Das Projekt Spielfeldschnitte
Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)
Montag, 28. Mai 2012
Dienstag, 22. Mai 2012
Dunkelroter Platzverweis: In Hamburg sagt man Tschüß...
Nie mehr 1. Liga an der Hagenbeckstrasse? |
Lange brodelte es schon in der Gerüchteküche. Gestern gab der Vorstand des Hamburger Sportvereins dann bekannt, dass das Frauenteam weder weiter in der 1. Liga, noch in der 2. Liga spielen wird.
Finanzielle Gründe seien der Auslöser heißt es von offizieller Seite. Durch die Blume gesprochen bedeutet das: die Männer haben eine unterirdische Saison gespielt, sind knapp am Abstieg vorbeigeschlittert und haben im Millionengeschäft Bundesliga herbe Verluste verursacht. Und das Team, das seit Jahren solide den Bundesligabetrieb der Frauen bereichert muss dafür bluten.
Das klingt nach einer Sparpolitik, die lieber die Reichensteuer verhindert, als für soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Deshalb ist es auch absurd, dass der Vorstand den Rückzug nicht als Anti-Frauenfußball verstanden haben will. Die waren dem blau-weißen Funktionärspatriarchat schon immer eher ein Dorn im Auge - viel Geld gab es nie und der hinterletzte Maulwurfsacker war gerade gut genug für´s Training.
Ausgerechnet jetzt die Mannschaft aus der Liga zurück zu ziehen macht so wenig Sinn wie ein Kühlschrank am Nordpol. In den letzten Jahren wurde endlich mal ein wenig in die Frauenabteilung investiert, neue Stellen geschaffen. All das wird einfach in die Tonne gekickt. Man kann es Kurzsichtigkeit nennen, aber auch einfach Dummheit. Angekündigt hatte sich die absolute Abwesenheit von Sinn und Verstand schon vor einem Jahr, als der Vorstand es für überhaupt nicht im mindesten für fragwürdig hielt, das 2. Team der HSV-Frauen vom Ligabetrieb zurück zu ziehen - unmittelbar nachdem diese äußerst erfolgreich die Meisterschaft in der 2. Liga gewannen. Auch hier das Argument: sparen. Das alles ruft böse Erinnerungen an die Vereinspolitik des FSV Frankfurt hervor, als das Traditionsteam von Prinz, Smisek und Co. vor sieben Jahren zugunsten des Männerteams die Treppe hinunter gestoßen wurde. Sollte man hier wie da über Diskriminierung sprechen?