Das Projekt Spielfeldschnitte

Pünktlich zur Fußball Europameisterschaft der Männer 2008 konnte man in Filialen einer großen deutschen Bäckereikette ein Kuchenstück erwerben, das sich als Alternative zu Bier in Plastikbechern verstand: ein Sahnetörtchen namens Spielfeldschnitte. Das Projekt Spielfeldschnitte nahm diese Beleidigung, diese Herausforderung und diesen Namen an. Seitdem verstehen wir uns als kreative und humorvolle Begleitung der deutschen Fußballnationalmannschaft und als längst fälligen Beitrag zu einer Frauenfußball-Kultur. Wir bieten nicht nur messerscharfe Analysen zu allen Länderspielen, wir sind die kulturwissenschaftliche Stimme in der Stille des Blätterwaldes, wir sind das Theater, das um den Frauenfußball aufzuführen ist, wir wollen die Welt verändern und schreiben darüber. „My (B)Log has something to tell you.“
(The Log Lady, Twin Peaks)

Freitag, 21. Mai 2010

My b/log has something to tell you about... Finale ist, wenn die Sonne scheint!

Unter den Dingen, die ein Fußballherz sehr erfreuen, befindet sich auch der packende Wettkampf in den Pokal-Turnieren. Die K.O. Runden bieten andere Spannungen als die Ligen, da das Ergebnis immer direkte und unmittelbare Konsequenzen mit sich zieht. Deshalb können dort auch schwächere Teams, die im kontinuierlichen Ligabetrieb vielleicht nicht kontinuierlich ihre Form halten können, in den möglichen 120 Minuten plus Elfmeterschießen ein Formhoch erwischen, dass weitaus mehr Folgen hat, als drei Punkte für die Endabrechnung.

Zu den Dingen, die ein Fußballherz noch mehr erfreuen, zählt, wenn es nur ein entscheidendes Spiel gibt. Schließlich kommt man zu dem Spiel, um danach einen Sieg zu feiern oder einen Verlust zu betrauern. Und nicht um zu rechnen. Die ermüdende Hin- und Rückspiel Regel der Uefa inklusive Auswärtstorregelung, die teilweise auch national angewendet wird, wurde sicher nicht ohne Sinn und Verstand eingeführt. Und trotzdem hat so ein Modus im Finale nichts zu suchen. Noch im letzten Jahr spielte der FCR Duisburg im Finale das Rückspiel im eigenen Stadion mit einem 6:0 Sieg aus dem Hinspiel im Nacken. Heraus kam ein 1:1.

Dieses Jahr wurde das Finale unter dem neuen Namen der Champions League erstmals in einem Spiel entschieden. Was das an Spannungszuwachs für alle Beteiligten bedeutet, konnte man gestern am Abend zu bester Zeit live im Fernsehen verfolgen. Turbine Potsdam gewann den Pokal nach einem packenden Elfmeterthriller gegen Olympique Lyon mit 6:7.

Wie wichtig die Dramaturgie eines Finalspiels für das Ereignis ist, zeigte auch das DFB-Pokal Finale am letzten Samstag. Vor einer komplett veränderten Kulisse fühlte es sich auch hier so an, als ginge es wirklich um alles oder nichts, und vor allem um das Geschehen auf dem Platz. Genau hier und genau in diesem Moment.

Die Endspiele in den Vereinswettbewerben des Frauenfußball gewinnen rasant an Bedeutung. Immer mehr wollen sie sehen und immer mehr wollen möglich machen, dass sie zu sehen sind. Umso seltsamer also die Diskrepanz in den Mitteln, mit welchen die Dispo der nächsten anderthalb Jahren versucht, dem Frauenfußball in Deutschland eine grandiose Zeit zu verschaffen. Der Fokus liegt dennoch unbestreitbar auf der Weltmeisterschaft 2011, was dazu führt, dass nicht nur die Bundesliga früher aufhören muss. Auch der DFB-Pokal soll schon im März ausgetragen werden. Aber echte Freude mit den Siegerinnen kann doch selbst der hartgesottenste Fan nur empfinden, wenn man nicht mitbibbert bei den unterkühlten Bierduschen. Finalstimmung hängt doch einfach zu stark mit einem Gefühl nach Sommer zusammen. In diesem Sinne kann man nur hoffen: „Sommer! In diesem Sommer schon im März!“

5 Kommentare:

  1. ich komme schon gar nicht mehr dahinter, in welchen Pokalen die Deutschen Frauen alle erfolgreich sind...
    Aber immerhin werde ich davon auf Tagesschau.de rechtzeitig informiert (gelgentlich sogar früher als hier ;)

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  2. (dafür bekommen die KollegInnen von tagesschau.de auch Geld und wir nicht ;)

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  3. ich seh das auch nur als gutes Zeichen, dass die Aufmerksamkeit da weiter steigt!

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  4. Ich befürchte, dass es dem FF, wie in dem alten Gassenhauer "Video kill the Radiostar" gehen wird.
    Seit zig Jahren liegt allein auf der FF-Natio das Haupt-Augenmerk des DFB, und der Massenmedien.
    Jetzt beginnen sich so langsam auch die FF-Vereine zu "emanzipieren".
    Dies wurde vor allem von den Radio-, und TV-Stationen komplett verschlafen.
    Und jetzt soll also der "Hauptfokus" auf die WM 2011 gelegt werden.
    Nun werden wir also bald ein altes Liedchen, mit einem neuen Text anstimmen; "Natio kill the Clubsoccer"!!!

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  5. Hallo Dexy,
    da hast Du recht.
    Vor allem deswegen schade, weil die letzten Vereinsspiele wirklich Lust auf mehr machen. Aber vielleicht gelingt es ja noch einen ausgewogenen Fokus auszubilden.

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