Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Montag, 27. April 2009

My B/log has something to tell you about... In eigener Sache

Das Projekt Spielfeldschnitte trägt das ›Projekt‹ nicht von ungefähr in seinem Titel. Wir verstehen unter einem Projekt kein abgeschlossenes Produkt, dass wir auf dieser Seite präsentieren, sondern vielmehr diese Seite als Forum eines Prozesses, der sich fortwährend selbst reflektieren muss, um nicht zu einer monolithischen Pseudo-Wahrheit zu werden. Dieses Projekt lebt auch von den Kommentaren und Sichtweisen derer, die auf diese Seite zugreifen. Bisher haben wir sehr positiven Zuspruch bekommen, über den wir zunächst überrascht waren, über den wir uns dann sehr gefreut haben und der uns vor allem auch ermutigt hat. Inzwischen haben wir jedoch auch einige kritische Kommentare erhalten, die unsere ironische Ader problematisieren. Auch wenn wir unsere kritische Grundhaltung als kulturwissenschaftliche Grundeinstellung weiterhin verteidigen werden, erlauben uns diese Kommentare einen Blick auf ein gewisses Grundproblem des Frauenfußballs: Neben den Darstellungen des Frauenfußballs, die wenig Facettenreich sind und die wir kritisieren, tut sich eine riesige Leere auf. Die Wirkungsmacht des Bildes im Falle des Fußballs möchte wohl niemand bestreiten. Neben dem kultischen, rauschhaften Stadionerlebnis (und auch das ist im Frauenfußball eben noch kaum gegeben) konstituiert sich die Wirkungsmacht von Fußball durch Bilder. Vilém Flusser sagt, »Darstellen heißt entweder, ein Abbild von dem machen, was ist, oder ein Vorbild für das, was sein soll«. Im Falle des Frauenfußballs ist ›ein Abbild sein‹ recht schwer, denn – wie in allen Sportarten – sind die Männer eben doch den kleinen Tick schneller, viel wichtiger aber: der Männerfußball in Deutschland erreicht vielleicht am ehesten noch die ritualisierten Gemeinschaftszusammenkünfte in griechischen Theatern. Sollen die Fußballspielenden Frauen immer wieder vergeblich an dieser Eingangstür klopfen? Oder soll ihr Fußball etwas ›ganz anderes‹ sein? Wie also Vorbild werden, wie also Vorbilder produzieren für den deutschen Fußball? Das ist auch eine Frage, mit der sich das Projekt Spielfeldschnitte beschäftigen möchte. Auf www.womensoccer.de sind wir vor einiger Zeit auf einen Wettbewerb für ein alternatives WM-Logo gestoßen [http://www.wmlogo.de/] und hieran möchten wir für uns diese Frage entzünden: Was könnte eine Alternative sein zu ›20Elf von seiner schönsten Seite‹? Diese Frage, wir denken über sie schon seit Tagen nach, ist eben keine einfache. Doch weil wir ein Projekt sind, weil wir (Denk-)Prozesse vorstellen wollen, haben wir uns nun entschieden, bis Ende 2009 (dann muss der Vorschlag eingereicht werden) all unsere Zwischenstände hier als Versuche zu zeigen, sie für alle Kommentare und Hinweise zugänglich zu machen, um ein gemeinsames Nachdenken darüber anzuregen, warum es nicht einfach ist, Frauenfußball zu bebildern und wie es vielleicht möglich sein könnte.
(unser erster Versuch muss noch eingescannt werden, aber morgen ist er da...)
Rosa und Mayte

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