Die Medienwelt um das Thema Frauenfußball ist spärlich besetzt. Aber findet man im Internet noch Foren, die sich perspektivisch voneinander absetzen, herrscht auf dem Printmarkt eine einzige Zeitschrift: das
FrauenFußball-Magazin lässt sich nur mutterseelenallein und in den wenigsten Bahnhofskiosken finden. Zwar gab es mal das Bundesliga-Magazin für den Frauenfußball, aber eine aktuelle Ausgabe desselben sucht man vergebens, und blättert man in älteren ist außer Statistiken kein Inhalt zu finden. Das FF-Magazin dagegen will mit aktuellen Reportagen aus der Welt des deutschen und internationalen Frauenfußball seit 2007 anspruchsvoll berichten. Dabei scheint das Magazin aber mehr und mehr zur Repräsentanz der einseitigen Berichtserstattung im Frauenfußball zu werden.
Viele kleine Beoba
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chtungen kommen zusammen, um diese Vermutung aufzustellen: als Analysefolie dient die Ausgabe Nummer
Vier im April 2009. Für 4 Euro hält man vom Volumen her nicht viel in der Hand und demnach sind die inhaltlichen Erwartungen groß. Bevor aber gleich eine Kritik angesetzt wird, hier eine Vorgeschichte:
Der Frauenfußball in Deutschland hat es schwer. Wenig Zuschauer, wenig Geld, wenig Qualität. So das traurige Lied. Melancholie. Es herrscht die ansteckende Frauenfußball-Depression. Was kann uns da nur retten? Nichts - schreien die einen - der Frauenfußball wird ewig da bleiben, wo er jetzt dümpelt, ohne Absturzgefahr, da die Höhen eh nie erreicht wurden. Einsatz, Konzepte, das Erkennen des Potentials - schreien die anderen - der Frauenfußball steht vor einer grandiosen Zukunft, wenn nur mal jemand mit Verstand anpacken würde. Und während sich die zwei Parteien immer weiter auf immer metaphysischeren Ebenen anschreien, ebnet sich eine dritte Partei ganz still und leise den Weg durch die Mitte, weder Pro noch Contra aber auf jeden Fall dabei: die Ehrenamtlichen. Ja, der Frauenfußball lebt von dem Engagement der Ehrenamtlichen, die sich meist aus den Höhen des handfesten maskulinen Sports erbarmen auch Programm für die weiblichen Mitglieder der VfLs, FCs und SpVggs zu veranstalten. Was dabei außer angeleitete Leibesübungen zusätzlich herauskommt? Zum Beispiel ehrenamtlich gestaltete Webauftritte von und für Spielerinnen. Und bei deren Anblick mag sich mancher Ästhet die Hände vor die Augen schlagen. (Hier eine kleine Auswahl:
http://www.sandra-smisek.de/;
http://www.tina-und-pia-wunderlich.de/;
http://www.kerstin-garefrekes.de.vu/)
Warum ich das alles erwähne? Die (Online)Medienlandschaft des Frauenfußballs scheint von Ehrenamtlichkeit imprägniert (Kein Wunder, sollten doch die Akteure nicht schlechter bezahlt sein, als die sie kommentierenden). Doch beim Durchblättern des ambitionierten FF-Magazins, und hier wären wir wieder beim Thema, kann man sich einem Flair nicht entziehen, welches dem Komplex Ehrenamt ähnlich innewohnt: Amateurhaftigkeit und Eindimensionalität. Da dies für manche wie ein harscher Vorwurf klingen mag, möchte ich die Zuschreibung versuchen sachlich zu erklären:
Amateurhaftigkeit kann sich unterschiedlich ausdrücken. Das Gefühl einer solchen mag durch das Layout, die Syntax oder den Inhalt evoziert werden. Leider stolpert man in Ausgabe 4 auf allen drei Ebenen über Anzeichen auf Amateurhaftigkeit.
Am augenscheinlichsten wird dies auf Ebene des Layouts gleich auf dem Titelbild, denn wer dort abgebildet ist, ist nicht etwa die gezähmte Rebellin Inka Grings, wie in großen Buchstaben als erste Ankündigung zu lesen, sondern die, nicht namentlich auf dem Cover erwähnte Linda Bresonik. Dass ein Name in der Schlagzeile eigentlich sofort mit einem daneben stehenden Bild vom Rezipienten verlinkt wird, müsste eigentlich jedem im Kontext von Medien beschäftigtem klar sein.
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Nur kurz angedeutet werden soll die unschöne Werbung des eigenen Verlags auf Seite 4, die mit unterschiedlichen Auflösungen in der Grafik aufwartet. Dass für das Layout ein Freiberufler eingesetzt wurde, ist lobenswert und lässt nur vermuten, dass der Verlag über die Auflösung mancher Seiten dann doch wieder sparen wollte.
Da es interessant ist, überhaupt mal etwas über den Frauenfußball zu lesen, kann man wahrlich kein Ranking über die kreative Auseinandersetzung mit der Form des Printjournalismus aufstellen. Doch wünschte man sich etwas mehr Konzentration für Syntax und Ausdruck. Es ist gerade in einem Frauenfußball-Magazin kein einfacher Fauxpas das Indefinitpronomen “man” mit doppeltem “n” zu schreiben. Und einleitende Sätze, wie “Frauen machen längst alles selbst, auch Fußball spielen oder Trecker fahren”, dient weder zur Unterstützung eines arbeitspolitischen Diskurses, sondern reiht sich selbst in die bedeutungskonstituierenden Klischees ein.
Ein Magazin inhaltlich anzugreifen, gleicht fast dem Ansetzen der Säge an einem Stamm, unmittelbar über der Wurzel. Deswegen möchte ich hier zuallererst erwähnen, was mir wirklich gefallen hat: Der Artikel auf Seite 18 über Ex-Nationalspielerin Sissy Raith über den Einstieg in den Männerfußball als Trainerin in der Bezirkoberliga kann wahrlich als interessanter Einblick und Perspektivisch außerhalb des Mainstreams gewertet werden, vom Titel mal abgesehen (”Auf geht´s Buam!”). Leider sind die anderen Artikel weder zum guten, noch zum schlechten erwähnenswert. Außer zweien, über die sich empört werden muss: insgesamt drei Seiten werden an Themen verschwendet, die mit dem Frauenfußball nur entfernt was zu tun haben: ein eher Sportmedizinischer Artikel über Allergien, sowie eine dreiste Werbung des Verlags, der ein Buch über Futsal herausbrachte: Autoren des Buches sowie des Artikels, Mittelpunkt der Fotos, sowie des Covers: Männer. Hätte man dies nicht irgendwie anderswo unterbringen können...?
Die Eindimensionalität zeigt sich in mehrfacher Hinsicht besonders im Umfeld des Heftes. Zum einen kehren ständig die selben Autoren wieder, die genauso auf den einschlägigen Internetpräsenzen wortführend sind. Zum anderen besteht eine Hälfte der Autoren aus dem direkten Umfeld des Verlages, wie etwa Kathrin Albrecht aus der Redaktion desselbigen. Beide Aspekte sind gerade für ein Magazin des sogenannten “Randsportes” nicht unbedingt etwas besonderes, sowie akzeptabel, wenn auch schade für die Vielfalt der Ansichten. Dennoch: haarsträubend hat sich dem Magazin wohl eine Lobby eingeschlichen, die sich vielleicht grob mit DFB-nah, oder äußerst DFB-nah, oder DFB, bezeichnen ließe. Vorweg, noch unauffällig in ihrer Funktion, Chefredakteurin Martina Voss, Trainerin beim FCR Duisburg, Ansprecherin der Probleme im Frauenfußball in ganzen drei Absätzen mit den abschließenden Worten “Mal sehen”. Genausoviel Raum bekommt auch die Werbung für das Uefa-Cup Spiel des FCR Duisburg - Zufall? Zu der zusätzlichen Ankündigung des Spiels auf dem Cover, sowie der Doppelseite Vorbericht der Kommentar von Voss, es sei ihr an Rummel schon fast zu viel. Vielleicht hätte man doch mehr Platz der Problematik der Liga einräumen sollen. Doch Martina Voss beiseite, stark wird die Geschichte ja erst, wenn die untergründige DFB-Politik selbst sichtbar wird: Bei der Vorstellung Steffi Jones´ und dem, ach so wenig kommentierten, Geldsegen für die Bundesligisten. Und das wäre unbedingt zu verschmerzen, würden nicht zwei (!) Doppelseiten der Entwicklung des TSG Hoffenheims gewidmet, deren Frauenabteilung zufällig unter der Leitung von Theo Zwanzigers Sohn
Ralf Zwanziger steht und die zufällig auch einer der Spielorte zur WM 2011 sind...
Unterm Strich viel verschwendeter Raum, darüber hinaus Sprachspiele über dem Aushaltbarem (70% davon wurden dem Leser dieses denk.anstoß erspart) und nur ein einziger Satz hierfür: “Ihr (Julia Zumdick, U17-Nationalmannschaft) Vorbild ist Kerstin Stegemann.” Dabei ist es Phänomenologisch als kleine Sensation anzusehen, dass junge Spielerinnen ihre Vorbilder im Frauenfußball finden. Aber das ist einen eigenen Artikel wert...
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Den letzten Satz soll Chefredakteurin Martina Voss mit diesem Sprachschnitzer bekommen, über den wir uns köstlich amüsiert haben: “Fakt ist: Inka Grings ist ein TYP und leider haben wir im Frauenfußball zu wenig davon.”