frauensache. Überhaupt, ein Begriff des inhaltlichen Tiefgangs! Eine kurze Suche zur Sache der Frau ergibt Kosmetik, Make-Up, Figur, Partnerschaft, Schönheitsfarm, Ernährung, Lifestyle- und Wohlfühlprodukte.
„Webstühle sind Frauensache, Gemeindeversammlungen nicht.“ sprach der griechische Komödiendichter Menander zu einer Zeit, als Frauen und Sklaven im Theater zusammen in den hintersten Reihen sitzen mussten. Und mit dem französische Historiker Jules Michelet (1798 - 1874) fügen wir hinzu: „Des Mannes Sache ist es, zu verdienen, Sache der Frau, richtig auszugeben.“
Was des einen und was der anderen Sache ist, haben unsere gesellschaftlichen Stereotype längst festgeschrieben. Wer verdient und wer ausgibt, wenn es auch noch so unverdient ist. So bleibt dem Manne die Pogo-Rausch-Arena und dem Weibe das Fußballfamilienfest. Dem Manne bleibt, das Bild zu zeichnen, dass die Frau dann auch mal borgen darf.
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