Zum
dritten
Mal ziert eine deutsche Fußballerin das Titelblatt der BILD: Das
haben vor
Steffi Jones nur Nadine Angerer und Uschi Holl geschafft.* Ganz
dunkel erinnern
wir uns vielleicht, es gab da auch mal Fatmire Bajramaj und Anja
Mittag mit
schwarz-rot-goldenen Fingernägeln, aber davon will heute keiner
mehr was wissen
(zumindest nicht bei BILD), denn immerhin spielte die Lira bei
der letzten WM
trotz Nationen-Darling-Image halt leider richtig schlecht (oder
gar nicht) –
und wer ist schon Anja Mittag? Um aber doch dran zu bleiben
an diesen
Fußballerinnen, die trotz No-Money-Politik irgendwie immer
noch Fußball
spielen hat BILD eine neue Strategie ersonnen: Your own not so
private Outing
sponsored by BILD:
"Unsere
Fußball-Kaiserin
Steffi Jones (40) zeigt uns ihre große Liebe - es ist eine
Frau!"
Oder:
Es ist
eine Titelseite!
Zwei
Dinge
sind an der Berichterstattung, die der BILD Titelseite folgte,
bemerkenswert:
1.)
Da es
dann doch irgendwie gar nicht mehr so wahnsinnig bemerkenswert
ist, wird wieder
mal viel über die männlichen Fußballer gesprochen. Ob sie’s
sollen oder wollen,
können oder dürfen. Müssen oder lassen müssen.
2.)
Die
Berichterstattung war einheitlich: Tolerant, respektvoll,
freudig, überrascht –
huch!?! Ach, Steffi, wie schön, wir setzen dich und Nicole
gleich in ein Herzchenpasspartout.
Denn es ist ja alles so herrlich.
Fragen
wir
uns kurz:
Was
hat es
auf sich mit jenen Lesben, die aus der Kammer kommen und den
Schwulen dieses
Landes sagen, ›mach das mal lieber nicht‹?
Sozusagen
im gleichen Atemzug? Out-ing und In-ning als zwei Seiten einer
Medaille? Und
welche Rolle spielen dabei eigentlich wir Journalist_innen, als
Medium zwischen
Innen (Kennt denn nicht jede_r mindestens einen Namen?) und
Außen (Sportsball)? Und wie
kam es
eigentlich, dass dem Frauenouting inzwischen so eine Patina der
Heiligkeit
anhängt, dass weder irgendjemand Steffi Jones danach fragt, wo
ihre
Homosexualität denn eigentlich in ihrer Biographie (Der Kick des Lebens) auftaucht, noch bei all der aufgeregten Unaufgeregtheit irgendwo thematisiert wird, dass Outings (ob bekannte oder nicht bekannte Personen) immer noch und aus vielfältigen Gründen nicht mal so eben aus dem Ärmel geschüttelt werden?
Man
verstehe
mich nicht falsch:
Ich
freue
mich erstens sehr für Steffi Jones, dass es ihr offenbar gut
geht und sie
diesen Schritt für sich und ihre Beziehung gehen konnte. Und
vielleicht auch für "das große Ganze". Und obwohl man geneigt
sein könnte zu sagen: ›war auch überfällig‹, ist
dies
schlussendlich nichts, was man irgendwem von Außen antragen und
aufbürden darf.
Ich
freue
mich zweitens darüber, dass sich seit der sogenannten und
sicherlich für alle
Beteiligten ziemlich furchtbaren ›Liebesdreieck‹-Medienschlachtung 2006 und Steffi Jones´ Meinung zu dem Thema von vor zehn Jahren („Man wird keine Spielerin finden, die sich outet.“ Zu groß sei die
„Angst, dass sie dann nicht mehr nominiert werden, keine Sponsoren mehr
finden oder später Trainerlizenzen nicht erhalten.“)
doch
einiges verändert zu haben scheint.
Aber
zugleich scheinen mir doch einige Fragen vor lauter
Erleichterung ungestellt zu
bleiben.
Z.B.:
Bietet
BILD
nach einem Testlauf diesen Service vielleicht auch bald für
Männer an?
Und wie lange müssen solche boulevardesken Titelseiten noch erscheinen um nicht mehr erscheinen zu müssen?
*Zumindest auf diese Weise und
im
übertragenen Sinne.
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