Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Donnerstag, 25. November 2010

Coaching Zone: Deutschland - Nigeria

Heute möchten wir unsere Coaching Zone unter die einleitenden Worte unserer Expertin Nia Künzer stellen:
„Die Birgit, die ich liebe ist noch so heiß wie mit 16, 17, 18...“

Heiß war es heute in Leverkusen tatsächlich nicht. Dicke Regentropfen drohten, Nia Künzer schon am Moderationstischchen zu erschlagen. Die Nigerianerinnen (immerhin Afrikameisterinnen) waren gleichermaßen unter dem Joch des Wetters: In tiefen Kälteschlaf verfallen standen sie neben sich und den deutschen Spielerinnen auf dem Platz herum und bescherten uns Tore im Minutentakt, die so schnell aufeinander folgten, dass man das Spiel fast ausschließlich in Rückblenden verfolgen konnte. Minute 4, Minute 5, Minute 6. Grings, Garefrekes, Grings.

Sodann eine Phase der Ruhe im Spiel, die uns klarmacht: Das Stadion ist so leer, dass man sogar hören kann, wie am Nil die Krokodile die Gnus ins Wasser ziehen. Ab und zu durchzieht ein hysterischer Schrei der nigerianischen Torfrau die Stille, und dann:

Birgit Prinz: Tor! Heute eine Prinz! Wenn ich wäre, was ich bin, dann wär ich Königin!

Während drei Fans die Laola-Welle machen, nehmen wir uns die Zeit, die Aufstellung auf dem Platz zu beurteilen: Das Projekt Spielfeldschnitte freut sich an Verena Faißt und ihrem unprätentiösen, gleichwohl mutigen Spiel nach vorne und wünscht ihr, dass das Bianca-Schmidt-Los (Draußen bin isch / warum weiß ich nisch) an ihr vorüber gehen möge. Babett Peter kann eh rechts wie links und sollte mit dem Flexibel-à-la-Philipp-Lahm-Preis ausgezeichnet werden.
Doch ach: Das Zentrum der deutschen Innenverteidigung (Ariane Hingst) humpelt im Innenkreis herum, während Goeßling und Bartusiak sich als Liberohybrid versuchen.

(42. Minute: Die Fußballprinz is on fire! Hot wie ne Chillischote! )

Ich melde noch mal Zweifel an, dass diese Verteidigung einem wirklichen Gegner standhalten würde. Über Mittelfeld und Angriff möchte ich nichts mehr schreiben. Es gibt so viele tolle Spielerinnen, dass man eigentlich bei egal welcher Aufstellung jemanden vermisst. Ich schlage daher einfach vor: besetzt die Abwehrkette in der zweite Halbzeit mit Melanie Behringer, Kim Kulig, Linda Bresonik und Martina Müller. Wenn die Kiste vorne brummt, kratzt es uns hintenrum doch auch nicht mehr.

Die zweite Halbzeit bestätigt die erste: Die deutschen Damen ackern ohne Unterlass. In der 60. Minute entertaint der Poppstar die 8.100 Gäste mit dem 6 : 0. Ariane Hingst erwischt fünf Minuten später die Latte. In der 70 Minuten funktioniert die Abseitsfalle der Nigerianerinnen erneut .... nicht. Und doch: wenn Nadine Angerer gegen die Erkältung kämpfen muss, dann ist ein solches Spiel nicht wirklich spannend. Und auch Bernd Schmelzer fällt nichts mehr ein, außer mit Deutschland den potentesten Superdecker zu suchen (der DSDS Vergleich ist ebenso mies wie der "3,2,1 Meins" - Spruch. Hat Schmelzer heute zu viel Pro7 geguckt?).
Wir enden mit einem verdienten 8 : 0 und haben uns doch langsam in einen wohligen Winterschlaf gehüllt.

Liebe Freundinnen und Freunde des Projekts Spielfeldschnitte: Wir schließen die Coaching Zone für ein halbes Jahr und lesen uns alle wieder, wenn es mit unserem inoffiziellen Motto heißt:

2011 zählt nur eins: Die Frauenfußball-WM!

1 Kommentar:

  1. ohh, mag mir einer sagen, was es mit dem "wenn ich wäre, was ich bin, dann wär ich königin" auf sich hat? wer hat das gesagt, woher ist das?

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