Das Projekt Spielfeldschnitte
Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)
Samstag, 9. Juli 2011
My B/log has something to tell you about: Ein viertel Finale
Die Angst vor dem Viertelfinale. In der Vorrunde schien alles noch machbar und auch einen kleinen Fehltritt, ein Unentschieden oder sogar eine Niederlage hätte man sich leisten können. Jetzt kommt das erste Spiel in der KO-Runde und zum ersten Mal wirklich die Gefahr zu stolpern, zu fallen und keine Chance mehr zu haben aufzustehen. Nicht auszudenken, sollte das deutsche Team ausscheiden! Die Feuilletons müssten sich im Rekordtempo ein neues Thema suchen (immerhin planen ja alle schon bis zum Weltmeisterinnentitel). Kein Kolumnist würde mehr ein schlechtes Gewissen haben müssen. Theo Zwanziger würde sich nicht wie ein kleines Kind freuen und Annike Krahn und Ariane Hingst busserln. Die Coaching Zone wäre am Ende.
Wie kann man die Japanerinnen schlagen, die derzeit in einer so guten Form auflaufen? Als man sie gegen Mexiko spielen und zugleich die ersten beiden Vorstellungen von England sah, war der Wunsch groß, die Engländerinnen würden nur den zweiten Platz der Gruppe erreichen. Die Japanerinnen präsentierten sich klug und souverän aufgestellt, mit gefährlichen Offensivkräften und einem starken Rückhalt in der Hintermannschaft. Doch im direkten Vergleich mit England veränderte sich das alles wieder: Die Engländerinnen knackten den japanischen Zusammenhalt und gewannen hochverdient. Sollten Neids Team heute vielleicht englisch spielen?
Wichtig sollte vor allem sein: Die Innenverteidigung muss die Torgefährlichsten unter Kontrolle haben. Homare Sawa, die dreifache Torschützin gegen Mexiko, ist eine der ersten Kandidatinnen. Gefährlich sind stets auch Kozue Ando und Shinobu Ohno, Linda Bresonik (oder Bianca Schmidt?) muss sich auf der rechten Seite mit Aya Miyama messen. Ein erstes Beispiel kann man sich in der Verteidigung an den Englängerinnen nehmen, die der starken Offensivriege wenig Raum und Möglichkeiten ließen. Ein zweites Beispiel an Äquatorialguineas Bruna, die zur Bewachung Martas selbst zum kurzen Gespräch mit dem Trainer an die Außenlinie mittrabte (nur zur Klärung: Mann- bzw. Fraudeckung soll hier nicht das Vorbild sein, wohl aber selbstloses laufen-laufen-laufen).
Sind die Räume hinten also dicht, entlasten auch Kulig und Laudehr wechselweise durch das Ausschalten von Sawa und Sakaguchi die Innenverteidigerinnen Krahn und Bartusiak, dann kann einem schnellen Offensivspiel nichts mehr im Wege stehen. Wie England sind auch die Deutschen den Japanerinnen physisch überlegen. Besonders über schnelles Flügelspiel sollte Druck aufgebaut werden. Wenn Kerstin Garefrekes an ihre Leistung aus dem ersten Gruppenspiel wieder herankommt, dürfte das über rechts kein Problem sein. Eine Melanie Behringer (sofern wieder spielfähig) könnte ebenfalls ihre Qualitäten auf der Außenbahn ausspielen und mit ihren Flanken und Schüssen aus der zweiten Reihe den Japanerinnen zusetzen.
In der Offensive wird Silvia Neid, es sei denn sie macht wieder die Undurchschaubare, wohl nichts verändern. Grings hat im letzten Spiel überzeugt und Mbabi bisher konstant gute Leistung gezeigt. Die Kombination von Grings´scher Härte und Mbabi´scher Leichtigkeit kann durchaus ein Erfolgsrezept für das Aushebeln der japanischen Defensive sein. Aber auch ein wiedererstarkte Birgit Prinz scheint der perfekte Spielertyp um die Japanerinnen zu überrumpeln.
Die Strategie also: 1. Die Räume hinten so dicht machen, dass auch die Grashalme keine Luft mehr kriegen. 2. Die Japanerinnen in der eigenen Hälfte durch Schnelligkeit und körperliche Überlegenheit ausspielen und die dort entstehenden Räume so nutzen, dass auch die Grashalme dort keine Luft mehr kriegen. 3. Für Birgit Prinz aufstehen und applaudieren, wann immer es sich ergibt (am liebsten natürlich bei ihrer Einwechselung). Nur wenigen gelingt es eine solche Größe zu zeigen, wie Nadine Angerer es treffend gesagt hat.
Und dann darf der Theo auch gerne busserln, was nicht bei Drei in der Kabine ist.
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